„Zulu“ erzählt die Verteidigung von Rorkes Drift nach. 1879 stellten sich dort wenige Angehörige der britischen Kolonialarmee einer Übermacht von Zulus entgegen und konnten trotz des ungünstigen Kräfteverhältnisses nicht bezwungen werden.
Wenn man die Story kennt und das Entstehungsjahr des Filmes sieht (1964) erwartet man zu Recht ein wenig reflektiertes Heldenepos. Und genau das wird einem über die volle Länge geboten. Es wird kein Klischee ausgelassen. Das Angesicht des Todes holt aus allen Verteidigern das Beste heraus. Es entstehen wahre Kameraden und aufrechte Soldaten, die auch in den Augen ihres Feindes ehrliche Anerkennung finden. Klingt das wie das Hohelied des Imperialismus? Ja!
Und der Film ist es auch. Aber auf eine Art, die den Zuschauer schon in ihren Bann zieht. Das hängt vor allem von der Darstellung der Zulus ab. Sie sind weder der Haufen Wilde, die nichts Besseres vorhaben, als den netten Europäern, die doch nur Fortschritt und Wohlstand für alle in Natal etablieren wollen, das Leben schwer zu machen. Noch sind sie ein differenziert dargestelltes Volk, das seinen eigenen Lebensraum gegen Invasoren verteidigt. Sie werden stattdessen schlicht als eine Naturgewalt oder als eine wohl organisierte Kriegsmaschine dargestellt, die Gesicht, aber keine Beweggründe hat. Auch wenn es absurd klingt, es funktioniert irgendwie. Denn durch diesen Kniff werden die immer wieder folgenden Angriffswellen von dem Zuschauer ernst genommen und er bekommt ein Gefühl für die Aussichtslosigkeit der Verteidigungslage, ohne sich im Hinterkopf auf die Frage von Recht oder Unrecht einlassen zu müssen. Der Film geht davon aus, dass der Zuschauer schon weiß, dass Kolonialismus nicht rechtens ist, bekommt es aber nicht vorgehalten. Umso mehr achtet er nach dem Abzug der Zulus unter Anerkennung ihrer Gegner dieses Volk (auch wenn er „Schön doof“ murmelt).
Der Film preist sich selbst als den Durchbruch für Michael Caine an. Ich sehe bei „Zulu“ keine herausragenden Schauspielleistungen. Dafür ist die Story zu pathetisch, die den Mimen keine Chance lässt, wirklich ausgearbeitete Charaktere zu präsentieren.
Aus meiner Sicht bietet „Zulu“ mehr als zwei Stunden gute Unterhaltung wie die früheren Indianer-Edelwestern. Man sollte wissen, was einen erwartet, bevor man diesen Film konsumiert. Wer keine Schwierigkeiten mit plakativem Heldenmut hat, wird von diesem Streifen gut versorgt. Wer sich ernsthaft mit den Zulus auseinandersetzen möchte, sollte die Fernsehserie „Shaka Zulu“ sehen. Von mir bekommt der Film 7 von 10 Punkten.