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Das Paradies auf Scherben

Mit "House of the Devil" und "The Innkeepers" hat Ti West zwei oldschoolige Gänsehautperlen geschaffen, mit denen er sich zu einem der gefragtesten Horrorregisseure seiner Generation gemausert hat. Nun wechselt er zumindest stilistisch ans andere Ende der Fronten und liefert einen Found Footage-Film, wie er noch immer, gerade im Low-Budget-Horror, boomt und Vielen auf den Senkel geht. Nur mit dem Haken, dass "The Sacrament" keiner dieser ätzenden Spar-Schnellschüsse ist, bei denen jeder echte Genrefan mittlerweile seine Augen rollt. Diese fingierte Doku über eine mysteriöse Sekte, ist einer der besseren Vertreter seiner gehassten Untergattung und geht wirklich unter die Haut. Vor allem, da das Gezeigte alles andere als unrealistisch ist (sogar heute noch) und auf einem 40 Jahre alten Fall in den Staaten beruht...

Ti West liebt Slowburner, Horror mit Köpfchen und Geduld. Wie früher eben. Grusel wo es nicht alle fünf Minuten knallt. Und "The Sacrament" ist da keine Ausnahme, egal wie modern und schnelllebig sein Gewand erscheint. Die Implementierung einer echten merke wie Vice ist clever und verleiht Authentizität, die bedrohten "Dokufilmer" sind allesamt zumindest sympathisch und die Atmosphäre in dem abgelegenen Sektendorf zieht sich zu wie ein Schraubstock. Ein besonderes Lob gilt dem Darsteller des Vaters, des Sektenführers - beängstigend überzeugend! Das Finale ist dann zwar erahnbar, doch noch immer ein Schlag in die Magengrube. Oft wirkt das Ganze wie eine Mischung aus "The Wicker Man" und "Blair Witch Project" und vielleicht hätte man besser Ti West für die Fortsetzung von Letzterem ans Steuer gelassen. 

Fazit: wie eine böse, verloren gegangene "V/H/S"-Episode. Kleinmeister Ti West liefert eine schockierende Fake-Doku, in der mehr Qualität sowie schockierenderweise auch Wahrheit steckt, als man ahnt und erst recht der Großteil der Found Footage-Konkurrenz besitzt. Der Mann weiß wie man Spannung aufbaut!

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