Manchmal können Inhaltsangaben und Versprechen auf den Covern irreführend sein. Was beim Horrorfilm die Regel ist, wenn es sich um billig runtergekurbelte Wichse handelt, trifft auch auf "Die spanische Antwort" von "Fast & Furious" zu. Ari, Navas und Nano sind Teil der illegalen Rennszene und verdienen sich ihr Geld mit Überfällen... Punkt.
Die Zusicherung und der Einleitungssatz schüren bei jedem Filmfan von flotten Karren mit Sicherheit Erwartungen. Es kann sich ja nur um einen spanischen Ableger handeln, aber da wir auch mal einen Seat Leon mit 900 PS sehen wollen anstatt amerikanischen Muscle-Cars oder japanischen Flitzern mit fetten Spoilern, kommt uns "Combustión" (so der Originaltitel) gerade recht.
Nun, "Highspeed" beginnt auch mit richtigem Highspeed: In einer kurzen Einleitung sehen wir, wie das Trio vorgeht: Während Ari (Adriana Ugarte) sich einen reichen Bengel angelt, der nichts anderes will, als - genau - sie mit nach Hause zu nehmen und zu ficken, öffnet sie in einem Moment der Unachtsamkeit den beiden anderen maskierten Räubern Navas (Alberto Ammann) und Nano (Christian Mulas) die Haustür, damit sie das frisch liierte Pärchen mit Knarren bedrohen können. Natürlich wird der Milchbubi spätestens dann schwach, wenn Navas und Nano die Schießeisen an den Kopf von Ari halten - und schwupps - ist der Tresor offen, das Geld eingesackt und jeder verschwunden.
Doch noch einen, ja wirklich nur noch einen großen Coup braucht das Trio, um ihre Träume zu verwirklichen. Dabei suchen sie sich den Exrennfahrer Mikel (Álex Gonzáles) aus. Der arbeitet mit seiner Verlobten Julia (María Castro) in einem Juwelierladen. Ari wird als Köder wieder vorgeschickt, doch dann geht der Plan schief...
Soll ich es jetzt spoilern oder nicht. Na komm, ich tue es. Denn Ari und Mikel verlieben sich. Och, wie süß.
Also wer hier illegale Autorennen, Sex (okay, den gibt es) und Crime á la "Fast & Furious" sehen will, bekommt die volle Packung Liebesdrama ab, gepaart mit einer völlig unglaubwürdigen Story (internen Gerüchten zufolge waren die Drehbuchschreiber zugedröhnt), einem marginalen Schuss Autorennen und uninteressanten Figuren zu tun.
Während das Intro noch in Ordnung geht, wird auf die beiden männlichen Parts nicht mehr viel weiter eingegangen. Charaktertiefe sieht anders aus. Doch immerhin stehen Ari und Mikel (eine Mischung aus Paul Walker und Wentworth Miller) im Mittelpunkt, die unglaubwürdig und ätzend in Szene gesetzt werden. Ari, die Bitch für alles (die ist ja auch noch mit Navas zusammen) verliebt sich in Mikel (auch so ein unsympathisches Asshole), der kurz vor der Hochzeit steht und beide nichts besseres zu tun haben, als miteinander zu poppen und sich stundenlang im Filmgeschehen fragen, ob das alles richtig ist, was sie da machen oder nicht. Währenddessen fahren Nano und Navas auch mal ein Rennen mit einem Porsche vs. Ferrari, das die Action und Ästhetik von einer Kaffeefahrt in die Türkei hat ( Du müsse alles kaufe, kaufe!).
Tja, wem soll ich da beihalten ? Naja, am besten dem Oberkriminellen, der die zwei Rennfahrer verarschen will. Oder lieber doch der Polizei? Die ab und zu mal hinter allen her sind. Mmmh, keine Ahnung. Meine Sympathien gehen ganz klar an den Nebencharakter Julia, die zwar scheiße aussieht, aber die die gehörnte Frau wenigstens mit Würde spielt.
So floppt der Film sich unrealistisch bis zum Ende hin, und als Abgang bleibt einfach nur der fade Beigeschmack, als hätte man gerade zehn Wochen altes Bongwasser aus Versehen gesoffen oder, wenn man Glück hat, die Einsicht zeigt, dass man gerade über 100 Minuten sich etwas anderem Aufregenderem hätte widmen können.
Nichts gegen Dramen mit Liebe und Schnulze, aber "Highspeed" wirkt in dieser Form nur abgedroschen mit hinterfotzigen, unglaubhaften Charakteren, einem Soundtrack, der mal überhaupt nicht geht, und ein, zwei Rennszenen, die man schon 1991 in "Manta, Manta" besser gesehen hat.
3/10