Wie es im Zombie-Genre die letzten paar Jahre üblich ist, spiegelt sich auch im wahren Leben wider: Charaktere (Wir) werden von Zombiehorden (Filmlawinen) überrannt, nur um wie Lemminge zu krepieren. In unserem Fall heißt das übersetzt: Wir (oder zumindest ein paar von uns) haben scheinbar zu viel Freizeit, um auch noch den ganzen Trash zu schauen - ich will mich da nicht ausschließen. Ab und zu ist im Durchschnitt jeder zehnte Streifen dann doch ganz brauchbar, während man auf richtig lohnenswerte Streifen gefühlte Jahre warten kann. Nee, Moment mal. Es sind tatsächlich Jahre, die vergehen, bis auf dem Zombiemarkt mal etwas Gescheites rauskommt, dass man sich auch freiwillig in die an Platz limitierte Vitrine stellt.
"Attack of the Undead" aka "The Walking Dead" aka "State of Emergency" ist überraschenderweise mal wieder ein ganz brauchbarer Film geworden.
Und dennoch hebt er sich von dem Einheitsbrei etwas ab: Während die meisten Filme eine Gruppe Menschen durch Straßen und Schluchten rennen lässt, auf dem Weg zum Ziel publikumsbedingt (damit keiner weg pennt) viele flache Charaktere grafisch explizit dargestellt das Zeitliche segnen, konzentriert sich Regisseur Turner Clay auf vier Leute, die sich in einem Lagerhaus verschanzen. Bedrohende Zombies kann man beinahe an einer Hand abzählen.
Im ersten Drittel kommt der Film sogar nur mit einer Person aus: Jim (Jay Hayden), der im Intro seine Verlobte Emilie (McKenna Jones) durch einen Autounfall auf der Flucht vor den Zombies verliert, verschanzt sich zuerst einmal allein in einem großangelegten Pferdestall. Schon hier wird klar, dass es nicht immer Masse sein muss. Die Atmosphäre stimmt und erinnert teilweise an die Videospielreihe "Resident Evil 1-3": One Man vs. one Zombie.
Erst später lernt er per Funk Scott (Scott Lily) kennen, der sich mit seiner Frau Julie (Kathryn Todd Norman) und der unterwegs aufgegabelten, wortkargen Ix (Tori White) in dem benachbarten Lagerhaus verschanzt hat. Die Flucht dorthin gelingt Jim.
Zusammen versuchen die Vier das Militär zu erreichen, das mit Flugzeugen die Gegend absucht oder auch Hilfsgüter abschmeißt.
Dieser Film ist äußerst gelungen, da er sich genug Zeit lässt, den Charakteren den nötigen Background einzuräumen, ohne die Peitsche auszupacken und alle zehn Minuten eine Splatterszene zeigen muss. Das Ganze wirkt rund, durchdacht und sinnvoll, ohne langweilig zu werden. Denn auch wenn die Zombies/Mutanten (dieses Mal entsteht die Epidemie durch eine Explosion in der hiesigen Chemiefabrik) nahezu nur in der Ferne regungslos auf der Wiese stehen, ist die Bedrohung allgegenwärtig. Natürlich kommt "Attack of the Undead" nicht ganz ohne Gewalt aus, so dass auch die Altersfreigabe letztendlich berechtigt erscheint. Nur wird im Maße und nicht mehr als nötig gemetzelt.
Die Hilflosigkeit und Isoliertheit, ohne zu wissen, was denn genau in der Stadt passiert, steht diesem Film gut zu Gesicht. Eine Diabetes-Erkrankung zwingt das Quartett, aktiv zu werden - sprich: Die bedrohliche Außenwelt zu betreten, um an eine abgeschmissene Militärbox zu gelangen. Doch auch das komplett dicht gemachte Lagerhaus hat versteckte "Eingänge" und so wird es durchaus temporeicher im letzten Drittel.
Der Schluss ist nicht originell aber doch mal was anderes und kommt harmonischer und glaubwürdiger an als in anderen Untergangsszenarien.
"Attack of the Undead" ist eher ein ruhiger aber dennoch sehr atmosphärischer Zombiefilm, der sich auf die Isolation von einer Handvoll Menschen konzentriert ohne dabei langweilig zu werden.
Wer auf die Serie "The Walking Dead" steht, könnte hier eine "Episode" (ja, so fühlt sich dieser Film ungefähr an) mehr sehen.
6/10