Florenz, eine junge Frau besucht die Uffizien. Beim Betrachten der Gemälde ereilen sie Halluzinationen , bewußtlos schlägt sie zu Boden. Wieder erwacht, kann sie sich an nichts erinnern. Ein Mann, Alfredo, bringt ihre vergessene Handtasche und darin findet sie einen Hotelzimmerschlüssel. Erst nach einer erneuten Halluzination kehrt ihr Gedächtnis zurück. Sie ist Inspektorin Anna Manni aus Rom. Dort hatte eine Serientäter 15 Frauen vergewaltigt und die letzten beiden Opfer auch ermordet. In Florenz gab es drei Fälle mit der selben Handschrift deswegen schickte sie ihr Chef dorthin um mit den Kollegen Informationen auszutauschen. Als sie einen Anruf erhielt, in dem eine Frau ihr mitteilte sie werde den Killer in den Uffizien finden, handelte sie auf eigene Faust. Da sie den Täter von Phantombildern her kannte wollte sie ihn selbst überführen, wurde aber ohnmächtig bevor sie ihn entdeckte. Was sie allerdings nicht wissen kann ist, daß dies eine Falle des Killers war und er, Alfredo, ihr ihre Dienstmarke und Waffe stahl. Und nun steht Alfredo hinter Anna. Er schlitzt ihr mit einer Rasierklinge die Lippen auf und vergewaltigt sie. Ein Ohnmacht erlöst sie zunächst. Als ihr Bewußtsein zurückkehrt, befindet sie sich in einem Auto und muß erleben wie Alfredo eine weitere Frau vergewaltigt und erschießt. Ihr gelingt die Flucht. Sie erlebt nun am eigen Leibe die demütigen Routine Untersuchungen und Fragen der Polizei Zurück in Rom soll sie in der nächsten zeit Innendienst schieben und zweimal in der Woche einen Psychiater aufsuchen. Zudem erhält sie Polizeischutz, weil sie sich sicher ist daß Alfredo sie aufsuchen wird. Ihr Verhalten beginnt sich immer mehr zu verändern, der Gedanke an Sex verursacht ihr Übelkeit, sie fügt sich absichtlich kleine Verletzungen zu und hat das Gefühl etwas in ihr versuche die Kontrolle übers sie zu gewinnen. Anna befolgt den Rat ihres Therapeuten und nimmt Urlaub den sie in Viterbo bei ihrer Familie verbringt. Doch auch dort schlägt Alfredo zu, ermordet eine Nutte und entführt Anna schließlich um sie fortan gefangen zu halten und immer wieder aufs widerwärtigste zu erniedrigen. Nach endlosen Tagen der abscheulichen Qual sieht sie endlich eine Chance zur Gegenwehr.
Ein extrem harter Film, den Argento dem hilflosen Zuschauer mit chirurgischer Präzision serviert. Brutal, eiskalt und ohne Tabus auf der einen, einfühlsam und von malerischer Schönheit auf der anderen Seite. Unverkennbar ein Argento Werk mit ungewöhnlichen Bildern, schonungsloser Gewaltdarstellung, vielen unerwarteten Wendungen in der Story und einigen Selbstzitaten. Doch THE STENDHAL SYNDROME unterscheidet sich gehörig von seinen früheren Filmen. Die Identität des Killers ist von Beginn an bekannt, die Schußwaffe hat die Klinge abgelöst, es tauchen keine schwarzen Handschuhe mehr auf und zum erstenmal verwendet er computergenerierte Bilder. Zur Erklärung des Titels: 1817 dokumentierte der französische Autor Stendhal in Florenz die Entstehung eines Gemäldes. Seine, beim betrachten von Kunstwerken, unerklärlichen Schwindelanfälle, Halluzinationen, Depressionen, Persönlichkeitsveränderungen und das Gefühl in Gemälde einzutauchen hielt er in einem Tagebuch fest. Psychologen attestieren Personen mit solchen Symptomen das Stendahl Syndrom. Daß sowohl Anna als auch Alfredo darunter leiden verbindet Opfer und Täter und ist das zentrale Element. Die Umsetzung der Halluzinationen, das von den Bildern aufgesaugt werden, ist von alptraumhafter, ästhetischer Eleganz. Thomas Kretschmann porträtiert den perfiden Psychopathen absolut überzeugend, und Asia Argento spielt einfach nur souverän, ihre Anna Manni ist verletzlich, hart im Nehmen und im Austeilen, schutzbedürftig, tatkräftig und, nebenbei, bildhübsch. Ennio Morricones Soundtrack gehört zu dem besten was er jemals komponierte, und wer Kunstliebhaber ist wird sich an den Gemälden und Statuen nicht satt sehen können (Argento erhielt als erster Regisseur überhaupt die Genehmigung in den Uffizien zu filmen). Ach ja, den Schluß des Filmes werdet ihr niemals, niemals vergessen ! (Mein Wort als Untoter darauf.)
"Ein VERTIGO der Neunziger." war in der Splatting Image zu lesen, Cinema dagegen gab 20 % , aber wer nimmt schon Cinema ernst ?