Studentin Justine will aus dem langweiligen und behüteten Campusalltag ausbrechen und schließt sich einer Gruppe selbsternannter Umweltaktivisten an. Der Rädelsführer Alejandro ist süß und versteht es zünftige Reden zu schwingen – das allein reicht ihr als Motivation. Als es dann ernst wird und die Truppe ins Amazonasgebiet chartert, ist aber schnell Schluss mit lustig. Nicht nur Kettensägen schwingende Abholzungsunternehmen, sondern vor allem menschenfressende Eingeborene wollen den aufmüpfigen Jungspunden ans Leder…
Wo Roth draufsteht, ist auch Roth drin! Folterporno-Papst Eli Roth (CABIN FEVER, HOSTEL) hat mal wieder einen eigenen Streifen am Start und obendrein gleich einen, der die eingefleischte Horrorgemeinde ordentlich zum Sabbern bringen dürfte (zumindest vor Vorfreude!). Mit GREEN INFERNO steht dem geneigten Nippelknabberer nämlich eine Hommage an die italienischen Kannibalenfilme der frühen 1980er-Jahre ins Haus. Vor allem von CANNIBAL HOLOCAUST und Lenzis CANNIBAL FEROX hat sich „Bärenjude“ Roth eine saftige Scheibe Blutwurst abgeschnitten und bleibt dabei trotzdem seinem Teeniehorror-Scharm treu. Strunzdumme Halbwüchsige, die sich in großstädtischer Großspurigkeit an Regenwaldbäume ketten und anschließend von rot angemalten Uga-Uga-Wilden gekielholt werden – das ist Trash mit der Neandertalerkeule. Ein echter Nobrainer mit Partycharakter. Aber im Grunde doch getreu den Vorbildern. Allerdings mit wesentlichen Unterschieden: GREEN INFERNO liefert keine Kastration, keine Ausweidung, keine Schmuddelerotik und – wohl aus sich glücklicherweise geänderten rechtlichen Gründen – keinen Tiersnuff. Allesamt Hauptzutaten des Kannibalengenres, dennoch wird hier darauf verzichtet. Die Highlights in Punkto Gore sind eine überaus detaillierte Zerstückelung und – als tiefe Verbeugung vor CANNIBAL HOLOCAUST – mehrere rektal Aufgespießte (nur am Rande angedeutet), beides im Film leider viel zu früh angesiedelt.
Wo die Italo-Kannibalenfilme stets eine soziologische Komponente beinhalteten, haut Roth mit dem Dampfhammer drauf. So kommt man als Fan der Klassiker leider nicht drum herum, von Roths Werk einigermaßen enttäuscht zu sein, zumal es diesem an Pepp und Finesse, den Hauptingredienzien des Genres, geschweige denn an Hirn und Logik fehlt. Ein schwacher Showdown, in welchem nicht einmal der Oberunsympathisant im gewünschten Maße sein Fett ab bekommt, hinterlässt obendrein den faden Nachgeschmack von Gammelfleisch. Die Tagline „Wo Roth draufsteht, ist auch Roth drin!“ wirkt trotzdem stimmig, zumal der HOSTEL-Schöpfer ja nicht wirklich für intellektuell herausfordernde Geniestreiche bekannt ist. Auch wenn es GREEN INFERNO merklich an Innovation, eigenen Ideen und zündender Story mangelt, ein gewisser Funfaktor ist unleugbar. Ferner täuschen adrette Schauspielerinnen wie Lorenza Izzo (AFTERSHOCK), Kirby Bliss Blanton (SCAR 3D) und It-Girl/Drogenmodel/Sängerin Sky Ferreira über die eine oder andere Länge hinweg. Als Headliner auf dem Fantasy Filmfest Nights '14 funktionierte der Streifen aber nur bedingt.
Uga Uga: (+)(+)(+)(-)(-)
Mampf: (+)(-)(-)(-)(-)
BSE: (+)(+)(+)(+)(-)
Fazit:
Mehr “Cannibal Corpse” als “Fine Young Cannibals”. Als nicht allzu ernst gemeinte Huldigung der guten, alten Urwald-Kannibalenfilme aber einigermaßen okay.