Nix für Vegetarier
Format: Blu-ray
Da ist er nun, nach langer Wartezeit und immer wieder Verschiebung der Veröffentlichung, so wurde ja bereits zuvor viel spekuliert ob Top oder Flop.
Die Handlung ist ja recht einfach und allgemein Bekannt, eine naive ökoaktivisten Studentengruppe möchte das Aussterben eines Indio Stammes verhindern, welche ironischerweise die Aktivisten für den Feind hält und Rache für die Niedermähung Ihres Lebensraumes nimmt.
Das die deutsche Fassung eine Freigabe ohne Zensuren für den Uncut Director's Cut erhalten hat ist schon recht untypisch, aber erfreut den von Zensur geplagten Konsumenten.
Der Streifen versteht sich differenziert als legitimes Remake zu "Nackt und Zerfleischt bzw. Cannibal Holocaust". Das in den 70er Jahren florierende italienische Kannibalengenre erhält somit eine moderne Mainstream verbeugung. Anders als in den Ur -Kannibalen Filmen wird hier auf Tiersnuff verzichtet, was seinerzeit lediglich dazu diente den Ekelfaktor mit Minutenlangen Tierschlachtszenen zu erhöhen.
Mit einer sehr guten Optik und Kameraführung wird die Dichte des Urwalds eingefangen, super in HD zu bestaunen, glasklar erkennt man jedes einzelne Blatt und durch einen hervorragend abgestimmten Sound nimmt man jedes Zirpen wahr. Aus optischen und Soundoptionalen Askept gab es nie einen besseren Kannibalenfilm.
Die ersten 45 Minuten werden die Charakter und deren Intuitionen näher beleuchtet, bevor sie dann in Gefangenschaft der Indios geraten. Wobei die Aktion zur Verhinderung des Urwaldniedermähens auch schon recht spannend geraten ist. Der Expeditionsleiter ist zusammen mit seiner Kontaktperson recht zwiellichtig dargestellt und man weiß als Zuschauer nie so recht ob man der Person überhaupt trauen sollte und was in wirklichkeit ab geht.
Bei den Indio Stamm angekommen, macht sich bei den Zuschauer sofort eine äußerst unbehagliche Stimmung breit, da man, wie auch die Darsteller, nie weiß was der Stamm mit den Protagonisten vor hat. So werden immer wieder Darsteller zur 'Begutachtung' von den Stamm herangezogen, was jedoch passieren mag ist völlig unberechenbar und verstört beim zusehen, da der Stamm untereinander kommuniziert, für die westliche Region jedoch nicht verständlich ist und die Indios spezielle Rituale fröhnen bei den man nie weiß ob gleich was grausiges passiert. Dieses absolute unbehagen und verstörende überträgt sich sehr gut auf den Zuschauer, da durch den Schnitt und die Kameraführung auch sehr gut der 'Irrsinn' bzw. 'die Massenkaranbolage' dargestellt wird. Schon sehr beängstigend.
Die schon oftmals erwähnten harten Splatterszenen dürften wohl gerade für den Zensur- bzw. Verharmlosungsgewöhnten deutschen Konsumenten so extrem Wirken, da der Film Uncut ist und für Mainstream mitunter recht deftiges bietet, jedoch nicht den Sadismus und die Brutälität der, für viele mittlerweile vergessenen oder unbekannten, Kannibalen Streifen aus den 70ern beherbert. Generell hätte ich bei den dargestellten Splatterszenen mehr 'Auge für's Detail' erwartet. Wenn man einen Augapfel ißt dürfte wohl Tränensackflüssigkeit austreten, anstelle eines sauberen verspeisens, beim abtrennen von Beinen dürfte ich mal davon ausgehen das diese Zucken würden, statt stumpf wie 2 Stangen da zu liegen, zumal ja der restliche Körper zuckt. Auch der Einsatz von CGI Feuerameisen passte jetzt nicht gerade zu den Handmade SFX, von einer eher peinlichen CGI Abschlussequenz ganz zu schweigen, aber wie erwähnt dürfte die Darstellung der Schlachtung und genrell Kannibalismusthematik für viele Mainstreamer schon schockierend genug sein.
Am ehesten hat mich der Film von Charakterdarstellung und humoristischen einschüben an Roth's Erstling "Cabin Fever" erinnert. Der Film beherbert nämlich Punktuell diesen Roth typischen Humor, der für mich immer etwas an Fäkalienwitz bzw. Slapstick erinnert (so passt eine als humorvoll bedachte Durchfall Szene beispielsweise garnicht so wirklich zu den sonst ernsten Szenarien, oder die bekifften Indios, wobei der Fressflash Gag dann wieder richtig gut kommt :D ). So paart sich das ganze stellenweise zwischen Slapstick und Terror, was nicht unbedingt harmoniert. Leider wachsen einen auch nicht die Darsteller unbedingt ans Herz, wenn diese einen mehr Symphatie entgegen bringen würden, wäre das Terrorfeeling sicher nochmal intensiver gewesen.
Fazit ist, das es sich hierbei um einen sehr Unterhaltsamen und stellenweise für Mainstream Zuschauer recht blutigen Vertreter des Kannibalenfilms handelt. Zwar nicht rundum perfekt, aber der Streifen wird sicher noch in vielen Jahren einen Namen haben und einen gewissen Kultstatus erreichen, da er ja auch der 1 Kannibalenfilm der "Neuzeit" ist und als solcher, trotz kleiner schwächen, wärmsten zu empfehlen.
In diesen Sinne, sei zu Tisch gebeten...