Anfang 1963. Der Kleingauner Ho [ Ray Lui ] wird von der Polizei wegen illegalen Glücksspiel verhört, wobei ihm gleich noch mehrere Straftaten angehängt werden sollen; die dieser aber bestreitet. Laufengelassen raubt er prompt mit seinen Freunden Man [ Waise Lee ] und Ming [ Lawrence Ng ] die nächste Wohnung aus. Als er deswegen Ärger mit dem lokalen Drogenboss Ping [ Ng Man Tat ] bekommt, wendet man sich an dessen Gegenspieler Ng Shing-kwan [ Kent Cheng ] und beseitigt Ping. Nun folgt ein rasanter Aufstieg, der nur noch von Ng und dessen Partner Lui Ko-Tin [ Kenneth Tsang ], einem korrupten Chief Inspector, verhindert werden kann...
Anfang der 90er wurden die Heroic Bloodshed Filme nicht nur epischer, sondern nahmen sich auch reelle Ereignisse zum Anlass für ihre Geschichten; Lawrence Laus Dokudrama Lee Rock fand nicht zufällig im gleichen Jahr seine Premiere. Während dieser, Poons Nachfolger Lord of East China Sea und Taylor Wongs Black Vengeance in zwei parts [ Rich & Famous und Tragic Hero ] abgehandelt wurde, begrenzte man sich bei To be Number One auf einen Einteiler und erweiterte einfach die Laufzeit; ansonsten behielt man die Grundthemen natürlich bei. Das übliche Geschehen um Aufstieg und Fall eines Gangsters samt seinem Syndikat wird also höchstens ausführlicher und über mehrere Jahre aufgezeigt, addiert aber nichts wirklich Neues dazu. Trotzdem gelingt durch den Mehrwert der verfügbaren Zeit und die damit verbundene Beachtung verschiedener Umstände – wobei die Gründung der ICAC den erheblichsten Einfluss hat - ein recht gelungenes Porträt von Crippled Ho sowie seinen Freunden und Konkurrenten innerhalb der 60er und 70er Jahre.
Der grösste Vorteil der Ausdehnung liegt natürlich darin, dass man sich auf seine Charaktere konzentrieren kann und nicht nur auf die Wenigen im Mittelpunkt fixiert sein muss; erst das Wechselspiel zwischen den Parteien mitsamt ihrer Veränderungen macht auch den Reiz des Filmes aus. Skript und Regie fokussieren nicht alleinig auf Crippled Ho, sondern gestehen seinen Mitstreitern Ming, Man und Loud Hung [ Tommy Wong ] ebenso Raum für Entwicklung zu, wie den Verhältnissen zur Gegenseite.
Ungünstig ist vielleicht der Grundaufbau, da man das Ganze unbedingt in einer Rückblende vollziehen muss und damit schon einiges an Wissen vorausstellt; die verschiedenen Epochen werden dann in einzelnen, mit historischen Zeitgeschehen unterteilten Akten abgeschritten.
Die Erzählstruktur ist aus westlichen Vorgängern wie Der Pate, Scarface oder Die Krays bekannt. Die Einführung und Vorstellung der Personen erfolgt relativ leicht, was durch eine anfangs noch überschaubare Menge an Figuren ebenso zu erklären ist wie der Sorgfalt der unaufdringlichen Regie. Man überhastet nichts, und übertreibt auch die Betonung nicht, sondern lässt seinen Darstellern den Freiraum, sich selber ins Geschehen einzubringen.
Ausserdem wird über mehrere Verbindungen und Ereignisse das Netz der Kriminellen nach allen Seiten hin fest geknüpft. Sicherlich fallen links und rechts einige kurzzeitige, aber dann auch nicht weiter wichtige Gefahren auf dem Weg nach oben heraus; der Plot selber aber bleibt die ganze Zeit übersichtlich, auch dadurch, dass die diffus geratenen Figuren schnell wieder verschwinden. Sowieso geht einiges sehr rasch und hätte durchaus mehr Beachtung verdienen können; wird mehr anskizziert als breit dargelegt und lässt Platz für Interpretationen. Manche Gespräche hätte man knapper halten und auf der anderen Seite Dinge vertiefen können, die auch Berücksichtigung verdient hätten; vertraut wird dann aber ebenfalls auf seine Schauspieler und deren Wirkung allein durch die Anwesenheit. Dies gilt vor allem für Waise Lee als Man, der fast seltener als seine keifende Frau im Bild ist, aber trotzdem präsent genug erscheint. Was auch daran liegt, dass fast jeder seine eigene spezielle Szene abbekommt, die sich nachhaltig einprägt und die Person langfristig mit bestimmten Eigenschaften und Handlungen verbindet.
Erfreulich ist auch, dass man bis auf vereinzelte Ausnahmen am selben Standort verbleibt und nicht wie wild durch die Weltgeschichte reist; so sieht man über längere Intervalle eben die gleichen Gesichter. Neue fallen dementsprechend sofort auf.
