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In der Regel belegen Erfahrungswerte, dass der erste Film einer Serie immer der beste ist - Ausnahmen bestätigen die Regel. Trilogien schreiben dann noch andere Gesetze und der Mitteteil erfüllt einen bestimmten Zweck, als Bindeglied zwischen Teil Eins und Drei. Bei Star Wars findet man in Episode 5, "Das Imperium schlägt zurück" ein Feingefühl, das später nicht mehr erreicht werden sollte.

Es ist klar, was nach dem kurzzeitigen Triumph der Rebellen gegen das Imperium folgen sollte. Rache. Die Vendetta ist dabei so imposant, dass man im ersten Teil schon ein Spektakel an Blue-Screen-Technik erleben darf. Das Imperium fährt die schwersten Geschütze zur großen Bodeninvasion des Eisplaneten Hoth auf. Explosionen, Rauch, das grelle Licht der Laserstrahlen. Rebellenflugzeuge versuchen die anstürmenden mobilen, panzerartigen Bodenwaffen der Gegnerschaft zu stoppen. Man spürt förmlich die Kälte, die der Eisplanet ausstrahlt. Der Kontrast zwischen weißem Schnee, grellen Farben und schwarzem Rauch ist ein faszinierendes Lichtspiel, das von der Kamera brillant verbildlicht wird.

Danach bekommt das Gut und Böse Schema des ersten Teils mehr Tiefgang. Die Handlung ist weniger plakativ. Luke Skywalker (Mark Hamill) beginnt seine Ausbildung zum Jedi bei dem letzten verbliebenen Großmeister, Yoda. Der Umgang mit der mysteriösen Macht wird erlernt. Daraus ergeben sich mehr Details und Facetten, was diese mystischen Orden, mit der jeweils guten und bösen Seite der Macht betrifft.

Parallel dazu steuern Han Solo (Harrison Ford) und Prinzessin Leia (Carrie Fisher) in die Fänge des Imperiums, als sie auf der Flucht Unterschlupf suchen. Ein alter Freund Solos, Lando Calrissian (Billy Dee Williams) entpuppt sich als Verräter. Dabei wird das Universum um einen weiteren legendären Charakter, den vom Imperium auf Han Solo angesetzten Kopfgeldjäger Boba Fett (Jeremy Bulloch), bereichert. Es läuft letztendlich wieder auf das epische Duell zwischen Gut und Böse hinaus, wenn beide Handlungsstränge zusammengeführt werden.

Intensiver sollte das Finale jedoch nicht mehr werden. Darth Vader vs. Luke Skywalker, der mittlerweile nicht mehr nur eine Hoffnung ist. Es sollte am Ende eine Überraschung stehen, die seinerzeit schockierend war und auch immer noch ist. Der Satz, als Lord Vader seine Identität bekannt gibt, verursacht auch heute noch Gänsehaut. Gute und Böse sind nicht mehr klar aufgeteilt, dazwischen manifestiert sich Ambivalenz. Vader und Luke sind sich näher, als man geglaubt hat. Star Wars zeigt nun, dass schlecht und gut nicht schicksalhaft vorbestimmt ist, sondern einem Wandel unterliegt. Der Prozess sollte sich fortsetzen, nachdem das gigantische Lichtschwertduell mit einer atemberaubenden Pointe vorzeitig ein Ende nimmt.

Star Wars wird an diesem Punkt düsterer. Erst in Episode 3, viele Jahre später, erreicht man wieder eine ähnliche morbide Intensität. Das Imperium siegt, schlägt vernichtend zurück und leitet den Abschluss ein.

Lucas' Charaktere sind nun mehr nicht nur Sympathie- bzw. Antipathieträger oder Identifikationsfiguren, das Innenleben der Protagonisten wird transparenter und vereinfachte Schemenhaftigkeit weicht der Doppelwertigkeit - Gut ist nicht mehr nur gut und Böse war mitunter nicht immer Böse.

Optische Schauwerte und der mittlerweile legendäre Score von John Williams vertiefen die Wirkung der herangetragenen Hintergründe, die auf den Betrachter einwirken. Der Glanz der Oberfläche steht nun in Symbiose mit der atmosphärischen und narrativen Tiefenwirkung des Films. Dieser Verbund wurde in Episode 5 optimiert, so dass ein anfänglich naives Märchen sukzessiv ernster genommen wurde.

Star Wars war fortan nicht mehr nur galaktischer Spaß, sondern in jeder Hinsicht packend und in der Hülse der Lucaschen Effekte und der Williamsschen Akustik eine Reizflut, die man in all ihrem Ausmaß erst einmal erfassen musste.

Das Ganze war jetzt nicht mehr nur ein visualisierter Kindheitstraum, sondern eine Welt, in der man für die Dauer des Films lebte und im Nachhinein darüber sinnierte. Vereinfachte Strukturen wurden detaillierter - Ansätze wurden komplexer und weniger infantil gestaltet.

Episode 5 war ein Schritt nach vorne zu noch mehr Faszination, als ohnehin schon vorhanden war. Lucas machte Star Wars ernster und düsterer. Der Mitteteil der Trilogie funktioniert nicht nur als Bindeglied oder als überleitender Füllstoff, das vorhandene Feingefühl und die effektive Weiterentwicklung machen "Das Imperium schlägt zurück" zum Highlight der galaktischen Saga. (9,5/10)

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