Mit „U.S. Seals 2“ darf sich der Genrefan über einen flotten B-Actionfilm freuen, muss sich aber mit dem typischen Stil von Isaac Florentine anfreunden.
Wie es das Gesetz des Genres so will, beginnt auch „U.S. Seals 2“ gleich mit einem Einsatz der titelgebenden Spezialtruppe. Hier soll sie den Verkauf von geheimen Daten unterbinden, doch stößt auf eine unerwartete Übermacht. Diese wird jedoch mit ordentlich Geballer platt gemacht, was unterhaltsam inszeniert ist (inklusive kleiner Anspielungen wie beidhändig ballern á la John Woo) – aber die Kombattanten hüpfen wie Flummibälle durch die Gegend, wie bei Florentine üblich, und das mag den einen oder anderen vielleicht befremden.
Schon nach wenigen Minuten haben sich zwei Gegenpole bei den Seals herauskristallisiert: Auf der einen Seite Casey Sheppard (Michael Worth), hart trainierend und züchtig Kamiko (Karen Kim), der ebenfalls fleißig trainierenden Tochter seines Lehrmeisters, hinterschauend, auf der anderen Frank Ratliff (Damian Chapa), aufbrausend (er erschießt einen unbewaffneten Gangster, weil der ihn schlägt) und auf Nikki (ebenfalls Karen Kim), die andere Tochter des Lehrmeisters, schielend, ein ziemliches Flittchen. Frank geht zu weit, fällt über die Tochter her und ermordet sie, was Casey nicht verhindern kann. Geht immerhin recht fix, dann man ahnt schon nach wenigen Minuten, dass sich Frank dem Bösen hingeben wird.
Einige Jahre später: Frank ist inzwischen ins lukrative Terrorgeschäft eingestiegen und kidnappt Jane (Kate Connor), eine Koryphäe auf dem Gebiet der Waffentechnologie. Mit seiner Geisel verschanzt er sich auf einer Insel, doch die Wissenschaftlerin hat einen Ortungschip implantiert bekommen. Damit wäre dann alles klar für das folgende Szenario, bei dem von der Idee her am meisten „The Rock“ Pate stand.
Da auf der Insel explosive Gase austreten, die den Schusswaffengebrauch unmöglich machen (*murharharhar*), müssen Nahkampfspezialisten heran – und Casey ist trotz Rückzug ins Zivilleben der Beste. Als er hört, dass Frank der Entführer ist, stellt er ein Team aus Nahkampfexperten zusammen, um ihn aufzuhalten – darunter auch Kamiko, die Rache will…
„U.S. Seals 2“ ist zwar alles andere als innovativ, aber die Story taugt für einen B-Stoff mit Anleihen bei Filmen wie „The Rock“ oder „Stirb langsam“ auf jeden Fall. Regisseur Isaac Florentine spult die Geschichte zügig runter, vermeidet Längen und kommt auf ein solides Maß an Spannung, auch wenn man Innovationen mit der Lupe zu suchen sind. Allerdings ist das bei den wenigsten Spezialeinheitsfilmen aus dem Hause Nu Image so (man denke an die „Operation Delta Force“-Reihe). „U.S. Seals 2“ gehört sicherlich zu den besten Filmen des Studios, auch wenn er nicht ganz an alte Kracher wie „Deadly Takeover“ oder „Human Timebomb“ heranreicht.
Der Look ist trotz der wenig einfallsreichen Locations (meist Fabrikruinen) ganz ordentlich und dank einiger netter Einfälle bei der Inszenierung kann Florentine sein Werk auch optisch etwas von der Masse der B-Movies der letzten Jahre abgrenzen. Wie bei Florentine üblich muss man sich auf den von Hongkong-Filmen á la „Red Force“ beeinflussten Stil gewöhnen, aber mir persönlich macht das nichts aus. Zudem gewinnt der Film durch die verschiedenen Teammitglieder an Abwechslung, denn die Charaktere haben hier mehr Profil als in den meisten anderen Spezialeinheitsfilmen von Nu Image.
Negativ fallen leider einige Logikfehler ins Gewicht. Die Idee mit den Gasen auf der Insel ist selbst bei wohlwollender Betrachtung blöd und an einigen Stellen springen dem Zuschauer unlogische Stellen praktisch ins Gesicht. So wird das Team von zwei Tauchern in einem Unterwasservehikel attackiert. Doch nachdem die beiden eine Harpune abgefeuert haben, verlassen sie den Schutz des Vehikels anstatt die Seals aus der sicheren Position aus zu erledigen – und müssen natürlich selbst dran glauben.
Dafür kann die Action überzeugen. Geballert wird nur zu Beginn etwas, den Rest der Zeit dominieren Kampfszenen. Diese sind im HK-Stil gehalten, die Kontrahenten trotzen den Regeln der Schwerkraft und benutzen dabei vielseitige Nahkampfwaffen wie Säbel, Ketten, Macheten usw. Die Inszenierung ist jedoch flott und Realismus erwartet eh niemand, wenn sich das kleine Seal-Team mit wahren Gegnerhorden prügelt.
Die Darsteller sind allesamt unbekannt, aber agieren durchaus solide für einen Nu Image Film. Die entscheidenden Charakterzüge ihrer Figuren können sie halbwegs ordentlich darstellen, auch wenn das Drehbuch hier etwas in die Klischeekiste greift (religiöser Mexikaner, nur von Geld motivierter Agent usw.).
Sicherlich hat „U.S. Seals 2“ so seine Logiklücken und die Story ist mäßig innovativ, aber dank der famosen Kampfszenen, die eine willkommene Abwechslung zum B-Standard bieten, und der temporeichen Erzählweise dennoch ein guter B-Actionfilm.