Review
von Leimbacher-Mario
Der ewige Film
Vor manchen Filmen streubt es einen monate- oder gar jahrelang. Nicht weil sie so mies sind, nicht weil sie sich nicht lohnen, zu schockierend oder persönlich sind, nicht weil sie zu lang oder zu schwere Kost sind. Sondern weil man einfach den richtigen Moment braucht, einen riesigen Respekt hat & in der richtigen Stimmung sein muss. Und vielleicht von allen obigen Punkten auch etwas. Oder auch gar nichts von alledem. Jedenfalls scheint "La Grande Bellezza" bei mir so ein Fall gewesen zu sein. Immer fand ich einen Grund, ihn doch nicht zu sehen, ihn mir für schlechte Zeiten aufzuheben. Die sind zwar immer noch nicht gekommen, zum Glück, geguckt habe ich Paolo Sorrentinos Meisterwerk nun aber doch endlich. Und wie erwartet liege ich ihm zu Füßen. Das "La Dolce Vita"-Update fürs neue Jahrtausend ist ein filmisches Erlebnis, wie man es nur ganz selten erlebt. Ein Jahrzentfilm, der noch mehr verdient gehabt hätte als nur den Auslandsoscar. Party trifft Poesie, Prosa trifft Porno. Dekadenz Tiefsinn, Leere Sehnsucht.
Der staunend schöne Film gehört jetzt schon zu den wichtigsten italienischen Filmen überhaupt. Die Geschichte handelt von einem beliebten römischen Schriftsteller, der sich seit Jahrzenten durch die High Society der ewigen Stadt feiert & nun mit seinem 65. Geburtstag etwas ändern will. Oder muss. Im Inneren scheint er der sensible Künstler zu sein, der ganz genau weiß, dass das Leben eigentlich einen anderen Sinn hat. Oder doch nicht? ;). "Die große Schönheit" trägt diesen Titel mit Recht & ist mehr als elegant. Jahrzehnte wurde Rom nicht mehr so üppig & vielseitig auf Film gebannt. Dazu gibt es einige der coolsten Partyszenen der Geschichte & mehr hübsche Frauen als in den Träumen von Selbstmordterroristen. Doch überall schwingt eine gewisse Melancholie & Weisheit mit, wie bei einem prunkvollen Gedicht, dass sich fast etwas vor seiner Schwere & Intelligenz verstecken will. Sorrentino schoss sich hiermit lautstark & zärtlich zugleich in die filmische Stratosphäre, zu den gefragtesten internationalen Regisseuren der Jetztzeit. Wahrlich auf den Spuren eines Großen.
Fazit: Rom, du unfassbare Stadt. Mit eitlen Vögeln & glitzernden Weisheiten. "La Grande Bellezza" hätte Fellini nicht besser erträumen können. Zeigt Schönheit & Abgründe der ewigen Stadt & seiner Bewohner euphorisch gut. Ein Fest für die Sinne & jeden Cineasten!