Review

"Sag mir, was du machen willst!"
"Das, was alle machen."

Wenn tatsächlich alle das machen würden, was Franco Nero und seine Haushälterin Martha hier anstellen, wäre die Rentenproblematik mitsamt Haushaltsloch relativ schnell gelöst.

Ausgangspunkt der Geschichte ist Mino, ein Tierpräparator, der nach dem Tod des Vaters bei einem Jagdunfall, auf einem abgelegenen Landsitz zum Muttersöhnchen verkommt aber entgegen dem Willen der Mutter und dem der Haushälterin seine Verlobte, Laura, heiraten will. Durch eine ungünstige Manipulationen an Lauras Fahrzeug bringt die Haushälterin, Martha, letztere schnell unter die Erde (bzw. präpariert in Minos Bett) und tötet derweil die Mutter in einer Mischung aus Affekt und Berechnung.

Der von zwei Schicksalsschlägen getroffene Mino befindet sich nunmehr in genau der selben Situation wie Kieran Canter in "Buio Omega" und kann das ganze ähnlich schlecht verarbeiten. Unter seelischen Qualen und Halluzinationen wird er zum Frauenmörder, während Martha ihm hilft, die Spuren zu verwischen, und dabei auf eine Heirat und den damit verbundenen sozialen Aufstieg hofft. Diese perverse Idylle wird jäh zerstört, als Lauras Schwester, Daniella, die ihr "verblüffend" ähnlich sieht, plötzlich auftaucht, um mit der Polizei endlich Lauras Leiche aufzutreiben und zu beerdigen.

Es kommt wie es kommen muss; Daniela entdeckt die Leiche Lauras und Martha will nun auch sie verschwinden lassen, da sie Mino vollständig in eine Traumwelt der Vergangenheit befördert hat, in der sowohl Laura als auch die Mutter noch am Leben sind und es keine Heiratsversprechen gegenüber Gesinde mehr gibt ...

Insgesamt hat mir dieser Film recht gut gefallen. Visuell kann Regisseur Mino Guerrini mit schöner Schwarz-Weiss-Optik, ansprechender Bildkomposition und interessanten Kamerafahrten überzeugen. Zusammen mit der Musik und den Sets, die über einen gotischen Charme verfügen, unterstützen diese gelungen die Atmosphäre des psychischen Zerfalls und der fatalen Verquickung von Eros und Thanatos. Leider entfaltet der Film seine psychische Wucht bei weitem nicht, obwohl das Potenzial zu einem deutlich spannenderen Genrevertreter durchaus vorhanden gewesen wäre. Ob dies an eventuellen Schnitten liegt, kann ich nicht beurteilen. Die schauspielerischen Leistungen sind durchaus solide, obwohl sie gelegentlich doch etwas überstrapaziert erscheinen.

Die FSK 18 Einstufung ist auf keinen Fall zeitgemäß. Wer den Film mit "Buio Omega" im Hinterkopf sieht und ähnlich derbe Einlagen erwartet, wird enttäuscht werden.

Alles in allem eine relativ runde Sache; ein Film der in vielerlei Hinsicht zu überzeugen weiss, aber vor allem Plot-technisch einiges an Spannung verschenkt. Einen Blick ist er vor allem für Freunde des italienischen Films auf jeden Fall wert.

Zum Schluss noch ein Zitat, das Fans des physisch unfreundlichen Films vielleicht bekannt vorkommen wird:
"Aber das ist ja geradezu ein Horror-Zimmer! Gibt es denn kein Freundlicheres im Haus?"
"Zieh dich aus!"

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