Schlawiner im sinkenden Schlaraffenland
Fünf italienische Männer und Freunde in ihren Zwanzigern - und ihr steiniger Weg zur Erkenntnis, dass spätestens jetzt Kindheit, Jugend und einstige Träume zu einem Ende kommen in einem kleinbürgerlichen Italien mit mehr Mauern als Brücken, mit mehr Grenzen als Sonnenstrahlen, mit mehr Opas als Opern…
Platzende Träume
„I Vitelloni“ kann sehr gut als erstes Meisterwerk von Federico Fellini genannt werden. Ein bockstarkes Drama mit massiven Ausmaßen. Sehr weise, sehr schön, sehr episch. Intim, italienisch und persönlich, aber auch allgemeingültig und international. Über Verantwortung und Träume, über Lebenswege und Schicksale, über Jungen und Männer. Aus „I Vitelloni“ wird jeder Dreibeiner jeden Alters etwas ziehen können. Bella Italia mit all seiner Melancholie und auch Traurigkeit. Wenn es hier regnet, schüttet's. Fellini hat eine Auge und ein Ohr, er hat Herz und Kopf, er hat Seele und Leidenschaft, er hat Durchblick und Konzentration. Und alles kommt in „I Vitelloni“ zum ersten Mal nahezu ideal zusammen. Die Jungs und ihre Träume, die Männer und ihre Schicksale, die Italiener und ihre Passion. Diese „Müßiggänger“ sind legendär gut. Das ist Kinomagie. Das ist desillusionierter Italomachismo. Das ist einfach große Kunst und auch heute noch frisch wie eh und je. Ein zeitloses Dokument von Fellinis Genie und Gefühl. Und ein definitiver Einfluss auf Scorsese, Coppola und Tarantino später.
Wie der Fausto auf's Auge
Fazit: fünf Freunde und Lebemänner werden (spät/in ihren 20ern) erwachsen und kommen auf dem Boden des Lebens und der Tatsachen an… Der frühe Fellini ist faszinierend und entwaffnend ehrlich. Ein ganz natürliches Gefühl für Epik hat er. Dazu Rotas sensibler Meisterscore. Fertig ist eine kleinbürgerliche Italocollage für die Ewigkeit. Ein Must-See für jeden auch nur annähernd Cinephilen. Massiv.