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Wir haben das Jahr 1946. Der Krieg ist vorbei und die Menschen blicken in den USA froh und positiv in die Zukunft. Bis auf das Städtchen Texarkana, welches sich mitten auf der Grenze von Texas und Arkansas befindet. Ein maskierter Mann hat ein Liebespärchen in ihrem Wagen angegriffen und dabei schwer verletzt. Das Motiv ist völlig unklar und die Polizei steht vor einem Rätsel. Die Lage im Ort ist dadurch eher angespannt aber man beruhigt sich nach einigen Tagen wieder, da man von einer einmaligen Sache ausgeht. Genau 3 Wochen später sieht es dann anders aus. Wieder wird ein Liebespaar in einem Fahrzeug angegriffen, nur diesmal mit tödlichem Ausgang. Beide Insassen wurden kaltblütig und ohne Reue umgebracht. Der Ort fängt an sich zu verbarrikadieren, zu bewaffnen und lebt fortan in Angst. Die Polizei hat inzwischen eine enorme Präsenz, verhängt Ausgangssperren und patrouilliert die Straßen. Dennoch schlägt der „Moonlight Murder“, wie er inzwischen von der Presse genannt wird, erneut zu.

Wer sich diese Zeilen durchliest wird automatisch an den „Zodiac“ Killer erinnert und da der Film 1976 entstand, vermutet man eher einen filmischen Trittbrettfahrer, der sich die berühmte Mordserie Ende der 60er zu Nutze macht. Das ist nur völlig falsch. Meine Inhaltsbeschreibung betrifft nämlich keinen Film, sondern eine Mordserie die tatsächlich 1946 in Texarkana stattfand. 8 Menschen hat der „Phantom Killer“ angegriffen. 3 davon überlebten schwerverletzt, die anderen 5 starben.

Regisseur Charles B. Pierce, der tatsächlich mehrere Jahre in Texarkana gelebt hatte, verfilmte diese Geschichte von 1946 auch direkt vor Ort und verlieh ihr auch einen dokumentarischen Touch. Das heißt der Zuschauer wird partiell von einem Sprecher begleitet, was in diesem Genre ein wirklich interessanter Aspekt ist. Denn an anderer Stelle macht der Film keine Gefangenen. Die Morde sind ganz stark im Slasher Genre beheimatet, nur dass es das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gab. Der Killer trägt wie Jason bei seinem ersten Auftritt bei Freitag der 13.te Teil 2, einen Sack über dem Kopf, der ihn unkenntlich macht. Wenn man die echte Mordserie bereits kennt, verliert er natürlich die Spannung, da man weiß, wer das nächste Opfer sein wird. Falls nicht, bleibt genügend Spannung übrig, was eben auch an der Erzählweise liegt. Leider gibt es ein paar saudumme Slapstick-Einlagen, die den Gesamteindruck ziemlich nach unten ziehen, da sie einem aus dem Kontext reißen. Die sind wirklich nervig und miserabel. In einem Audiokommentar mit Wes Craven erfuhr ich mal, dass man solche Szenen damals absichtlich eingebaut hat, auch wenn man sie gar nicht wollte, um die Juroren für die Freigabe milder zu stimmen, da die MPAA wohl durch humoristische Szenen mehr durchgewunken hat, da die Filme dann nicht mehr so belastend waren. Die Kills sind nämlich tatsächlich belastend, denn sie haben eine wirklich bedrohliche Atmosphäre, auch wenn sie nicht durch Gore glänzen. Da man aber nun inzwischen weiß, dass es den Killer gab, sind sie unangenehm. Auch wenn man nicht weiß, wie sie wirklich stattfanden und letztlich einiges dazu erfunden wurde.

Ärger hatte der Film aber auch im Ort Texarkana selbst, da sich dort verständlicherweise einige noch lebende Angehörige von Opfern befanden, die diese Verfilmung in keiner Weise gut fanden. Dennoch avancierte gerade dort „Der Umleger“ zu einem Kultfilm, der inzwischen jährlich an Halloween am Schauplatz eines der Verbrechen aufgeführt wird und sich inzwischen einer riesigen Beliebtheit erfreut. Genau darauf geht dann der Film von 2014 ein, aber dazu dann später mehr.




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