Review

"Mit Eigentum kann man machen, was man will."

Im Jahre 1841 lebt der afro-amerikanische Geigenspieler Solomon Northup (Chiwetel Ejiofor) als freier Bürger mit seiner Frau und seinen Kindern im nördlichen US-Bundesstaat New York. Von zwei Männern wird er für gutes Geld nach Washington D.C. gelockt. Nach einer durchzechten Nacht wacht Northup an den Boden gekettet auf. Menschenhändler bringen Northup nach New Orleans im Süden, wo er von Plantagenbesitzer William Ford (Benedict Cumberbatch) gekauft wird. Um sein Leben als Sklave zu ertragen, bleibt Northup in gutem Einvernehmen mit Ford. Nach Übergriffen des Plantagenaufsehers kann Ford allerdings nicht mehr für Northup's Sicherheit sorgen und übergibt ihn an den Baumwollfarmer Edwin Epps (Michael Fassbender), der für seine Brutalität bekannt ist.

Bereits im Vorfeld wurde "12 Years a Slave" als großer Oscar-Kanditat für das Jahr 2014 gehandelt. Und tatsächlich bettelt das auf wahren Begebenheiten beruhende Drama geradezu um Aufmerksamkeit und lobende Kritik. Allein die Rahmenhandlung um einen Dunkelhäutigen zu Zeiten der Sklaverei ist bereits optimal um Anspruch und Dramatik mit pathetischen Tönen einem Massenpublikum schmackhaft zu machen. Erstaunlicherweise ist die kompromisslose Anklage gegen die Sklaverei aber überaus distanziert und nichtssagend.

Emotionalität ist in "12 Years a Slave" durchweg gekünstelt, nicht zuletzt weil weder das Drehbuch noch das Ensemble imstande ist, sie wirklich entsprechend zu transferieren. Dramatisch ist die Handlung, das weiß man. Nur merkt man es eher selten.
Von der Erzählweise erweist sich der Film besonders zu Beginn als gewöhnungsbedürftig, später häufig als holprig. Zunächst sorgen die häufigen Zeitsprünge für Verwirrung. Wie ein Wurf ins kalte Wasser erscheint die Eingangssequenz, die durch sexuelle Aktivität des Protagonisten mit einer Sklavin befremdlich wirkt. Dies legt sich mit zunehmender Laufzeit, wo stattdessen sprunghafte Ort- und Zeitsprünge das Zeitgefühl völligst vernichten.

Ein Gefühl für Zeit existiert im Film nämlich nicht. Wüsste man es nicht besser, die Handlung könnte sich innerhalb von ein paar Jahren abspielen. Zwar versucht "12 Years a Slave" die Handlung authentisch aufzugreifen, viel davon, wie problematische Beziehung zwischen Northup und zahlreichen Nebenfiguren, gehen jedoch verloren. Stattdessen plätschert der Film vor sich hin, ist dabei nie wirklich schlecht, aber eben auch nie wirklich gut. Die Handlung des Films ist weniger interessant als die tatsächlichen Ereignisse.

Auch sind es eher die Nebenfiguren, die immer wieder in den Mittelpunkt geraten und sich besser entfalten als der Protagonist. Besonders die später in den Fokus rückende Sklavin Patsey wird zur Leitfigur des Leidens und Demonstrationsobjekt zahlreicher Erniedrigungen. Bei ihr wird besser ersichtlich, welche Wunden die Misshandlungen hinterlassen, während Northup fremd und fern bleibt.

Chiwetel Ejiofor ("2012") ist nicht in der Lage, den Film zu halten. Er schaut überwiegend mit immer dem gleichen Ausdruck in die Kamera. Wie es richtig wäre zeigt ihm Lupita Nyong'o, die trotz der erheblich geringeren Präsenz länger im Kopf haften bleibt.
Edlen Support bieten besonders Benedict Cumberbatch ("Star Trek Into Darkness", "Sherlock") und Michael Fassbender ("Prometheus - Dunkle Zeichen", "Centurion"), sowie Brad Pitt ("World War Z", "Inglourious Basterds") in einer kleinen aber bedeutenden Nebenrolle.

Die Bilder funktionieren, die Ausstattung ebenfalls. Abseits dessen macht es sich "12 Years a Slave" überall irgendwo schwer. Die Nebendarsteller machen eine bessere Figur als der Hauptdarsteller, emotional bleibt der Film stehts auf Distanz, langweilig wird er nie, richtig spannend aber auch nicht. Häufig stellt sich die Frage, weswegen die Geschichten um die Nebenfiguren interessanter erscheinen, als die des Protagonisten. Auch geht das Drama zu sicher, um niemanden zu verprellen. Zumindest bis auf eine Sequenz, die das Auspeitschen in ungeschönter Form zeigt. Knappe ...

4 / 10

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