Review

Kultige Walpurgisnacht auf spanisch

Die Spanier machen nicht nur uns Deutschen vor, wie man tolle Genrefilme macht, sie haben gerade im Horror-/Thriller-Genre fast allen anderen Europäern in den letzten Jahren den Rang abgelaufen. Sogar den Terrorkino-Franzosen. Gut so, wäre ja zu schade wenn kein Land des Kontinents lobenswerte, kreative Richtungen & Wege vorzeigen würde. Vielleicht kann irgendwann ja sogar Deutschland wieder diese Vorreiterrolle einnehmen, die man ehrlich gesagt seit fast 100 Jahren & Nosferatu, Caligari & Co. nicht mehr hat. Ich schweife ab: der heutige Watch war Alex de Iglesia's "Witching & Bitching", schon allein als Vorbereitung auf den diesjährigen "My Big Night" & weil ich ihn damals auf dem Fantasy Filmfest verpasst hatte. 

Und der Film hält was Regisseur, Titel & jegliche Promo versprechen: Hochgeschwindigkeitskino, Humor erfreulich nah an der Geschmacksgrenze & einen der wilderen Genremixe der letzten Jahre. Etwas zu eindeutig auf Kultfilm geschielt, jedoch trotzdem sau cool, sau schnell, sau fetzig. Es geht um zwei Bankräuber (samt Sohn im Gepäck), die auf ihrer Flucht irgendwo zwischen Madrid & der Grenze zu Frankreich in Zugarramurdi landen - der Geburtsstätte der Hexen & so etwas wie das europäische Salem. Und als wären die zwischengeschlechtlichen Probleme mit ihren zickigen Weibern daheim nicht schlimm genug, müssen sich die soften Machos bald mit einem ganzen Haufen wirklicher, ziemlich blutgieriger Hexen anlegen!!!

Von einem abstrusen & wirklich lustigen Heist-Start mit u.a. einem silbernen Jesus & Spongebob (!) geht es über ersten gruseligen Backwood-Bekanntschaften bis zu einem Finale, dass Peter Jacksons frühen Filmen Tribut zollt & die Hölle auf Erden los lässt - nur alles irgendwie nie wirklich mit Horror, eher dunklem Humor & fast schon Feel-Good-Stimmung. Ein kruder Mix, dessen Unberechenbarkeit seine größte Stärke ist. Zusammen mit dem völlig überzogenen Script voller Geschlechterkämpfe, Machosprüche, Frauen- & Männerhass. Das Niemandem wirklich etwas passiert (bis auf ein paar plattgetrampelten Hexen & einem unglücklichen Taxigast), ist schon vor dem überraschend plötzlichen Happy End klar & es fühlt sich sogar richtig an. 

Die CGI-Effekte, vor allem das spritzende Blut & das Finale mit der Big-Mama-Hexe, sind eine kleine Schwäche, obwohl man natürlich kein Hollywood-Standard erwarten konnte & das für europäisches Genre-Kino schon in Ordnung geht. Etwas mehr Spannung & vielleicht eine straffere zweite Hälfte hätten gut getan, was mir jedoch nur wenig übel aufstößt. Vor allem die Geschlechterklischees, die Mario Barth auch nicht platter (dafür wesentlich unkreativer) hinkriegt, retten jeden Partyfilmabend, egal ob mit Männern, Frauen oder im Mix.

Fazit: ein wilder Ritt & höllische Kreuzung aus "Hexen, Hexen", "From Dusk Till Dawn" & "Braindead" - nur eben auf spanisch. Der Genrefilm blüht in unserem liebsten Urlaubsland & "Witching & Bitching" macht einfach Laune, ohne ein wirklich großes Werk zu sein.

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