Bei Morgan gibt’s keinen Mord Freeman!
Eine Serie von Vermissten- und eventuell auch Mordfällen an Frauen hält einen anerkannten Polizeipsychologen in ihren Fängen. Und da auch seine Nichte vermisst wird, wird die perfide Sache für den Profi schnell persönlich…
Eine Zunge wie ein Messer
Im Fahrwasser von düsteren Kriminal- und Serienmördergeschichten krault auch „Kiss The Girls“ frech und fromm durch das pralle Teilnehmerfeld. Ein Thriller, bei dem ich ausnahmsweise den deutschen Titel vorziehe zum Original. Morgan Freeman konnte sich zu dem Zeitpunkt solche Rollen im Dutzend aussuchen. Er trägt und erdet Filme wie kaum ein Zweiter. Die Dialoge sind ein Plus, da sie nicht allzu hochgetakelt und eher „echt“ wirken. Ashley Judd lässt sich von einem Schwergewicht wie Freeman nicht komplett an die Wand spielen - was schon Kompliment genug sein sollte. Und dass „… denn zum Küssen sind sie da“ durchaus Budget und Hollywoodpferdestärken besitzt, spürt und merkt und sieht man. Wer also auf solche gehobenen Krimis aus der Traumfabrik steht, mit viel Dunkelheit, Mainstreamappeal, etwas 90s-Flair und einem Freeman auf seinem Zenit, der kann mit „Kiss the Girls“ wenig falsch machen. Selbst wenn Klassiker seines Fachs und echte Ausnahmeschocker von Fincher, Demme oder Hitchcock natürlich nochmal in einer ganz anderen Liga spielen. Man spürt auch sehr die Romanvorlage. Ein Flughafenbuchkrimi mit Budget, gemacht für die große Leinwand. Kann man mal machen. Mit „Im Netz der Spinne“ durfte Freeman/Alex Cross sogar noch in einer Fortsetzung ran. Das boomte damals, ich sag’s euch!
Fazit: auf dem Papier recht gewöhnlicher, generischer, geradliniger Hollywoodkrimi im Fahrwasser von „Schweigen der Lämmer“ und „Sieben“. Aber die Details - Freeman, Judd, authentische Dialoge - heben ihn über den Durchschnitt. Selbst wenn der Killer keinem im Gedächtnis bleiben wird. Der Ermittler dafür umso mehr.