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Die Forscher Robert und Ralph wollen sich mit dem Flugzeug zu ihren Kollegen in einer Dschungelbasis bringen lassen. Doch dort finden sie keine Menschenseele vor, dafür aber Spuren von Kämpfen. Schnell wird ihnen klar, dass Kannibalen in der Nähe sein müssen... Im Grunde beginnt es, wie es meist in Kannibalenfilmen so läuft, doch Ruggero Deodato stellt sich immerhin bei seiner Variante sehr geschickt an. Schon schnell werden die Forscher und ihre Begleiter im Dschungel voneinander getrennt, bzw. getötet, so, dass die Geschichte um das buchstäblich nackte Überleben aus der Sicht des unerfahrenen Robert Harper gezeigt wird. Der gelangt, bereits am Ende seiner Kräfte, in das Dorf eines Kannibalenstammes, wo er, der vom Himmel kam, zusammen mit anderen Vögeln als vermeintlicher Vogelmensch eingesperrt wird. Doch damit nicht genug, denn die interessante Geschichte erzählt abwechslungsreich von den Gefahren in der Wildnis, neben giftigen Pilzen und Blutegeln gilt es immerhin, den Kannibalen zu entkommen. Da bleibt so manch gewohnte Fiesheit Deodatos nicht aus, wenngleich das im Vergleich zu seinem Schocker "Cannibal Holocaust" noch recht gesittet zugeht. Trotzdem ist nicht alles so lachhaft wie in den meisten Kannibalenfilmen, immer wieder wechselt die gelungene Dschungelkulisse zu düsterer, bedrohlicher und in der zweiten Hälfte auch von Psychoterror durchzogener Atmosphäre. Besonders auffällig ist die gute Kamera, die mal nahe am Geschehen ist, wenn es Schockierendes zu sehen gibt und mal einen guten Blick für die Situation vermittelt. Exploitativ ist das natürlich schon, daraus macht dieser Film auch kaum ein Hehl, wenn eine Stammesangehörige nach einer Vergewaltigung durch den angeschlagenen Helden so etwas wie Zuneigung oder Hörigkeit entwickelt oder mal wieder diverse Tiere für diesen Film dran glauben müssen. Für diesen unnützen Tiersnuff-Mist ziehe ich auch hier einen Punkt in der Bewertung ab. Von diesem Wermutstropfen, der mit ein paar mehr SFX zu umgehen gewesen wäre, aber das mondogeneigte Publikum nicht so schockiert hätte, einmal abgesehen, kann Deodato gerade durch die vielen Interaktionen zwischen "Zivilisierten und Wilden" glänzen, die nicht immer vorhersehbar sind und eine Menge Ethnounterhaltung bieten. Die Hauptdarsteller können durchweg gefallen, wenn man mal von Me Me Lai absieht, die ebenso wie im Vorgänger von Umberto Lenzi, einen immer wiederkehrenden Gesichtsausdruck drauf hat, und zwar den Dackelblick. Dafür gefällt die Rolle des Robert (Massimo Foschi) umso besser, der sich zunächst unbedarft, aber mehr in Bedrängnis geraten wenig zurückhaltend, seiner Haut zu erwehren versucht und im dramatischen Finale dem Wahnsinn nahe ist. Obgleich man Deodato auch hier seine Effekthascherei und Sensationslust vorwerfen könnte, wird dem Betrachter zumindest, ähnlich wie in "Cannibal Holocaust" der eigene Spiegel vorgehalten. Denn immerhin vergleicht die Story die vermeintlich zivilisierte mit der primitiven Welt in Sachen Grausamkeit, ohne ständig Platitüden zu verbreiten, sondern auch mal selbstkritisch. Eindrucksvoll hebt sich "Mondo Cannibale 2" von den meisten Beiträgen des Genres ab, weniger Trash als teils herber Inhalt und provokante Bilder sind hier zu finden. Mit Umberto Lenzis "Mondo Cannibale" hat das eigentlich wenig am Hut, mal abgesehen von dem Alternativtitel.

Fazit: Schon vor seinem Meisterwerk "Cannibal Holocaust" bewies Deodato, dass er die besten Kannibalenfilme drehte. (8-1=) 7/10 Punkten

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