"Heroic Bloodshed" ist heute jedem Asia-Kenner ein Begriff, jenem Genre, in welchem John Woo über Jahre hinweg Meister seines Fachs blieb. Den Grundstein für all das legte er 1986 mit "A Better Tomorrow", in dem die beiden Gangster Ho (Lung Ti) und Mark (Chow Yun- Fat) durch Verrat außer Gefecht gesetzt werden. Ho wandert ins Gefängnis, Mark wird zum Krüppel geschossen. Jahre später will Ho ein neues Leben beginnen, aber der Unterwelt zu entkommen, gestaltet sich als schwierig. Zudem ist Hos Bruder Polizist und will ihm nicht verzeihen, dass ihr Vater vor Jahren durch Hos dunkle Machenschaften ums Leben kam.
Den Klassikerstatus verdient "A Better Tomorrow" allein dadurch, dass es nicht bei spektakulären Schießereien bleibt, sondern dass auch das Privat- und Innenleben der Protagonisten ausführlich beleuchtet wird. Das verleiht den Charakteren eine unglaubliche Tiefe und sorgt für jede Menge Tragik, weil es aufgrund der Grundkonstellation jede Menge Konfliktpotential gibt. Die Schauspieler schaffen es ohne Ausnahme, damit fertig zu werden, herausragend natürlich Lung Ti und Chow Yun-Fat, für den nach diesem Film eine Weltkarriere begann. Die Coolness, die er hier an den Tag legt, sollte er später kaum noch erreichen. Zu seinem Markenzeichen wurde der Zahnstocher im Mundwinkel.
Glücklicherweise wurde die Synchronisation einmal nicht verhunzt, sodass man sich "A Better Tomorrow", anders als "The Killer" oder "Hard-Boiled", auch bedenkenlos auf Deutsch anschauen kann.
Für Furore sorgten damals in den westlichen Ländern die Schießereien, die man in diesem Ausmaße noch nicht kannte. Chow Yun-Fat sorgte dank Wummen in beiden Händen und wehendem Mantel für offene Münder beim Publikum und das in der Prä-"Matrix"-Ära! Die Ballereien sind laut, ausgedehnt und vor allem äußerst blutig, weshalb das Teil in Deutschland auch lange Zeit trotz FSK 18 nur gekürzt zu bekommen war. Heute darf man sämtliche Gewaltchoreographien in ihrer ganzen Pracht bewundern, was besonders dem legendären Showdown zugute kommt, den man ohne Bedenken zum Olymp der All-Time-Actionszenen
zählen darf. Doch auch hier ist das Ballern nicht für sabbernde Gewaltfreaks gemacht, sondern unterstützt die ganze Tragik, die im Finale steckt, das ungewöhnlich offen endet.
Bleibt alles in allem ein Asia-Klassiker, der seinem Ruf gerecht wird. Cool, hart und traurig geht es zur Sache, manchmal sogar humorvoll. Ein Film, der die Balance zwischen lauten und leisen Tönen findet und die unverkennbare Handschrift des John Woo trägt, der einige Elemente aus "A Better Tomorrow" später weiter perfektionierte. Glückwunsch zu diesem stilprägenden Film!