Review

Mordsspaß mit Jean Renoir

Ein hervorragender und doch etwas unterschätzter Renoir aus seiner "frühlinken" Zeit: "Das Verbrechen des Herrn Lange" erzählt in Rückblenden von einem Mörder, seinem Mord und den Beweggründen, die dorthin und zu seiner Flucht führten...

Aktion und Reaktion

Jean Renoir ist einer der Meister des Kinos, nicht nur des französischen, und definitiv auch einer meiner liebsten Regisseure. Immer intelligent, immer charmant, immer verschachtelt aber nie zu verkopft, verknüpft er elegant Genres und seine Kamera... seine Kamera gehörte zweifellos zum Besten, was das Kino je gesehen hatte und war seiner Zeit weit, weit voraus. Thematisch und stilistisch und mutig war es das genauso. Und so kann man Renoir in seinen besten Momenten neben jeden Großkaliber der Filmhistorie stellen, ohne dass er auch nur einen Meter nachstehen müsste. Und "Das Verbrechen des Herrn Lange" ist vielleicht nicht sein ganz großer Höhepunkt - doch ein minderes Werk noch viel weniger! Renoir spielt hier mit einer klassischen Krimigeschichte und erweitert diese - ohne die Laufzeit auch nur im Geringsten zu dehnen! - um doppelte Böden, gesellschaftliches Augenzwinkern, Schuldfragen und linkspolitische Zweige des Proletariats. Die Kamera und der Look sind mal wieder absolut magisch. Auch mancher Cut, manche verspielte Überblende und Schnitttechnik sind verblüffend. Nicht nur für seine Zeit. Da hat auch Welles ganz genau hingeschaut. Der Bösewicht ist schlicht sensationell. Und so schafft er es einer Krimikomödie eine ansteckende Energie, Kurzweile und Lebendigkeit zu verleihen, die Ihresgleichen sucht. Bis heute. Und in den 1930ern kam da selbst Hitchcock noch nicht heran. Flott, clever, mehrschichtig. 

Spielerisches Schuldbekenntnis

Fazit: deutlich mehr als nur Krimi, Komödie, Kleinod und Fingerübung... selten hatte ein "einfaches" Verbrechen mehr Charme, mehr zu sagen, mehr Witz und Gesellschaftskritik. Ohrfeigengesichter und Ottonormalverbrecher. Ganz wunderbar!

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