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Die Natur schlägt zurück. Vielleicht zum letzten Mal. Die Gletscher weichen zurück, die Klimaerwärmung schreitet voran, doch der Mensch bläst weiter Unmengen an Giftstoffen in die Atmosphäre. Das gefällt ihr nicht. Also setzt sie sich zur Wehr. Und diesmal... diesmal so richtig. Es gibt erste Veränderungen. Gewaltige Veränderungen. Und mit Veränderungen meine ich Monster und Mutationen.

Eine kleine Forschungsstation, 3.500 Meter über dem Meeresspiegel. Drei Männer, eine Frau, ein Hund. Bei einer Wanderung stoßen sie auf einen blutrot gefärbten Gletscher und auf ein mutiertes Tier in einer Höhle. Tinnitus, der neugierige Hund, wird gebissen. Oder gestochen. Draußen findet man ein bizarres, höchst aggressives, käferartiges Wesen. Die Wissenschaftler - Falk (Peter Knaack), Harald (Felix Römer) sowie Birte (Hille Beseler) - sind aus dem Häuschen und lassen jegliche Vernunft missen. Was für eine phänomenale Entdeckung! Janek (Gerhard Liebmann), der Techniker, spürt instinktiv die Gefahr. Vielleicht ahnt er, daß dies das Ende der Menschheit bedeuten könnte. Zumindest das Ende der Menschheit, so wie wir sie kennen.

Marvin Kren, der Regisseur von Rammbock, kredenzte uns diesen saustarken, von Benjamin Hessler geschriebenen und in Südtirol gedrehten Alpenhorrorschocker. Die Effekte sind überwiegend Old School: phantastische Puppen, die vor der Kamera zum glaubwürdigen Leben erweckt werden. Blut fließt reichlich, schließlich haben die Viecher Zähne, Klauen und Stacheln, und sie wissen auch, damit umzugehen. Zu sehen sind die Monstrositäten - mit einer Ausnahme - nie so richtig. Das fertige Bild entsteht erst im Kopf des Zuschauers. Wenn man seine Phantasie von der Leine läßt. Sofern man Phantasie hat, versteht sich.

Da macht das Kameragewackel (Cinematography by Moritz Schultheiß) in den Angriffssequenzen auch Sinn; es verstärkt nicht nur die wilde Intensität und die heftige Wucht der Attacken (unterstützt durch eine grandiose Tonspur!), sondern verhindert, daß man die grotesken Mutationen zu genau zu sehen bekommt. Sonst wären die kreuzunheimlichen Kreaturen wahrscheinlich ziemlich lächerlich. Und das hätte wirklich nicht gepaßt, denn lächerlich ist an diesem Film nichts. Tatsächlich habe ich mich im Kino gefürchtet wie schon lange nicht mehr.

Für mich ist Blutgletscher ganz klar der Horrorfilm des Jahres. Einen Punkt Abzug gibt es für den unnötigen aber irgendwie schon obligatorischen "Schlußschock". Ansonsten paßt bei diesem erstklassigen Öko-Schocker alles.

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