Ich bin ja schon länger ein Vincent Gallo Fan. Daher hab ich den Film hier auch aufgenommen, als er auf Arte kam. Ok, die Story klang auch ganz interessant.
Wenn man auf die Bewertungen der OFDb-Mitglieder schaut, wird man sehr schnell abgeneigt sein von diesem Skandalfilm aus Frankreich. Ich persönlich kann aber diese Meinung überhaupt nicht nachvollziehen, denn für mich stellt "Trouble Every Day" den außergewöhnlichsten, interessantesten und fesselndsten Film seit langem dar. Kein Wunder, wenn man bedankt, dass es wohl Ähnliches noch nie gab. Splatter und Gewalt mit Poesie und ästhetischen Bildern verbinden, das machen sonst nur die Japaner. Ok, 2 von ihnen haben den Film hier auch produziert. Dennoch, "Trouble Every Day" strotzt dermaßen vor Poesie und Ästhetik, dass jeder brutale Szene überraschend erscheint und auch noch schockiert. Wieso so etwas im Free-TV läuft, das Ganze auch noch völlig ungeschnitten, bleibt zwar fraglich, aber mir und dem Fan solcher oder ähnlicher Filme soll’s recht sein.
Wäre "Trouble Every Day" von einem bekannten Regisseur, würde er vergöttert werden. So aber stellen sich sicher viele Konsumenten die Frage, was der Film überhaupt soll. Wie gesagt, er fasziniert. Weil die Story so unvorhersehbar ist, wie es nur irgendwie möglich geht. Weil die Bilder so wunderschön sind und fast schon stoisch anmuten. Und weil eben der ganze Stil des Film irgendwie außergewöhnlich ist. Es wird eben so gut wie gar nichts gesprochen, das kennt man sonst nur von Independent-Filmen. Was anderes stellt "Trouble Every Day" auch gar nicht dar. Nur das Ganze wird mit abartigen Gewaltdarstellungen gemischt. Keiner sollte hier ne Splatterorgie erwarten, aber der Film ist einer von der Sorte, bei dem zwar nicht unbedingt viel Gewalt vorkommt, aber diese aufgrund der sonstigen Atmosphäre und Stimmung dafür umso grausamer und schockierender erscheint.
Ob das Ganze dann Kunst sein will oder irgendwo ganz weit hinten irgendwelche Interpretationen verlangt, sei dahingestellt. Fakt ist nur, dass nicht annähernd ein ähnlicher Film da gewesen ist und auch nie da sein wird. Denn "Trouble Every Day" ist sozusagen ein eigenes Genre, der Film verbindet viele völlig verschiedene Mittel zu einem Ganzen, poetische Bilder wechseln sich mit Gewalt ab, manchmal erscheinen sogar die Bilder der Gewalt poetisch, die Kamera schafft diesen Eindruck zumindest.
Daher versteh ich es dann wiederum schon, dass die Meinungen über dieses kleine Meisterwerk so gespalten sind.
Die Leute, die Horrorfilme wie "Scream" bevorzugen, schalten sowieso nach 5 Minuten wieder ab. Filmfans, die kurzweilige Unterhaltung suchen, sind hier auch falsch gelandet. Der Film spricht eigentlich niemanden direkt an, man sollte nur viel Geduld mitbringen und nicht unbedingt auf Actionfilme abfahren. Zumindest nicht ausschließlich. Denn Hektik ist in "Trouble Every Day" ein Fremdwort. Schon allein der Soundtrack der Tindersticks trägt dazu bei, schön langsam, mit Streichern unterlegt, sucht man jegliche rasante Szenen umsonst. Wo man wieder bei den Japanern wäre, man denke da nur an "Audition", "Eureka" oder Ähnliches.
Ein großer Film, leider fast unbekannt, der den, wenn willigen, Zuschauer völlig in den Bann zieht und erst wieder loslässt, wenn 85 Minuten verstrichen sind. Und das, obwohl fast nichts gesprochen wird. Definitiv jetzt schon einer meiner absoluten Lieblingsfilme, über den es zu Recht so viel geteilte Meinungen gibt. Es ist einfach absolute Geschmackssache. Wem er aber gefällt, dem richtig. Entweder man mag ihn oder nicht. Ich lieb ihn jetzt schon! 10/10 Punkte