Review

Erst im Jahr zuvor bereute eine junge Studentin die Liebesnacht mit einem nicht ganz sauberen Bettgefährten bitter. Im etwas zu preiswerten Kammerspiel „Thanatomorphose" (2012) ging der Bodyhorror in seiner Dramatik sogar so weit, dass von besagter Hochschülerin am Ende nur noch ein bisschen Matsch übrig blieb. Ganz so unappetitlich wird es beim besser gestellten „Contracted", soviel darf und sollte man verraten, nicht. Aber es kommt deshalb nicht weniger schlimm.

Auch hier folgt auf einen Seitensprung die Katastrophe. Der junge Twen Samantha (Najarra Townsend) lebt eigentlich in einer lesbischen Beziehung. Doch als ihre Partnerin auf einer Party nicht auftaucht, kippt ein Unbekannter dem ohnehin schon beschwipsten Mädchen Tropfen in den Drink, was wenig später auf dem Parkplatz im Auto endet. Schuldbewusst und schwer verkatert erwacht Samantha am darauffolgenden Morgen, um bei der ersten Toilette zu entdecken, dass im Slip etwas ganz und gar nicht stimmt. Und die Sache wird stündlich schlimmer. Wenig später wird ihr auch noch gesteckt, dass der fremde Typ von der Feier von der Polizei gesucht wird. Warum? Das wüsste Samantha bestimmt auch gern.

Unterlegt von einem Score, der so manchen Eindruck intensiviert, und zudem in satten Farben recht schick bebildert, zeugen nur das etwas unausgereifte Drehbuch und die überwiegend unbekannten Darsteller davon, dass es sich bei „Contracted" nicht um einen Kinofilm handelt. Die nicht immer sympathischen Charaktere sind plausibel entwickelt, haben Profil und neigen dazu, genau das falsch zu machen, was Bernd und Klara in einer solchen Situation auch im echten Leben bestimmt völlig verkehrt machen würden. Man ertappt sich dabei, mit Samantha mitzufühlen, obwohl sie sich gegenüber ihrer Mutter wie ein pubertierendes Mädchen benimmt und ihre Prioritäten mit dem geistigen Horizont eines weiblichen Teenagers setzt. Zumindest tut man das als Zuschauer so lange, bis die Krankheit ihr bissiges Endstadium erreicht hat, wozu an dieser Stelle jetzt aber nicht mehr gesagt werden soll.

Während bei „Thanatomorphose" der körperliche Verfall im Vordergrund stand, rückt Regisseur Eric England die soziale Komponente des Problems der jungen Frau in den Vordergrund. Ob es der immer ausweglosere Dauerkrach mit ihrer Mutter ist oder der Stress am Arbeitsplatz, es eröffnen sich mit dieser Schwerpunktsetzung inszenatorisch allerlei Möglichkeiten, dem geneigten Zuschauer ein eindringlicheres Bild der Situation zu vermitteln, das vielschichtiger daherkommt als reine Eingeweideschau.

Schade, dass das Skript einmal mehr daran leidet, dass eigentlich pfiffige Ideen nicht weiter vorangetrieben oder vertieft werden. *Spoiler* Der unbekannte Mann, der Samantha auf jeden Fall fahrlässig, aber vermutlich absichtlich infiziert, hat, wie wir am Ende erfahren, eine Art tollwütige Raserei weitergegeben. Eine immerhin nicht ganz alltägliche Geschlechtskrankheit, über deren Hintergründe man gerne etwas mehr erfahren würde als gar nichts. Auch Samantha scheint an den Informationen der Polizei über den Kerl weit weniger interessiert, als man das in ihrer Situation vermuten würde. Außerdem wird noch nicht einmal angedeutet, ob sie ihrerseits die Infektion an irgendwen außer ihren Stalker weitergegeben hat. Möglichkeiten dazu hatte sie etwa an ihrem Arbeitsplatz genug. *Spoiler Ende* Eine Handvoll gut inszenierter Szenen täuscht jedoch wohltuend über ebenso viele verschenkte Möglichkeiten hinweg.

Wie es weitergeht mit der sonderbaren Geschlechtskrankheit, an der Samantha leidet, erfahren wir vermutlich im zweiten Teil, der bereits abgedreht ist. Bei dem unüberschaubaren Ausstoß an B-Ware ist ein filmisch gelungener, wenn auch nicht wirklich aufsehenerregender Film wie „Contracted" eine runde Sache. Für das Sequel wünscht man sich allenfalls mehr Drang, gute Einfälle auch wirklich weiterzuverfolgen und außerdem, mit Blick auf gängige Stereotype des Teeniemetzelfilms, vielleicht doch eine etwas erwachsenere Hauptfigur.

Details
Ähnliche Filme