Erst das Geräusch, dann die dazugehörigen Bilder, ein Spiel mit Erfahrung und Erwartung, mit der Kraft der Gedanken, der Gefühle und der Vorstellungen, verschiedene Eindrücke und verschiedene Erlebnisse, zuweilen nicht zusammen passend, sondern widerstrebend, konkurrierend. Fortschritt und Tradition, Abenteuer und Wagnis, die Sehnsucht nach Wagnis, mit entsprechender Belohnung auch, ein Ergebnis für die Mühen. Belmondo, Ventura, Blier von französischer Seite aus, dazu Fröbe international, ein großangelegtes Projekt, eine Romanadaption, ein Transfer und eine Transaktion. Städte und Wüste, Einzelgänger und gesellschaftliche Massen, kein Widerspruch in sich hier, ein geschäftiges Leben und Treiben, ein Treffen der Giganten, ein Schinden von Eindrücken, Transporte durch die Sahara:
Anfang der 1960er Jahre, irgendwo im Süden Marokkos und ein paar hundert Kilometer von der spanischen Sahara entfernt. Direktor Castagliano [ Gert Fröbe ], bekannt als "die rote Beete", führt sein gleichnamiges Transportunternehmen mit zuweilen ungewöhnlichen Methoden; was vor allem seine Stammmitarbeiter Rocco [ Jean-Paul Belmondo ], Hervé Marec [ Lino Ventura ] und Mitch-Mitch [ Bernard Blier ] oft am eigenen Leibe spüren. Als Castagliano für einen vermeintlichen Zementtransport mit dem sich als John Steiner vorstellenden neuen Fahrer [ Reginald Kernan ] auch einen nagelneuen Berliet TLM 10 M2-Traktor heranschafft, werden die Leute misstrauisch bis neidisch. Am anderen Morgen ist der LKW samt Sattelauflieger und damit auch die Ladung weg.
“Für mich ist ein Lkw genau wie der andere.“, heißt es hier, Salü und Adieu, gegensätzliche Positionen und Meinungen, Ansichten, die nicht bei allen gut ankommen, aber auch nicht für so genau genommen werden; hier draußen in der freien Wirtschaft, in der Wüste, der Natur. Viel wird geredet, viel gesagt auch, nebenbei und nebenher, Sätze mit Erinnerungen und Nachhaken, manchmal sogar einer gewissen und gewünschten Diskrepanz, bis zum kriminellen Nachhall. “Ich habe noch nie was vergessen in meinem Leben.“, es wird sich durchgesetzt und durchgeschlagen, durchgerüttelt von der Existenz. Die Kamera mal passiv als Beobachter, mal aktiv im Geschehen, mal Objekt und mal Subjekt, ein Einfangen vieler Wichtigkeit und Widrigkeiten, dennoch eine leichtfüßige Inszenierung. Abgegrast und abgetastet wird die Szenerie und der Gegenüber, das Miteinander auf der Arbeit, der Kollege, die Konkurrenz, der Gegenüber.
“Die Hoffnung der Firma und der Stolz von uns allen.“, ein gemeinsamer Strang, an dem das Drehteam zieht und sich bemüht, Verneuil als Sprachrohr und Wegweiser, mit viel Unterstützung und mehr Beistand als Erfüllungsgehilfen. Jugend und Alter werden hier auch in Augenschein genommen, Herkunft , Adressaten und Empfänger, es gibt Regeln und es gibt Ausnahmen davon, je nachdem, welche Situation gezeichnet wird und welche Position man einnimmt. Versteckte Gefahren und Drohungen scheinen von Anfang an mitzuspielen, trotz einer aufgesetzten Kameraderie, und vieler Gemeinsamkeit. Die erste Aufmerksamkeit bekommt dabei keiner der oben Genannten, sondern ein Neuankömmling, Belmondo ist hier eher das Sprachrohr, der Mitteilsame, der Filou, die Freiheiten werden sich trotzdem genommen, die Manieren eher grob, der Machismo und der Machtkampf untereinander ausgetobt, viel Staub geschluckt. Eine andere Welt, zu einer eigenen Zeit, die Methoden werden schmutziger, später ein Kampf um Leben und Tod.
Der Film ist beizeiten aggressiv, auf mehrerlei Art, es wird sich der Weg gebahnt, es wird geflucht und gesoffen, es wird geprügelt und anderen Frauen nachgespannt. 'Dicke Luft' herrscht hier schnell, die Sonne knallt zusätzlich, die Luftfeuchtigkeit noch, es gibt eine Verfolgungsjagd, es gilt ein Spezialauftrag. Reichtum und Glück wird gesucht, 100.000 Dollar in der Sonne, der Teufel ist hinter einem her, und der Teufel fährt vorneweg. Die Geschichte dabei mit Überraschungen und Überwältigenden, viel Staub wird aufgewirbelt, manchmal auch die Ladungen verloren, die Kurven kurz und ohne Rücksicht auf Gegenverkehr, ob Mensch oder ob Tier genommen, es wird hier und dies zuweilen auch übertrieben auf Krawall gegangen.
Als Film auch ein Epos, ein Drama, ein Thriller, ein Western (“Sag mal, willst du noch lange Cowboy spielen, ja?" - “Du spielst seit zwei Tagen Sheriff.“), ein Gaunerstück, eine Geschichte voller Verlorener, eine Geschichte in der Fremde, die man sich zu eigen gemacht hat gegenüber den “Eingeborenen“, zuweilen führt man sich auf wie Invasoren. Der Film hat zuweilen auch eine merkwürdige Art, die Dinge zu betrachten, er hat einen obskuren Humor, als Aktionsbündnis ein Schwergewicht, mit zunehmend imposanten Bildern und einer eindrucksvollen 'Kulisse', im Text gerne mit Redebedürfnis, manchmal unwichtig und unpassend, dann wieder mit zum Vorschein kommenden Interessen, mit politischen Themen und ähnlichen Begleiterscheinungen, mit Erläuterungen und Ideen; mit Minimalismus, Existentialismus und etwas Kolonialismus; “Geschichten, die mit Geld zu tun haben, sind immer einfach.“
Erinnern tut das etwas an Lohn der Angst (was die lokale zeitgenössische Kritik eher bemängelt hat), die visuelle Wahrnehmung, die Stuntarbeit, das Männerbündnis in all seiner Pracht und Brüchigkeit, das karge Dasein, das Spiel mit der Ungewissheit, das Hocken im Führerhaus, die stete Bewegung, das Fahren am Rande der Erschöpfung, am Rande des Abgrundes, die Unwirtlichkeit der Umgebung, das Beeindruckende der Natur.