Review
von Leimbacher-Mario
Am Ende... aber mit Stil!
Eine Frau, nicht nur am Rande eines Nervenzusammenbruchs, sondern in einem dauerhaften Zustand des Zusammenbruches. Mal was weiter von ihm entfernt, aber nie überwunden, das merkt man sofort. Wir verfolgen eine stilvolle Frau, die einst mit einem mächtigen Wirtschaftsmann verheiratet war & eindeutig zu den oberen 10.000 gehörte. Nun ein paar Jahre später, erholt sie sich bei ihrer ärmeren Schwester von der Scheidung, seinen Affären, seinen Wirtschaftsverbrechen, ihrem Verrat an ihm & seinem Selbstmord im Gefängnis. Zumindest war das der Plan. Von Lügen, Schein & angeknackster Psyche kommt die einstige Klassefrau aber nicht wirklich los, ganz im Gegenteil...
"Blue Jasmin" ist keines von Woody Allens Meisterwerken, aber trotzdem ein richtig guter Film. Schauspielerkino der Extraklasse, in dem sich San Francisco & Cate Blanchett gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. Die Amerikaner freut Allens Rückkehr in heimischere Gefilde, ich habe ihn fast noch lieber Europa erkunden sehen. Trotzdem weiß er immer noch, wie man mit Städten & auch Schauspielern umgeht, vielleicht im Alter sogar mehr denn je. Woody, wie wärs mit einem Berlin-Film? Oder Köln? ;) Das bleibt wohl leider ein Traum.
Cate Blanchett ist hier auf der Höhe ihres Schaffens & wird von kongenialen Kollegen zum wohlverdienten Oscar hochgespielt. Sie trägt den Film, macht ihn schockierend, traurig, etwas kühl-abstoßend & spannend. Clevere Dialoge & nahtlose Zeitsprünge vermitteln & verlangen jederzeit Cleverness - von allen Beteiligten inklusive Publikum. Woody Allens Stil ist unverkennbar, egal wo er auf der Welt spielen lässt & gefällt mir meist - wenn er nicht zu melancholisch oder verkopft wird. "Blue Jasmin" ist aber mit am ehesten am Mainstream & recht gefällig. Trotz eher traurigem Thema, einem extrem interessanten, zerrissenen Charakter im Mittelpunkt & wenigen, wenn dann schwarzhumorigen Einlagen. Manchmal zieht er sich etwas & Blanchetts Charakter ist nicht gerade Identifikationsfigur oder sympathisch. Umso beeindruckender, dass einem ihr Schicksal trotzdem nah geht. Bravo Cate!
Fazit: One-Woman-Show von Cate Blanchett, die es erstmal zu verdauen gilt! Trotzdem mag ich den leichteren, lustigen Allen etwas lieber!