In einem Kino, in dem ein Italo-Western gezeigt wird, findet man einen Erschossenen im Saal. Bei einer Rekonstruktion der Situation durch die Polizei gibt es wieder einen Toten, erschossen wie das erste Opfer. Die Polizei zieht den Geheimdienst zu Hilfe. Es scheint, als ob die Kugeln hinter der Leinwand abgeschossen worden sind, aber diese ist nicht beschädigt. Die Experten sind ratlos. Schliesslich drängt sich eine ungeheuerliche Tatsache auf: Die Kugeln stammen nicht von hinter der Leinwand, sondern aus der Leinwand ...
Dieser italienische TV-Film (für RAI produziert) ist etwas vom Spannendsten, was jemals fürs Fernsehen produziert worden ist.
Die Thematik, dass das Geschehen auf der Kinoleinwand plötzlich real wird, haben etwas später Woody Allen mit “Purple Rose Of Cairo” (eine Dramakomödie) und John McTiernan mit “The Last Action Hero” (eine Actionkomödie) einem breiten Publikum bekannt gemacht, doch Giuliano Montaldos “Der tödliche Kreis“ verpackt dieses Thema in einen sozialkritischen Thriller, der auch an der Unterhaltungsindustrie Kritik übt. Der Streifen ist ziemlich unspektakulär, aber höllisch spannend. Die seltsamen und tödlichen Vorfälle und die Nachforschungen der Polizei werden nachvollziehbar gezeigt, was wiederum das europäische Thriller-Genre auszeichnet.
Nur mal angenommen: Wenn Millionen Menschen gebannt einen Film schauen, dann ist der gezeigte Film für die Zuschauer Realität; zumindest für die Länge der Aufführungsdauer. Er ist ihre Welt. Die einzige Welt. Ist es dann nicht naheliegend, dass das Gezeigte auf der Leinwand die Realität einholt und in sie eingreift, selbst real wird? Carpenters “At The Mouth Of Madness“ lässt grüssen ...
Jedenfalls ist “Der tödliche Kreis” für LiebhaberInnen von subtilen Thrillern sehr zu empfehlen. Und ich verspreche euch: Das nächste Mal im Kino werdet ihr an diesen Film denken!
Giuliano Gemma und William Berger haben nur Nebenrollen, sie spielen die sich duellierenden Cowboys im Film im Film.