Review

Verschiedene Meilenstein des Männer-Ensemblekinos der 60er wurden fortgesetzt (u.a. „Die glorreichen Sieben“ und „Gesprengte Ketten“), wobei es im Falle von „Das dreckige Dutzend“ bis in die 80er bis zum ersten von drei Sequels dauerte.
Die zwischen Gedankenspielerei und totaler Idiotie rangierende Prämisse geht davon aus, dass einige NS-Generäle infolge des Stauffenberg-Attentats ein Attentat auf Hitler planen – um den Zweiten Weltkrieg effektiv zu führen, anders als der größenwahnsinnige Führer. Die Amis wiederum kriegen davon Wind und planen nun ihrerseits ein Attentat auf die Attentäter, da sie mit Hitler an der Macht die deutsche Niederlage kommen sehen. Dessen Größenwahnsinn und organisierter Völkermord werden bei dieser Prämisse ausgeblendet, da diese dann noch weniger funktionieren würde.
Das Ganze ist mal wieder ein Himmelfahrtskommando, wieder ist Major John Reisman (Lee Marvin) degradiert worden, wie das Drehbuch kurz einwirft, und man erinnert sich an seine erste Mission, weshalb man den Plan einfach neu auflegt: Wieder soll ein Dutzend Gefangener gegen Straffreiheit das eigene Leben riskieren, wieder wird emsig trainiert und das Gruppengefühl hergestellt – baut einer Scheiße, dann fahren alle wieder ein, was der Film für ein paar humoristische Einlagen nutzt, wenn ein Gefangener zu fliehen versucht, Klassenkeile kassiert und die anderen dies als Sturzverletzungen deklarieren.

Irgendwann ist das Training aber vorbei und man springt mit dem Fallschirm im besetzten Frankreich ab um den Auftrag auszuführen. Dass dabei nicht alles nach Plan läuft und nicht alle der Zwölf heimkehren, versteht sich für einen Genrefilm fast von selbst…
Zu Beginn des Films mag man sich noch wundern warum mit „Das dreckige Dutzend 2“ so hart ins Gericht gegangen wird. Die Schwächen in der Prämisse wären verzeihlich, ebenso der Hang zur Selbstkopie, der ja viele Sequels auszeichnet, und die Auswahl des dreckigen Dutzends kann zwar weniger Charakterköpfe als das Original aufbieten, aber dessen Mittel standen hier auch nicht zur Verfügung. Freilich sind die Charaktere auch weniger gut geschrieben, doch „Das dreckige Dutzend 2“ bemüht sich um Profil bei seinen unfreiwilligen Freiwilligen, ist bei der Auswahl der Hintergrundgeschichten einfallsreich (u.a. ein Sohn deutscher Exilanten, der den Unterschied zwischen Deutschen und Nazis betont). Auch die Trainingsszenen sind gut gemachte Routine, leiten wie ihre Pendants aus dem Vorgänger das Finale ein und erfüllen ihren Zweck.
Mit dem Start der Mission häufen sich jedoch die Schwierigkeiten des Films, der zu keinem Tonfall mehr finden will: Zum einen werden da Heldentode und persönliche Probleme als ernste, harte Kost präsentiert, auf der anderen Seite versucht sich der Film an komischen Einlagen, z.B. wenn sich alle Teammitglieder in ein einzige gekapertes Fahrzeug zwängen. Noch dazu schlägt das Drehbuch diverse Kapriolen, deren Höhepunkt das Auftauchen von der Führer himself ist, der ohne nennenswerte Eskorte über die französische Scholle latscht und dabei vor die Flinten des Dutzends gelangt, was der Film zu einer moralischen, aber fruchtlosen Diskussion nutzt: Hitler zum Wohle der Menschheit abknallen oder den Befehlen gemäß am Leben lassen?

Vor allem aber fehlt dem eigentlich als Actionroutinier bekannten Andrew V. McLaglen das Gespür für packende Gefechte. Die Schießereien und Verfolgungsjagden sind mal mehr, mal weniger sauber inszenierte, bieten gute Stuntarbeit, aber involvieren den Zuschauer viel zu selten. Wer da nun gerade über den Haufen schießt, ob ein Teammitglieder ins Gras beißt oder ein Nazilump, das interessiert nur peripher und ist ein Problem des Films, dessen Schauwerte nicht herausragend genug sind um die fehlende Spannung bei ihrer Präsentation auszugleichen.
Immerhin: Charakterkopf Lee Marvin bringt genug bärbeißiges Charisma mit, auch wenn er nicht unbedingt in Tageshöchstform ist, aber dank seiner Leaderqualitäten kann der durchaus die eine oder andere Szene aufwerten. Der Rest vom Fest spielt routiniert bis unauffällig, da wären gerade bei den Teammitgliedern ein paar schmissigere Performances wünschenswert gewesen. Selbst die späteren B-Film-Veteranen Sonny Landham und Ken Wahl haben nicht viel zu vermelden, Ernest Borgnine in seiner Minirolle als General noch weniger.

Dank solider, aber kaum packender Ballereien, eines halbwegs guten Starts und Lee Marvin ist „Das dreckige Dutzend 2“ kein totaler Flop, aber angesichts des etwas wirren Drehbuchs, des uneinheitlichen Stils und diverser Blödheiten immer noch ein ganzes Stück von einem guten Film entfernt – oder auch von einem halbwegs soliden.

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