Nebraska (2013)

Woody Grant (Bruce Dern), ein sturer, alter Schluckspecht, wohnt mit seiner zänkischen Frau in der Kleinstadt Billings, Montana. Als er einen Reklame-Brief über einen angeblichen Millionengewinn erhält, will Woody zu Fuß nach Lincoln, Nebraska um sein Geld abzuholen. Erst fängt ihn Sohn David (Will Forte) mehrmals wieder ein, dann erbarmt er sich und bietet seinem Vater an ihn zu fahren…

Die besten Filme des US-amerikanischen Regisseurs und Drehbuchautors Alexander Payne (geb. 1961, „The Descendants“ 2011) sind Roadmovies, wenn auch sehr spezielle, nämlich „About Schmidt“ (2002), „Sideways“ (2004) und eben „Nebraska“! Diesmal führt die lange Straße von Montana nach Nebraska durch den denkbar trostlosen mittleren Westen der USA, in schwarz/weiß angemessen farblos in Szene gesetzt. Dass sich Vater und Sohn auf dieser Reise langsam näher kommen werden, ist von Anfang an klar, doch es sind andere Aspekte, die in Paynes Drama beeindrucken. Neben der soziologisch genauen Milieustudie ist es der staubtrockene Humor, der neben dem immer präsenten Alkohol das Kleinstadtleben erst erträglich macht („Wenn Du mit Deiner Mutter verheiratet wärst, würdest Du auch saufen!“). Eigentlich auch der Sex, doch dafür ist Woody, der’s trotz früher Trunksucht wild getrieben hat, schon zu alt. Bruce Dern („Lautlos im Weltraum“ 1972, Alfred Hitchcocks „Familiengrab“ 1976, „Last Man Standing“ 1996) spielt den alten Sturkopf mit ersten Demenzschüben so wortkarg und ergreifend, dass er mit der Goldenen Palme von Cannes 2013 ausgezeichnet wird. Er ist, wie auch seine keifende Film-Frau June Squibb, die mit Payne bereits „About Schmidt“ gedreht hat, für den Oscar 2014 nominiert. Genauso stark spielt aber auch Will Forte, bisher vor allem bekannt als Mitglied der „Saturday Night Live“-Truppe (2002-10), den in Beruf und Liebesleben wenig erfolgreichen Elektroverkäufer, dem es immer mehr gelingt Verständnis für seinen Vater zu haben.
Stark inszeniertes, großartiges Schauspieler-Kino. Lakonisch, melancholisch, aber nie sentimental. (8,5/10)