Die brodelnde Rivalität zwischen Schüler und Lehrer an staatlichen Bildungseinrichtungen bot schon immer Stoff für die unterschiedlichste Art von Pennälerkomödien. 2001 erscheint mit "Volcano High" die südkoreanische Hansi-Kraus-Variante ohne alberne Schülerstreiche, dafür mit jeder Menge "Matrix"-beeinflusste Martial Arts und durch Mangas inspirierte Überdrehtheit.
Kim Tae-gyuns "Volcano High" wird immer wieder als Mix aus "Matrix", den "X-Men" und "Harry Potter und der Stein der Weisen" beschrieben, muss aber an der dadurch geschürten Big-Budget-Erwartungshaltung scheitern. Denn der koreanische Klassenkasperfilm ist allein technisch den Hollywood-Vorbildern eindeutig unterlegen. Zwar bietet "Volcano High" recht ansehnliches Wirework, sprich die Akteure springen und fliegen durch die Luft, als gäbe es so etwas wie eine natürliche Gravität nicht, jedoch hat das in diesem Zusammenhang nichts mit der Poesie aus "Crouching Tiger, Hidden Dragon" zu tun. Die CGI-Effekte gehen okay, sollten aber jegliche Vergleiche zu den amerikanischen Sitznachbarn scheuen.
Die Action an sich macht durchaus Spaß. Zwar bekommt die Martial Arts-Szenerie erst im Showdown den richtigen (auch buchstäblich gemeinten) Kick, und die nötige Dynamik, allerdings wird in den ersten anderthalb Stunden hin und wieder auch gerne eine kleine Kampfhandlung eingestreut. In den Anfängen des Films macht er dem Zuschauer nicht wirklich leicht, macht die vom Publikum geforderten Actionszenen zunächst rar, und versucht die abenteuerliche Story und ein paar Nebenhandlungsstränge korrekt zu etablieren. Dies gelingt hin und wieder, andere Male wäre Nachsitzen im Fach "Filmregie" angesagt. Wenn unser Held Kim Kyung-soo im Wald auf die liebestolle Zwillingsschwester seiner Angebeteten trifft, so wirkt die ganze Szene eher aufgesetzt-pubertär, da sie weder der Story dient, noch den Film auf irgendeiner Ebene weiterbringen würde.
Doch genau jene Unbekümmertheit seitens der Regie macht auch den Charme "Volcano Highs" aus. Die Geschichte von einem renitenten Schüler mit übernatürlichen Kräften, der direkt in einen Wettstreit zwischen Direktor, Vizedirektor und Schülerverbänden gerät, die sich alle um eine mystische "Geheime Schrift" kloppen wollen, ist schon ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig genug. Die Optik, die vermehrt den Comiccharakter des Filmes herausstellt, setzt auf knallige Kontraste und wilde Texteinblendungen. Wer hier Ernsthaftigkeit oder solides, ursprüngliches Filmemachen erwartet, der wird enttäuscht: "Volcano High" nutzt all jene junge Wildheit aus, die das südkoreanische Kino momentan so interessant macht.
Die größte Schwäche "Volcano Highs" liegt an dem Skript. Wäre die erste Hälfte weniger verworren, und würden mehr Storylinien konsequent zu Ende geführt werden, so hätte aus dem unentschlossenen Actionfilm, der mit dem längst vergangenen "wu shu"-Genre liebäugelt, mehr werden können. Doch was will man ernsthaft von einem Film erwarten, der auf einem Buch basiert, dass den ersten Preis bei einem Drehbuch-Amateur-Wettbewerb gewann? Richtig, keine konzeptionelle und formale Vollkommenheit, und gerade jene etwas den Rahmen sprengende Irrfahrt-Attitüde "Volcano Highs" geht konform mit dem ebenso abgedrehten Inszenierungsstil.
Die Versetzung ist zwar nicht gefährdet, jedoch erwartet der Zuschauer von Kim Tae-gyun bei der nächsten Zeugnisvergabe mehr Sorgfalt. Der Film um die Hochschule des Feuer speienden Berges ist zwar nicht Klassenbester in seinem Jahrgang, noch in seiner Klasse, aber dennoch reichen Leistung und Unterhaltungswert vollkommen für sechs von zehn möglichen Punkten aus. Setzen.