Wir schreiben Donnerstag, den 5.12.2013. Sturmtief "Xaver" fegt über Deutschland hinweg - was ist da nahe liegender als im Angesicht eines Orkans aus aktuellem Anlass einen Film namens "Sharknado" zu schauen und sich etwas von den Baumästen abzulenken, die gegen die Fensterscheiben schlagen?
Doch wer würde schon annehmen, dass der Schrecken und das Chaos, das auf den Straßen herrscht, Einzug ins warme Wohnzimmer halten würde - sobald man die Scheibe in den DVD-Player seiner Vertrauens legen und die neueste "The Asylum"-Schandtat über sich ergehen lassen würde?
Auf dem Cover vollmundig als das "Hailight des Jahres" angekündigt erwartet den geneigten Fan des Trashfilms ein Kuriositätenkabinett voll unfreiwilliger Komik und absurder Ideen - doch bevor ich in die Untiefen von "Sharknado" vordringe sollte man wissen, dass es im Bereich des Trash ein 3-Klassen-System gibt:
es gibt Trash, der ist so gut, dass es einen förmlich vom Hocker reißt. Da stimmt einfach gar nichts und doch ist es ein durchweg unterhaltsames Stück Film, das jede Menge Spaß und gute Laune macht. Dann gibt es noch Trash, der so schlecht ist, so unfreiwillig komisch - dass er schon wieder gut ist und daraus seinen Unterhaltungswert zieht. Und zu guter Letzt gibt es noch Trash von "The Asylum": der ist weder das eine, noch das andere. Denn von allen B- oder C-Movie-Schmieden ist "The Asylum" der Bodensatz des Buisness. Eine mehr als preisgünstig arbeitende und dreist Blockbuster ausbeutende Produktionsschmiede, die talentlosen Regisseuren und abgehalfterten Stars und Sternchen die Miete für die nächsten zwei Monate sichert und Machwerke produziert, die inszenatorisch und storymäßig den verstorbenen Jess Franco in seinem Sarg zu Freudentänzen animieren würden. Ich wage zu behaupten, dass die Filmemacher von "The Asylum" Franco gegenüber sogar noch die eine oder andere Schüppe drauf legen...Ehrlich: schlimmer geht's wirklich nicht mehr. Dagegen sind Fred Olen Ray und Jim Wynorski Oscar-Anwärter!
Doch zurück zur eigentlichen Thematik - und das wäre halt "The Asylums Sharknado": im Zuge nicht enden wollender Tierhorror-Movies sind der Phantasie der Drehbuchautoren offenbar keine Grenzen gesetzt. Wenn es darum geht Spezies miteinander zu kreuzen erwachen absurde Kreaturen wie der "Sharktopus" oder die "Piranhaconda" zu Leben und überschwemmen den "Direct-To-Video"-Markt mit Machwerken wie eben "Sharknado" - der diesmal die "Jaws"-Thematik mit den Elementen des Katastrophenfilms verbindet.
So absurd die Idee auch ist - was hätte mit einem anständigen Budget für eine B-Movie-Perle im Stil von "Piranha 3D" daraus werden können? Tja, aber wenn so gut wie nichts an Kohle vorhanden ist bleiben Inszenierung, Darsteller und Effekte auf der Strecke - und die sind - selbst für Trash-Niveau - so schlecht, dass es schmerzt.
Da wird ein ausgedienter Hollywood-Recke wie John Heard (der immerhin in Filmen wie "In The Line Of Fire" oder "Die Akte" mitgespielt hatte) aus dem Wachkoma geholt, Ian Ziering, den man seit "Beverly Hills 90210" nur noch aus belanglosen Produktionen kennt (wenn überhaupt), aus der Schlange vor der Suppenküche gecastet und auch "American Pie"-Beauty Tara Reid stand offensichtlich auch noch irgendwo rum und guckte dabei genauso dumm aus der Wäsche wie in dem Film. Erschreckend, was aus einstigen Stars im Alter wird...nunja, jetzt haben sie sich einmal am Set von "Sharknado" eingefunden - dann will ich das auch entsprechend würdigen: Tara Reid wirkt gleich in ihrer ersten Szene wie eine talentfreie Nervensäge, die auch im weiteren Verlauf der "Handlung" nicht den Eindruck verschleiern kann, als stünde sie unter massivem Drogeneinfluss und als ob man sie ständig mit Elektroschocks animieren müsse, ihren Body in Bewegung zu setzen. Man wünscht sich, sie würde schnell das gleiche Schicksal ereilen wie John Heard - doch dem ist leider nicht so. Ian Ziering - tja, den Schleimer mochte ich schon nicht in dieser Aaron Spelling-Serie...auch er ist kein Shakespeare-Darsteller...aber zumindest zeigt er Körpereinsatz. Und immerhin sind seine Glieder beweglicher als seine Gesichtsmuskeln...Der Rest ist nett anzusehen - aber keine darstellerische Offenbarung. Preisgekrönte Darsteller erwartet man auch nicht in solch einem Movie - talentfreie Mimen machen ja den Reiz eines solchen Films aus. Genauso wie die schwachsinnige Handlung und die Tricks. Die Handlung ist nun wirklich nicht an Nonsens zu überbieten und hat wirklich ein paar nette Einfälle parat - aber: der Film besteht zu knapp 75% aus miserabel getricksten Animationen, die jeder Nerd, der etwas auf sich hält, am heimischen PC kreieren kann. Selten so viele schlechte Effekte in einem Film gesehen - da vergeht einem wirklich alles!
Letzten Endes kann "Sharknado" angesichts des verheißungsvollen Titels nicht annähernd die Erwartungen erfüllen. Der Film nimmt sich streckenweise selbst zu ernst und die vielen guten Ideen, die der Film durchaus zu bieten hat, können angesichts des mickrigen Budgets und entsprechend erbärmlichster Effekte, kaum überzeugen. Im letzten Drittel nimmt "Sharknado" dann etwas mehr an Fahrt auf, der Film hält noch einige witzige und überraschende Gags und Wendungen parat - doch leider kommt dieser Richtungswechsel viel zu spät. Bis dahin muss sich der Zuschauer zu lange durch die schlecht getricksten Belanglosigkeiten der Handlung quälen, als das die letzten 20 Minuten das wieder ausgleichen könnten.
Schade drum - denn das Potential für das "Hailight des Jahres" war durchaus vorhanden - nur leider die Kohle nicht.
Daher leider nur 4 enttäuschende Flossen auf der nach oben hin offenen Haiskala!