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Adam (Jake Gyllenhaal) ist ein introvertierter Philosophiedozent an einer Universität in Toronto. Er lehrt über Hegel, über die Wiederholung der Geschichte und lebt zurückgezogen in seinem dunklen Apartment. Einziger Lichtblick in seinem gleichförmigen Leben ist seine aufregende Freundin Mary (Melanie Laurent). Auf Anraten eines Dozentenkollegen leiht sich Adam eines Tages ausnahmsweise einen Film in der Videothek aus und entdeckt in einer Szene einen Komparsen, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Voller Neugier entdeckt Adam, dass es sich um einen Schauspieler aus Toronto namens Anthony handelt. Adam stalkt Anthony und eines Tages lernen sich beide sogar kennen und sitzen sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber…


Lose basierend auf dem Buch „Der Doppelgänger“ von Jose Saramago, erzählt der franko-kanadische Regisseur Denis Villeneuve einen wirklichen „Mindfuck“ – sorry für das etwas drastische Wort, aber es trifft meines Erachtens nach den Inhalt dieser kanadisch-spanischen Produktion recht gut.

In düsteren, fahlen Farben erscheint Toronto von der ersten Sekunde an eher wie eine unwirkliche urbane Wüste, in der sich Adam zu verlieren droht. Erst die Begegnung mit Anthony weckt ihn aus seiner Lethargie und erstmalig verspürt er so etwas wie Energie und Willen.

Villeneuves Film bietet zig Interpretationsmöglichkeiten. Sind Adam und Anthony zwei Teile ein und derselben Person? Getrennte Zwillinge? Wieso empfiehlt ihm der Kollege ausgerechnet diesen Film? Und wieso sagt Adams Mutter (Isabella Rossellini), dass er keine Nachforschungen betreiben solle, denn ein zusätzliches Ich könne er nun wirklich nicht in seinem Leben gebrauchen? Und was für eine Rolle haben die beiden Frauen, Mary und Helen (Sarah Gadon)? Und Spinnen? Fragen über Fragen – aber merkwürdigerweise schwang Villeneuves Film mir noch Tage danach im Kopf herum. Wenn man sich auf den Film einlässt, belohnt er den Zuschauer mit einem hypnotischen, faszinierenden Sog, der einem gerade am Ende wirklich den Boden unter den Füßen wegzieht.

Er erinnerte mich wirklich an David Lynch, an ein alptraumhaftes Szenario, in der Realitäten nicht wirklich existieren – oder zumindest nur in der Vorstellung der Protagonisten.

Für mich schienen Adam und Anthony zwei Personen zu sein, die bisher getrennte Leben geführt haben… mehr will ich nicht sagen, sonst spoilere ich hier womöglich.


Bleibt noch, die Schauspieler lobend zu erwähnen, besonders natürlich Jake Gyllenhaal als die so unterschiedlichen „Zwillinge“. Wer Lust hat, bekommt mit „Enemy“ ein faszinierendes, verstörendes Rätsel serviert, dass mich ratlos, aber nicht unbefriedigt zurücklässt und danach sieht man Spinnen definitiv nochmal in einem anderen Licht. Empfehlenswert. 8,5/10.

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