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Eddie Presley (Duane Whitaker) hat es nicht leicht im Leben: Er schläft in seinem Transporter am Straßenrand, hält sich mit Nebenjobs als Wachmann über Wasser und träumt davon, eines Tages als Elvis-Imitator eine große Show abzuliefern. Als er tatsächlich einen Auftritt in einer heruntergekommenen Hinterhof-Kaschemme erhält, läuft aber nichts so, wie er sich das vorgestellt hat...

„Eddie Presley" beruht auf dem gleichnamigen Bühnenstück des Drehbuchautors und Regisseurs Jeff Burr und legt den Fokus ganz auf seine Titelfigur. Bei so einer Konstellation hängt viel vom Darsteller ab, und mit dem hat man hier einen echten Volltreffer gelandet: Whitaker gibt seine sympathische Verlierer-Figur mit so viel Charisma und ungezwungener Natürlichkeit, dass er vollkommen hinter dem Charakter verschwindet. Sprache, Mimik und Körperhaltung wirken in jeder Sekunde wie zufällig eingefangen, zugleich verleiht seine lakonische Art ihm eine so spannende wie berührende Aura von Verletzlichkeit und Humanität. So unspektakulär Story und Charaktere auch bleiben, selten gab es im US-Kino eine Hauptfigur von so tiefgehender Natürlichkeit. Allein mit dieser Figur also bildet der Film eine kleine, feine Perle im US-Independent-Kino der 90er.

Auch die Inszenierung gefällt mit ihrer ruhigen, unaufdringlichen, dafür aber absolut glaubwürdigen Art: Grobkörnige Aufnahmen des Molochs Los Angeles in Verbindung mit einem leisen, melancholischen, aber sehr rhythmischen Soundtrack erzeugen gleich zu Beginn eine lakonische Atmosphäre, in der die Menschen am unteren Rand der Gesellschaft dargestellt werden. Obdachlose, Bettler, verlorene Seelen in Eddies Stammlokal, der Betreiber der billigen Bar, in der Eddie schließlich auftritt - sie alle sind Zeugen vom verlorenen American Dream, vom unteren Ende der sozialen Leiter, von dem einem niemand fortzukommen hilft. Auch die Nebenrollen sind ausschließlich mit sympathisch-skurrilen, absolut glaubhaften Darstellern besetzt.

Seine Theaterherkunft kann der Film schließlich vor allem in der zweiten Hälfte nicht verleugnen: Die Begrenzung auf wenige Handlungsorte, die schließlich in dem sehr ausführlich geschilderten, völlig eskalierenden Bühnenauftritt kulminiert, verleiht ihm eine gewisse Kammerspielatmosphäre. Wobei der improvisierte Seelenstriptease, den Eddie hier vor einer Handvoll Zuschauern hinlegt, zum schauspielerisch Intensivsten gehört, was man zu dieser Zeit im US-Kino finden konnte. Durch diese grandiose Darstellung kann man auch leicht darüber hinwegsehen, dass die Handlung doch arg ereignislos ausfällt und einige eingestreute assoziative Rückblenden nicht so ganz den Ton treffen bzw. den Handlungsfluss ein wenig stören.

Was „Eddie Presley" an formaler Ausgereiftheit fehlt, macht er problemlos mit seiner sensiblen, psychologisch sehr geschickt aufgestellten und erzählten Geschichte, den teils brillanten Darstellern und der gelungenen Atmosphäre wett, die das Leben am unteren Rand der Gesellschaft und die verzweifelten Träume vom künstlerischen Glück sehr gefühlvoll darstellt. Auch dank der dynamischen Handkamera, die immer wieder originelle Perspektiven findet, kann der Film trotz wenig Oberflächenaktion bis zum Schluss fesseln. Für Freunde der Off-Kultur ist dieses Kleinod ein absoluter Pflichtfilm.

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