„3 Engel für Charlie“ ist einer der Filme, die nicht nur unheimlich dumm sind, sondern die daraus auch noch ihre vielleicht größte Tugend machen.
Schon der Anfang ist an sich hanebüchen bis zum geht-nicht-mehr: In einem Flugzeug treffen sich ein mit einer Bombe behangener Mann und sein Kontakt (LL Cool J), der ihm Diamanten mitbringt. Doch sobald er die Bombe sieht, springt er zusammen mit dem Bombenleger aus dem Flugzeug, das Ding geht in Luft hoch ohne Schaden anzurichten und die Agentinnen Alex Munday (Lucy Liu) und Natalie Cook (Cameron Diaz) nehmen den Bombenleger in Gewahrsam – und unter der LL Cool J Maske schlüpft Dylan Sanders (Drew Barrymore) hervor. Das macht alles keinen Sinn (warum einen Deal machen, wenn das Flugzeug eh kurz darauf hochgehen soll und man mit drauf geht), aber fetzig gemacht (vor allem wie das Flugzeug aus den Wolken um die Columbia Statue kommt).
Nun erfährt man kurz, dass Dylan, Natalie und Alex für den Millionär Charlie arbeiten und Verbrechen bekämpfen, aber ihren Boss noch nie gesehen haben. Ihr Kontaktmann ist John Bosley (Bill Murray), auch wenn der die meiste Arbeit den drei Engeln überlässt und meist nur als Instrukteur agiert. Die Vorstellung vom Werdegang der Engel gibt Regisseur McG die Chance noch mehr unmotivierten, aber umso lustigeren Blödsinn einzubauen (Natalie in der Fahrschule ist ein Brüller).
Handlung? Achja, gibt es ja auch am Rande. Der Computerexperte Eric Knox (Sam Rockwell) wird gekidnappt, weil er einen Durchbruch im Bereich der Kommunikationssoftware erzielte. Die Engel werden beauftragt Knox wieder zu finden und tappen natürlich in eine gigantische Verschwörung…
Der Plot ist hier echt nur Nebensache und so interessiert es an sich auch kaum, wer hier der wahre Bösewicht ist und was er vorhat, auch wenn der Film seine Auflösung halbwegs wasserdicht begründet. Von echter Spannung möchte man in dem Zusammenhang nicht sprechen, aber dafür ist der Film dermaßen kurzweilig, dass man sich keine Sekunde langweilt. Dafür sorgt schon die schrille Regie von McG, die ständig ungewöhnliche Kameratricks und ähnliches ausprobiert, um den Film auch optisch möglichst schrill und durchgeknallt zu gestalten.
De Humor ist total bekloppt, aber immens amüsant (weshalb man den Film möglichst in großer Gesellschaft genießen sollte). Die Engel rennen alle paar Minuten in neuen schrillen Outfits rum und fast jede Szene erweist sich als Anspielung auf die Popkultur. So wird Musik immer wieder als Stilmittel eingesetzt (z.B. untermalt man die Kampfszenen mit „Smack my bitch up“ von Prodigy) und es häufen sich Filmzitate noch und nöcher: Da wird ein Wohnwagen á la „Lethal Weapon 2“ zersiebt oder der Film spielt auf sich selbst an, wenn man im Auftakt den Vorspann vom fiktiven „T.J. Hooker – The Movie“ zu sehen bekommt und die Klage über das Verfilmen alter Serien laut wird. Es hagelt unterkühlte Sprüche von Bosley, während die drei Engel eher für den Slapstick verantwortlich sind, dies aber dank Einsatz sehr gut machen.
Auch für Action ist gesorgt, wenn natürlich auch auf komplett jugendfreiem Niveau: In bester „Matrix“-Tradition wird hier geprügelt, wobei das Wirework zwar offensichtlich eingesetzt wird, aber im Gegensatz zu reinen „Matrix“-Kopien eine humorige Variante dieser Technik versucht. So sind die Tricks zwar durchschaubar, aber trotzdem sind die Fights nett anzusehen (vor allem die Kämpfe gegen den dürren Killer). Es explodiert auch einiges recht spektakulär, während Schusswaffen so gut wie gar nicht zum Einsatz kommen.
Die drei Grazien Diaz, Barrymore und Liu zeigen hier kein oscarreifes Schauspiel (aber wer erwartet das bei einem No-Brainer dieser Art schon?), sondern engagierte Comedy-Leistungen. Bill Murray mit seiner trockenen Art spielt sie zwar mit Leichtigkeit an die Wand, aber das macht nix. Sam Rockwell nimmt auf herrliche Weise die Klischees über unsichere, schmächtige und unbewegliche Programmierer aufs Korn und Crispin Glover ist große Klasse. Tom Green spielt seine Rolle aus „Road Trip“ in abgeänderter Form und das gleiche kann man auch über Matt Le Blanc und seine „Friends“-Rolle sagen. Auch die Nebendarsteller wie Tim Curry sind sich hier für keinen Blödsinn zu schade und sorgen für Stimmung.
„3 Engel für Charlie“ ist ein Film um sein Hirn auszuschalten und etwas mehr als 90minütigen Nonsens non-stop zu genießen, auch wenn man verständlicherweise keine Ansprüche an Story, Charaktere und ähnliches stellen sollte.