Das Verschwinden des populären Autors Sutter Cane lässt dessen Verlag den Versicherungsdetektiv John Trent anheuern, um nach dem Schreiberling zu suchen. Zusammen mit der Lektorin Linda steigt John in das Werk Canes und somit in einen Bereich zwischen Fiktion und Realität hinab, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.
Inszeniert von John Carpenter gibt sich der Streifen auf mysteriöse Weise unterhaltsam und auch immer wieder spannend in seiner Geisterbahn-Mentalität, welche die Wirkung über die Stringenz stellt. Und das ist Fluch und Segen. Natürlich zieht Carpenter aus dieser etwas wirren, albtraumhaften und zu Interpretationen einladenden Konstruktion des Fortgangs, dieser Entsprechung eines Pulpromans und dem Abzielen auf den Effekt einiges an Atmosphäre. Diese besitzt „In the Mouth of Madness“ schon ab den ersten Minuten. Die im Fortgang angerührte Mischung von Versatzstücken aus H. P. Lovecrafts Werk, etwas Stephen King und mancher Carpenter-ismen ist stimmungsvoll und liefert angenehmen Grusel und ein rätselhaftes Szenario. Das Werk lässt bewusst Lücken und einiges offen, wie es bei Lovecraft eben auch mal der Fall ist, bei dem die Schrecken unaussprechlich blieben. Der titelgebende Wahnsinn wird so genährt und nicht nur Trent versucht sich an der Einordnung all der hingeworfenen Puzzleteile.
Auf der anderen Seite wirkt das eben genau dadurch auch etwas willkürlich zusammengebaut und wegen der Unbeschreiblichkeit dessen, was hinter der Tür lauert, hätte man gegen Ende manche Ausgestaltung einsparen können.
Letztlich behält das Positive aber die Oberhand, dazu gehört auch die Präsentation. Insbesondere bezogen auf die Ausstattung und die Effekte, hier liefert "In the Mouth of Madness" meist ansprechend ab. Da kann die Tonspur nicht mithalten, der teils rockige Score passt nicht zum Rest des Werks.
Neben der Ausstattung ist auch das Ensemble auf der Habenseite zu verorten. Mit Sam Neill, Julie Carmen und Jürgen Prochnow ist die Schauergeschichte gut besetzt, David Warner und Charlton Heston gibt’s noch in Nebenrollen.
„I think, therefore you are.“
Vielleicht funktioniert hier nicht alles so, wie es sollte. Oder die Sprunghaftigkeit ist gewollt. Oder sie ist das Ergebnis eines inkonsistenten Entstehungsprozesses. Oder passiert alles einfach nur, weil es so geschrieben wurde?
„In the Mouth of Madness“ ist eine einnehmende Geisterbahnfahrt durch H. P. Lovecrafts Arbeitszimmer, aus dem man sich bedient und dies atmosphärisch präsentiert. Dabei zerfließt das im ersten Drittel dicht aufgebaute Mysterium im weiteren Verlauf erzählerisch, seine Wirkung verfehlt die Inszenierung aber meist nicht. Mit Carpenters interpretationsfreudiger Wanderung zwischen Wahn und Wirklichkeit habe ich eine gute Zeit und sie gehört für mich immer noch zu seinen besseren Werken.