Das coolste Genie ever
"Citizen Kane" - oftmals, vor allem von Kritikern als bester Film aller Zeiten betitelt. Ein Meisterwerk, wie es in der Geschichte wohl nur Orson Welles schaffen konnte. Am ehesten noch mit ein paar Kubrick-Filmen vergleichbar. Citizen Kane als eine der bedeutendsten & mysteriösesten Filmcharakter ever, nicht minder ikonisch das Zitat "Rosebud!". Für solche Werke werden Superlative gemacht & sie beweisen, was für eine starke, Zeiten überdauernde Kunstform der Film sein kann. Alles Lorbeeren, die sicher zu recht verteilt wurden. Aber wie hält sich der Film nach so vielen Jahren? Wie wirkt er auf einen faszinierten & ehrfürchtigen Erstgucker? Ist es der beste Filme aller Zeiten? Überfordert einen auch heute noch Welles Genie? Kommt nicht doch ganz ehrlich etwas Langeweile auf?
Viele Fragen, viele Antworten, viel Inspiration & Mystery strahlt aus jeder Zelluloidpore des Films. Auf mich wirkte der Film auch heute noch frisch, vor allem technisch genial. Auch storytechnisch durch die verschiedenen Blickwinkel auf eine einzige, wichtige Person sicher bahnbrechend & nie mehr so zur Perfektion getrieben. Und all das reicht, um den Film in den Film-Olymp zu heben, selbst wenn ihm ein paar emotionale Anker fehlen, um bei mir noch mehr auszulösen & die Bestnote abzustauben. Trotzdem beeindruckend nach wie vor. Umso mehr Aufmerksamkeit man dem Film schenkt, desto mehr scheint er einem aus seinem schier unendlichen Fundus zurück zugeben. Man muss mehr als Schmunzeln, wenn man merkt, warum & wodurch "Citizen Kane" so verehrt & studiert wird. Hier ein Trick, dort eine Überraschung, da eine Innovation, da ein atemberaubendes Bild, mittendrin ein aufblühender Welles, genug Interpretationsfreiraum & eine epische Geschichte. Und für mich sogar noch ein emotionaler, recht intimer Kern, zumindest meiner Deutung nach.
Die Geschichte beginnt mit dem Tod eines der größten amerikanischen Männer des 20. Jahrhunderts, dem fiktiven Charles Foster Kane. Zeitungsmagnat, Genie, Wahnsinn, Lebemann & Waiser in einem. Auf seinem Sterbebett spricht er sein berühmtes letztes Wort & nun will ein Journalist herausfinden, wer oder was dieses Rosebud ist. Durch einige wichtige Personen aus Kanes Leben (Exfrau, bester Freund, Angestellter), lernt er diese Legende von Mensch näher kennen - aus wirtschaftlichen, privaten, verschwommenen & realistischen Perspektiven. Von Reportagen bis Erzählungen wird uns sein Leben näher gebracht - und am Ende sind wir ihm so nah wie nie & doch kaum ein Stück weiter. Dem Zuschauer wird zwar der Ursprung des Wortes offenbart & man genießt sicher nicht unbefriedigt den Abspann - aber kein Wunder, dass den ersten Zeitzeugen mehr Fragezeichen über den Köpfen standen als Lächeln im Gesicht.
Da der Film vor allem formell zu recht als bester aller Zeiten gilt & Bücher über ihn verfasst wurden, halte ich mich kurz. Ich sage nur: schon allein auf Grund der Schauwerte, der Blickwinkel & der gesamten Stimmung, hätte ich nichts dagegen gehabt, den Film direkt noch einmal zu schauen. Und gibt es ein größeres Kompliment? Neben Citizen Kane fühlt man sich klein & man erfasst dessen Größe & Genialität kaum - und das spürt man, weiß man. Trotzdem ist Welles das mit Einstein vielleicht sympathischste & coolste Genie aller Zeiten & ich muss einfach mit Grinsen, wenn er es schelmisch tut. Schade ist nur, dass anscheinend dutzende interessante Szenen auß der finalen Fassung entfernt wurden, um den Film zu straffen. Einerseits hätte ich gerne mehr Episoden aus Kanes Leben gesehen, andererseits wusste Welles sicher was er tut um Langeweile zu vermeiden. Nicht nur ich Danke ihm für dieses Werk, das ganze Kino dankt & verbeugt sich! Pflichtprogramm für jeden Filmfan, Ehre wem Ehre gebührt!
Fazit: Hollywoods Kronjuwel strahlt auch heute noch genug Faszination aus, um ein halbes Buch um den Film herum zu schreiben!