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Der blinde Psychologe Tom Leschek ist stets an vorderster Front, wenn es darum geht, in äußerst brenzligen Situationen zu vermitteln. Verhandlungsgeschick, Mut und Selbstlosigkeit zeichnen ihn aus. Da sich Lescheks Hilfe als optimal erweist, wird er wenig später gemeinsam mit der Therapeutin Jessica van der Laan angefordert, als eine junge Frau auf dem Dach eines Hochhauses ihrem Leben ein Ende setzen will. Auch hier ist Toms vorzügliches Verhandlungsgeschick gefragt, denn die potentielle Selbstmörderin hat die Hölle hinter sich.

Mit der Selbstmörderin darf das holländisch/deutsche Duo Soutendijk/Jaenicke seinen zweiten und letzten Einsatz feiern. Mittlerweile haben beide eine gemeinsame psychologische Praxis eröffnet, aber schnell werden Toms Künste als Alphamann (sowas wie ein Erstkontakt und Ansprechpartner in kritischen Situationen) erneut benötigt als eine junge Frau auf einer Art Planke in einer Hochhausbaustelle scheinbar Selbstmord begehen will, aber da steckt mehr dahinter.
Die Geschichte erinnert anfangs doch stark an den realen Fall Natascha Kampusch. als ein Waffenladenbesitzer das Mädchen im Keller in Käfighaltung hält und sie für diverse Spielchen festhält. Nach erfolgreicher Flucht und langer Verfolgungsjagd kann sie sich in den Rohbau flüchten und muß zunächst von Tom dort wieder runtergequatscht werden. Hier wirkt die Story doch ein wenig überkonstruiert, was man sich noch als psychologischen Hintergrund des Mädchens ausgedacht hat, denn so viele Zufälle kann es kaum geben. Auch deren Motivation und Handlungen wirken nicht wirklich wie aus dem richtigen Leben gegriffen, da war der Vorgänger "Amok" doch etwas näher dran.
Höhepunkte sind dabei klar das Gespräch auf der Planke und auch der spätere Besuch des Mädchens bei Leschek zu Hause. Hier darf Jaenicke sympathisch den Psychologen geben, beruhigend einreden und sogar mal Humor aufblitzen lassen ("sind sie etwa Hellseher?" "Nein, eher Dunkelseher"). Leider kann man das Niveau nicht halten und vor allem die privaten Probleme des Duos nehmen viel zu viel Screentime in Anspruch und bremsen die Geschichte. So was kann man gerne machen, wenn man eine ganze Filmreihe plant um die Charaktere dem Zuschauer näher zu bringen, aber hier sind sie doch eher ein Störfaktor.
Gut fand ich dafür, das man hier nicht das eher noch versöhnliche Ende des Vorgängers wählte, sondern die Sache etwas, naja, explosiver ausklingen zu lassen. Auch die Darsteller leisten gute Arbeit. Respekt an die Darstellerin des Opfers, die beim Dreh wirklich Mut bewies, die mußte wirklich einige Takes in schwindelerregender Höhe machen, da war Schwindelfreiheit sich ein wichtiger Punkt im Anforderungsprofil des Castings gewesen. Insgesamt ein eher ruhiger, aber dennoch ansehbarer Kriminalthriller.
6/10

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