Wie wichtig ist Informationsfreiheit? Darf sie eingeschränkt werden, wenn sie Menschenleben bedroht? Sollte ein Mensch allein diese Entscheidung treffen? Und, als Konsequenz - ist Julian Assange Held oder Verbrecher, hilft er der Wahrheit oder stellt er sich über das Gesetz? Das sind spannende, moralische (und hochaktuelle) Fragen, die der Film hätte stellen können. Dazu Benedict Cumberbatch und mit Moritz Bleibtreu den wohl besten deutschen Schauspieler seiner Generation, klingt nach großem Potenzial. Und führt zu zahllosen vergebenen Chancen. Oben genannte Fragen werden kurz angerissen, gehen aber in einem halbgaren Mentor-Schüler-Drama unter, in dem Daniel Brühl es einfach nicht schafft, seiner Figur genug Charakter zu verleihen, um dem Zuschauer eine Bindung zu ermöglichen.In bester Malen-nach-Zahlen-Manier werden Begebenheiten aneinander gereiht, die zwar einer Chronologie folgen, aber die Dramarturge aus den Augen verlieren - alles passiert nacheinander, wird aber nicht verknüpft. Benedict Cumberbatch spielt Assange sehr nah an seinem Sherlock, was langsam doch langweilig wird. Weil das Ganze insgesamt nicht funktioniert, fallen Fehler auf, die man einem guten Film verzeiht - warum sprechen alle Menschen Englisch, auch wenn deutsche Muttersprachler unter sich sind? Warum ist die Bildsprache, die für den Cyberspace gefunden wird, so langweilig? Und so weiter.
Der Versuch, sich dem Phänomen Wikileaks zu nähern, ist ziemlich gescheitert.