Im Prinzip geht es im achten Teil des Schleswig-Krimis der Reihe „Unter anderen Umständen“ um Vorverurteilung, Selbstjustiz und Gerechtigkeit. Ein 19-jähriges Mädchen wird in ihrer Hütte an einem See (oder der Schlei, das wird hier nicht so ganz klar) bei Schleswig brutal vergewaltigt, gequält und ermordet. Der nach zwanzig Jahren Haft kurze Zeit zuvor entlassene Serienvergewaltiger Ulrich Wolf ist schnell der Hauptverdächtige, nicht nur für die Polizei, sondern auch für die Bürger des fiktiven Ortes „Löebsee“, die auch gleich eine Bürgerwehr bilden. Erst allmählich schafft es Kommissarin Jana Winter, die als so ziemlich einzige nicht recht an die Schuld des Ulrich Wolf glaubt, die Dinge neu zu ordnen und und in die richtigen Bahnen zu lenken.
Und das ist auch die Stärke dieses Krimis: Natalia Wörner verkörpert die mit einem gutem Gefühl für Gerechtigkeit und Logik versehene Kommissarin absolut glaubwürdig, und auch ihr Kollege Hamm und ihr Chef Brauner als Gegenpart kommen überzeugend rüber. Trotz der Gegensätze wird vernünftig zusammengearbeitet, das Drehbuchteam widersteht hier der Versuchung, künstlich Spannung durch lautstarke Differenzen zu erzeugen. Die Bürgerwehr wirkt allerdings überzogen, zu schnell und einfach laufen alle dem „Führer“ Lothar Seidel hinterher, keiner hinterfragt das Geschehen. Das der Vergewaltiger es nicht war, dürfte jedem klar sein, doch der wahre Täter ist dann doch eine kleine Überraschung.
An den Darstellern gibt es nicht viel auszusetzen, auch wenn hier jeder seine übliche Vorstellung abliefert. Peter Heinrich Brix als Lothar Seidel erinnert allerdings in jeder Sekunde ans Großstadtrevier, und auch Martin Brambach übertreibt hier und da etwas in Mimik und Gestik. Allein die Handlung an sich wirkt stellenweise etwas unglaubwürdig: Der Mob ist doch arg übertrieben, und warum eine 19-jährige ein Verhältnis mit einem viel älterem verheirateten (eher nicht gutaussehenden) Postboten haben soll klingt ebenso unglaubwürdig wie die Tatsache, dass ein Kommissar seine Dienstwaffe verliert, das nicht meldet und trotz Missbrauchs der Waffe letztendlich ungeschoren davon kommt.
Alles in allem gibt es hier aber spannende Krimi-Unterhaltung aus dem hohen Norden.