Filme aus Südkorea sind immer einen Blick wert und haben unter Cineasten meist Hochkonjunktur. Oft besticht ihre gute Mischung aus handwerklicher Qualität, visueller Kompetenz und einer gewissen Schrägheit und oft expliziter Gewalt. THE BERLIN FILE wird wohl leider die Gemüter spalten. Es gibt eine Reihe von positiven Elementen des Films, die ihn im besten Sinne mit den guten Seiten der "Bourne-Serie" vergleichbar machen, andere stellen ihn etwas in die B-Film Ecke. Gut sind von Anfang das gute Tempo, gute Darsteller dazu passende Schnitte und Musik und relativ wenige, aber harte Kämpfe und Spezialeffekte mit zeitweise hohem Gewalteinsatz.
Leider sprechen etwas dagegen die recht austauschbare Story und eine gewisse zähe Erzählstruktur und Stimmung die den Zuschauer nicht wirklich bei der Stange halten. Auch ist er mit rund 2 Stunden zu lang und man vermutet an einigen Stellen das Ende und es geht immer weiter, auch wenn das typisch für koreanische Filme ist. Auch eine Identifikation mit einer der Hauptfiguren konnte ich nicht bescheinigen. Es geht inhaltlich um den nordkoreanischen Topagenten Jong-seong der in Berlin mit seiner Frau lebt und der nach einem Auftrag von vom südkoreanischen Geheimdienst und dem Mossad gejagt wird und sich dann noch gegen einen eigenen Kollegen zur Wehr setzen muss….
Zumindest die aktuelle politische Situation von Korea wird damit gut reflektiert. Das Tempo ist zwar bis zum Ende hoch, aber irgendwie haben wir alles irgendwo schon mal besser gesehen. Die Action ist recht hochwertig gestaltet, der Schwerpunkt liegt wie gesagt nicht in der Geschichte oder den Dialogen. Es gibt nicht allzu viele, aber stets relativ realistische Kämpfe ohne übertriebenes Kung-Fu Ballett und eine Reihe von John Woo mäßigen Ballereien mit grobflächigen Verletzungen sowie ein paar recht harte Gewalteinlagen um die Kämpfe herum. Die FSK 16 wird im Vergleich zu sonstigen Filmen ganz gut ausgereizt.
Schauspielerisch sind durch die Bank solide Leistungen zu attestieren und dem typischen asiatischen Overacting wird nicht wirklich gehuldigt, zudem fehlt es meist an Charaktertiefe. Die Kameraführung selbst ist recht hochwertig wie meist in südkoreanischen Filmen. Dazu gibt Berlin eine schöne Kulisse ab, aber wirkt nach einigen Actionszenen unrealistisch verlassen und leer. Böse Zungen könnten in THE BERLIN FILE einen schwerfälligen Kommerzschicken mit unspektakulärer und selbstgefälliger Digitaloptik mit starken Schwarz-weiß Zeichnung der Story sehen.
Ich fand ihn insgesamt einigermaßen unterhaltsam wenn die Erwartungen nicht zu hoch gesteckt werden und wenn man mal wieder Lust auf einen frischen Agententhriller mit diversen Gewaltspitzen und satten Bilder hat. Einige Kämpfe sind wirklich als sehenswert zu bezeichnen. Der noch recht junge südkoreanische Regisseur Ryoo Seung-Wan hat wohl ein feistes Millionenbudget zur Verfügung bekommen. Er kann für mich mit THE BERLIN FILE allerdings nicht an seine besseren Werke wie CITY OF VIOLENCE oder NO BLOOD NO TEARS anknüpfen.
5,5/10 Punkten