Es wird mal wieder Zeit für ein Schlachtenepos made in Hongkong. Irgendwie mag ich diese Streifen aus China ja, denn niemand schafft es meiner Meinung nach besser, die eigene, zumeist etwas phantastisch angehauchte Geschichte mit reichlich Ethos und Pathos zu verfilmen, ohne dass es allzu lächerlich wirkt. Woran das wohl liegen mag? Egal, Regisseur Ronny Yu, bei uns im Westen bekannt z.B. durch Freddy vs. Jason (2003) oder auch Fearless (2006), bringt uns mit Die Söhne des Generals Yang einen typischen Vertreter dieses speziellen Eastern, der es üblicherweise erst gar nicht in die heimischen Kinos schafft und bei dem man als Fan dankbar sein muss, wenn sich ein Filmstudio wie Universal der Produktion einer Blu-ray annimmt.
Die Rahmenhandlung ist schnell skizziert: Der Herrscher des mongolischen Reiches der Khitan sinnt auf Rache für ein früheres Massaker an seinen Truppen und zieht gegen die nördliche Grenze des chinesischen Reiches. Es gelingt ihm, den Großteil der chinesischen Truppen in die Flucht zu schlagen und den Heerführer der kaiserlichen Truppen, General Yang, in die Enge zu treiben. Daraufhin ziehen die sieben Söhne des Yang-Clans mit einer kleinen treuen Gefolgschaft an die Front, um Ihren Vater vor der totalen Vernichtung durch den Feind zu bewahren. Selbstverständlich ist dieser nicht durch eigenes Unvermögen in diese hilfsbedürftige Lage geraten, sondern wurde von seinem eigenen Oberbefehlshaber, General Pan, im Stich gelassen. Zum Glück ist jeder einzelne seiner Söhne ein exzellenter Krieger oder hat zumindest eine spezielle Fähigkeit, die er im Verlauf der heiklen Rettungsaktion unter Beweis stellen kann. Die schlagkräftigsten Waffen der sieben Brüder sind jedoch ihr Mut und ihre vertrauensvolle Zusammenarbeit im Kampf. Aber wird das reichen, um gegen einen zahlenmäßig weit überlegenen und auf Rache sinnenden Gegner zu bestehen und den Vater sicher nach Hause bringen zu können?
Die Söhne des Generals Yang ist ein klassisches Heldenepos wie aus dem Lehrbuch und thematisiert traditionell geprägte Wertekonzepte wie Loyalität, Ehre, Opferbereitschaft und Pflichtbewusstsein. Ebenfalls angesprochen, jedoch eher beiläufig, werden die persönlichen Rachemotive des mongolischen Heerführers, der es auf den Yang-Clan abgesehen hat. Obwohl die Handlung recht simpel und größtenteils vorhersehbar ist, macht Ronny Yu den Einstieg in den Film unnötig schwer. Eine anfänglich angedeutete Liebesgeschichte zwischen dem jüngsten Sohn des Generals und der Tochter des Kaisers, dient lediglich als Aufhänger für die Fehde zwischen den beiden rivalisierenden Generälen Yang und Pan und wird im Verlauf der Handlung keine Rolle mehr spielen. Und auch die aufgebaute Rivalität der beiden Generäle und der nachfolgende Verrat dienen lediglich als Setup, was ich als unbefriedigent empfunden habe, denn mir waren die auf Rache sinnenden Mongolen wesentlich sympathischer als der feige Oberbefehlshaber. Der Film richtet sich aber auch nicht an ein westliches Publikum, sondern wurde als Actionspektakel für ein bereits mit der Yang-Saga (“Chinas Herr der Ringe”) vertrautes chinesisches Publikum inszeniert. Immerhin erspart uns Ronny Yu, die sieben Helden namentlich auseinanderhalten zu müssen, denn diese werden im Film schlicht mit Nummern (Ältester = “Erster” etc.) angesprochen. Das klingt zunächst etwas erheiternd, erweist sich aber schnell als äußerst praktisch.
Die erzählerischen Unzulänglichkeiten sind aber grundsätzlich kein Problem, denn der Film soll in erster Linie mit Action und Schauwerten unterhalten, was ihm auch mit kleinen Einschränkungen hervorragend gelingt. Die Schlachten und Kämpfe wurden erstklassig choreographiert und zumeist sehr kunstvoll in Szene gesetzt. Auf übertriebene Luftakrobatik wurde dabei wohltuend verzichtet. Zwar lassen sich die Macher bei der Dramatisierung und Inszenierung der Action sehr oft von westlichen Produktionen wie 300 oder Der Herr der Ringe inspirieren, jedoch fließen auch eigene Ideen ein, die dann umso beeindruckender sind. So gibt es beispielsweise ein Duell zweier Bogenschützen in einem riesigen, sonnendurchfluteten Kornfeld – ein ästhetischer Hochgenuss, der die inhaltlichen Schwächen schnell vergessen macht. Die Darstellerriege verrichtet ihre vornehmlich körperlichen Darbietungen routiniert und auch die übrigen Produktionswerte des Films können überzeugen. Waffen, Kostüme und Rüstungen sehen fantastisch aus und die zum Großteil am Computer generierten Schauplätze wissen ebenfalls zu gefallen, auch wenn sie technisch nicht ganz an aktuelle Referenzproduktionen heranreichen.
Mit einer etwas zugänglicheren Geschichte und einer stärkeren Ausrichtung auf ein globales Publikum hätten Die Söhne des Generals Yang ein ernstzunehmender Konkurrent für westliche Genrebeiträge vom Schlage eines 300 oder Troja werden können. Immerhin beweist Ronny Yu hier wieder einmal eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des Hongkong-Kinos, das solche Vorzeigeproduktionen mit einem im Vergleich zu westlichen Standards lächerlichen Budget realisiert. Laut IMDb waren es in diesem Fall gerade mal 20 Mio. US-Dollar. Man male sich nur mal aus, was die Chinesen mit einem Hollywood-Blockbuster-Budget auf die Beine stellen könnten…