Review

Eine Gruppe von Forschern macht sich auf, einem Camp auf den Phillipinen einen Besuch abzustatten, nur leider geht bei der Landung was schief, außerdem ist das Camp verlassen. Die noch immer gut gelaunte Truppe entscheidet sich dafür, gleich am nächsten Tag wieder nach Hause zu fliegen, zumal die Insel vor steinzeitartigen Kannibalen nur so wimmeln soll. Dumm nur, dass eine ihrer Begleiterinnen mitten in der Nacht noch mal raus muss...ein Schrei, schon ist sie verschwunden. Als die Männer sich am nächsten Morgen aufmachen, sie zu finden, werden sie schon bald getrennt.
Einer der Männer gerät in die Gefangenschaft der Wilden, die ihn wegen seines großen Gliedes und dem Flugzeug nicht gleich umlegen, sondern ihn als eine Art Spielzeug wie einige andere Vögel in einen Käfig sperren.

Die Geschichte erinnert schon stark an Lenzis ersten richtigen Kannibalenfilm "Mondo Cannibale", aber zu diesem Thema gab es lange genug Streit zwischen den beiden Regisseuren. Ich finde den Abenteuerfilm aus den späten Siebzigern unter der Regie von Ruggero Deodato sehr, oder naja, zumindest irgendwie gelungen. Hauptgrund sind zweifellos die erstaunlich gut agierenden Darsteller; Deodato versteht es ausgezeichnet, seine Akteure effektiv vor der Kamera leiden zu lassen. Auch die Naturaufnahmen sind recht schöne, oder passen sich zumindest gut in die Gesamtstimmung ein. Desweiteren ergeht sich der Schaffer von DEM Kannibalenklassiker schlechthin "Cannibal Holocaust" in seinen geliebten Frauenfeindlichkeiten und wenn die Wilden dann mal am Foltern oder Fressen sind, dann darf das kleine Budget auch mal mit allerhand Goreeffekten strapaziert werden. Trotzdem steht der Leidensweg unseres armen Opfers im Vordergrund, und so werden im Gegensatz zu den späteren Kannibalenfilmen regiert noch das Abenteuer-Feeling. Ein weiterer Punkt, der mir recht positiv auffällt, ist die Tatsache, dass Deodato seinen Held nicht als überlegen und überheblich zeigt, sondern ihn immer zwischen Angst, Wahnsinn und dann auch Boshaftigkeit zeigt. Wenn der Mensch keinen Ausweg mehr sieht, dann begibt er sich noch unter das Niveau der Steinzeitkreaturen, so wird Me Me Lai von ihm wegen Ungehorsam einfach mal vergewaltigt, und am Ende geht es sogar soweit, dass unser Held sich bei seinen kannibalistischen Verfolgern dadurch Respekt verschaffen will, dass er einen der Ihren aufschlitzt und an ihm seinen Hunger stillt.
Natürlich kann man das ebenso als billige Effekthascherei und Reaktion auf den immensen Erfolg von Lenzis Vorgänger bezeichnen, aber mir hat es gefallen. Außerdem baut sich ganz Hollywood doch auch nur aus billiger Effekthascherei zusammen. Meisterwerke sind in der Filmindustrie eben selten.
Einziger Kritikpunkt: die unnötig vielen, mal spektakulären, mal sehr gewalttätigen Tiertötungen, die wenn man so will entweder ihre Berechtigung darin finden, die Gesetze des Dschungels zu zeigen (Na gut...), oder die Grausamkeit der Eingeborenen zu betonen (eigentlich auch in Ordnung, aber warum zum Teufel muss man da ein echtes Krokodil aufschlitzen?) - fragwürdig,fragwürdig, aber wenigstens wird sich noch nicht so dummdreist darin ergangen wie in Lenzis späteren Genre-Beiträgen.
Positiver Punkt: Me Me Lai mit der Frage, wie bildhübsch soche Eingeborenen-Frauen denn werden können.
Fazit: Hart, aber doch noch sehr atmosphärisch, außerdem überzeugend gespielt und an Originalschauplätzen gedreht. Deodato stellte nie in Frage, dass er der begabteste der Kannibalen-Regisseure war.
Härtegrad: 7 von 10
Gesamteindruck: 7 von 10

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