Das Familienleben der Beteiligten wird bis auf kleine Mengen zugunsten des Geschäftslebens ausgespart; der Blickwinkel dort folgt exakt Hos Aufstieg: Als er noch ein Kleinkrimineller war, bekam man die Oberschicht nicht zu sehen; sobald er oben steht, weiss man nichts mehr von den Aktivitäten der einfachen Handlanger. Da an der Spitze nur geredet und befohlen, aber nicht aktiv gehandelt wird, besitzt der Film zusätzlich zu der getragenen Stimmung später kein wirkliches Tempo und auch keine reine Action mehr; wer die Blutballette sehen will, ist an der falschen Stelle.
Zwar startet man relativ flott, flankiert den Aufstieg von Ho mit einigen rabiat – rasanten Aktionen wie dem Ausschalten von Ping in einem Axtmassaker, aber lässt später erstmal lockerer. Das Attentat im Restaurant auf Ho, wodurch er seine Beinverletzung und damit den Spitznamen erhält sowie ein Mordanschlag auf Ming und dessen Flucht sind lange Zeit die einzigen Begleiterscheinungen. Konfrontationen werden nun gründlich überlegt und vorbereitet; sich auch lange nach dem Motto „Pack schlägt sich und Pack verträgt sich“ verhalten und so die finale Gegenüberstellung immer wieder aufgeschoben.
Jeder weiss, dass wenn der andere ihm helfen kann, auch in der Lage ist ihm zu schaden und ist deswegen vorsichtiger. Man wird behäbiger, je dünner die Luft ist und träger, je mehr man an Ballast und damit auch zu verlieren hat. Die personelle Anspannung, die durch einen Handschlag noch lange nicht bereinigt ist und sich hier über Jahre hinzieht, führt letztlich zur aufgestauten Intensität des Filmes; man wartet mitsamt den Figuren auf den besten Zeitpunkt zum Losschlagen und beobachtet bis dahin ihre zunehmende Feindlichkeit.
Diese Sorgfalt in der Gliederung und Konsistenz des Drehbuches und die damit einhergehende Tatsache, dass man die Vorlage eben nicht nur als Ummantelung für einen Actionfilm sieht, zeigt sich vor allem auch in der Produktion selber. Man schwelgt geradezu in seiner Umgebung, Peter Paus Kamera versetzt einen direkt in die Zeit hinein; nichts im Setting wirkt gestellt oder unpassend. Offensichtlich hatte man neben den Bemühungen für ein Epos auch das nötige Budget und die geeigneten Leute dafür zur Hand; was sich auch über die meisten Darsteller fortsetzen lässt. Passen tun alle, positiv auffallend der Verzicht auf zu festgelegte Stars wie Andy Lau oder Chow Yun Fat und das Bestreben der Vorhandenen, sich dem Stoff anzupassen. Hervorzuheben ist natürlich Ray Lui in der Titelrolle, der allerdings als nassforscher Coolie weit besser wirkt als als humpelnder, verfetteter Gangsterboss; dort erscheint er im eigenen Körper eingesperrt, was dann aber höchstwahrscheinlich der Rolle entsprechen soll. Aber er verfällt jetzt auch leicht in Chargieren, was nicht allein mit dem Grössenwahn seiner Figur erklärt werden kann.
Der in anderen Rollen oft etwas fehl am Platze wirkende Kent Cheng gibt das akkurate Gegenstück dazu ab und wird mit dem wie immer sicheren Kenneth Tsang in der Mitte blendend abgestützt. Auch die Nebenrollen sind mit bekannteren, aber nicht berühmten Leuten besetzt, die aus der zweiten Reihe wie gewohnt das Geschehen aufwerten; auch wenn einige eben weniger als sonst möglich dazu beitragen können. Der Frauenanteil ist in dieser Welt natürlich relativ gering und bezieht sich dort auch zumeist auf die Klischees der Schlampe bzw. treusorgenden Ehefrau: Punktgenau verkörpert von Amy Yip respektive Cecilia Yip, aber doch zu sehr den Stereotypen entsprechend und nicht wirklich den Film vorantreibend.
Dies gelingt auch generell bis zum Ende nicht mehr; auch wenn man da noch einmal ein Treffen fliessend in eine violente Auseinandersetzung übergehen lässt und die Umsetzung derartiger Szenen ihre Wirkung auch nie verfehlen.
Aber da der Ausgang selber ja durch die Voranstellung bekannt ist, wartet man leider umsonst auf eine spezielle, explosive, alles noch einmal zusammenfassende Schlusssequenz wie zum Beispiel bei Scarface.
Bei aller angepeilten Perfektion hat man neben den Gefühlen nämlich auch auf wirkliche Entscheidungssituationen verzichtet; man hat aus den Vorgängern nur das Gerüst übernommen, aber kann es nicht ganz mit dem Leben füllen, dass sie erst ausmachen. Die Emotionalität und damit die Tragik, die Tiefe ist nicht vorhanden; wodurch man dem bis auf die Gewaltexzesse kühleren Verhalten der Beteiligten eher beobachtend zusieht als einbezogen ist.
Gewiss registriert man den Arbeitsaufwand und muss diesen auch anerkennen, aber das Innenstück für ein deratiges Epos fehlt dann doch noch.