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John Carpenter schickt Sam Neill auf einen verwirrenden, aber atmosphärisch dichten Horrortrip.
Äußeren Rahmen für die ganze Chose bildet der Plot um eine Irrenanstalt, in die man den Versicherungsdetektiv John Trent (Sam Neill) einweist. Trent bemalt flugs alles mit Kreuzen, um sich vor dem Bösen zu schützen, wie er einem Besucher erklärt. Doch er will dem Besucher erzählen, wie er in die Gummizelle kam (und so natürlich auch dem Zuschauer).
Trent ist frei arbeitender Versicherungsdetektiv und einer der besten in seinem Geschäft. Deshalb wird er auch von einem Verlag angeheuert, um deren verschwundenen Erfolgsautor Sutter Cane (Jürgen Prochnow) zu finden und vor allem dessen neuestes Manuskript. Aufgrund der klanglichen Ähnlichkeit der Namen könnte man anfangs meinen, Sutter Cane lehne sich an Stephen King an, doch gerade wenn man diese Parabel meint gefunden zu haben, erklärt Lektorin Linda Styles (Julie Carmen): Cane ist noch erfolgreicher als Stephen King.

Anhand von Canes Buchcovern kann Trent eine Karte rekonstruieren, die zu einem in Canes Büchern beschriebenen, aber auf keiner Karte verzeichneten Ort führt: Hobbs End. Zusammen mit Styles fährt er dorthin, um nach Cane zu suchen, doch das Kaff erweist sich als sehr seltsam…
Um es direkt zu sagen: „Die Mächte des Wahnsinns“ krankt etwas an der Story. Exposition und der finale Part nach Trents Rückkehr aus Hobbs End sind etwas lang geraten, als habe man noch Material gebraucht, da der Teil in Hobbs End zu kurz geraten sein. Zudem versucht man besser nicht, den Verlauf nachzuvollziehen oder zu erklären, sonst tun sich so einige Logikprobleme auf. Aber immerhin tritt Carpenter immer schön aufs Gas und lässt keine Längen aufkommen, auch wenn alles vor und nach Hobbs End weniger faszinierend ist als der dort spielende Part.
Doch trotz der Plotschwächen funktioniert „Die Mächte des Wahnsinns“ und das liegt vor allem an der Atmosphäre. Hobbs End und die Vorkommnisse dort kommen herrlich unwirklich rüber, Dinge wie die dämonischen Kinder verursachen leichte Gänsehaut und die sparsam dosierten Effekte sehen wirklich klasse und handmade aus. Zudem kann der Plot ein paar herrliche Gedankenspiele präsentieren (z.B. in der Kinoszene), auch wenn man, wie gesagt, besser nicht versuchen sollte das Ganze logisch nachzuvollziehen.

Zudem spielt Carpenter immer wieder subtil auf das eigene Genre an, wobei der literarische Horror hier eine größere Rolle spielt als der filmische. Canes Werk und seine Bilderwelten lehnen sich etwas an Clive Barker, aber vor allem an H.P. Lovecraft an. Auf ganz amüsante Weise wird auch mit dem Vorwurf gespielt, Horrorromane und –filme beeinflussten Menschen negativ, allerdings geht Carpenter an diesem Punkt nur geringfügig in die Tiefe.
Sam Neill spielt den Logikfanatiker, der hinter allem eine Verschwörung wittert, mit Bravour und trägt den Film. Jürgen Prochnow kommt herrlich dämonisch rüber, hat aber wenig Screentime und auch Julie Carmen ist sehr überzeugend. Ebenfalls gut sind die Nebendarsteller, die teilweise zwei sehr unterschiedliche Seiten einer Figur überzeugend verkörpern müssen (z.B. die Vermieterin).

So bleibt ein spannender und atmosphärisch dichter Film von Altmeister Carpenter, aber an der Story und vor allem deren Nachvollziehbarkeit hätte man doch noch mehr feilen können. Ein ungewöhnlicher Film und keinesfalls gescheitert, aber auch bei weitem kein bahnbrechendes Highlight.

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