Kleiner Spoiler mit im Text
Zwei vom alten Schlag
Der Film der Box-Opas, so könnte man ihn durchaus nennen. Denn Stallone vs. De Niro ist zugleich auch Rocky vs. Jake La Motta. Was kann man von diesem Film erwarten? Dachten doch alle schon 2006, dass Sly für die Rolle des Rocky in „Rocky Balboa“ schon viel zu alt sei, doch wir wurden eines besseren belehrt und bekamen einen Film der mehr als gut ist. Das lag aber vor allem an der Geschichte rund um den Film und weniger an den Kämpfen. Eine ähnliche Grundstory erwartet uns auch in „Zwei vom alten Schlag“.
Sylvester Stallone (Rocky) und Robert De Niro (Wie ein wilder Stier) sind zwei ehemalige Boxprofis, die zwei Mal gegeneinander angetreten sind. Im ersten Kampf siegte Kid (Robert De Niro), im zweiten Aufeinandertreffen konnte Henry (Sylvester Stallone) den Sieg für sich verbuchen. Damit steht es 1:1 und aus Gründen die später im Film noch deutlich werden, kam es nie zu einem Dritten und entscheidenden Fight zwischen den beiden. Viele viele Jahre sind seitdem vergangen und die beiden sind sich nicht grün, mehr noch, es verbindet sie eine richtig tiefe Hassbeziehung. Das liegt aber nicht nur daran, dass es nie einen Dritten und letzten Kampf zwischen den Kontrahenten gab, sondern auch daran, dass Sally (Kim Basinger; L.A. Confidential), die damalige Freundin und Weggefährtin von Henry, ein Kind mit Kid hat. Auch dies wird im Verlauf der Geschichte noch verdeutlicht. Kid und auch Henry haben seit ihrer glorreichen Vergangenheit mehr oder weniger nichts passables mehr auf die Beine gestellt und vor allem Henry hat große Geldsorgen. Da kommt es ihm ganz recht, dass er für ein Boxspiel seine Bewegungen und sein Verhalten im Ring darstellen soll und damit etwas Geld verdient. Voraussetzung ist jedoch, dass er Kid bei den Aufnahmen nicht über den Weg läuft. Es kommt wie es kommen muss, beide sind zeitgleich für die Aufnahmen am Set und es kommt zu einer Prügelei im Studio. Mit Smartphones wird das Ganze aufgenommen und ins Netz gestellt und wird dort ziemlich schnell populär. Nach langem hin und her wird nun ein Kampf zwischen den beiden angesetzt, dieser soll die Entscheidung bringen und den beiden zusätzlich Geld in die Tasche spielen.
Der Film lohnt wirklich einen Blick und kann den Zuschauer mehr als unterhalten. Auch die Story ist eigentlich sehr gelungen und vor allem die Beziehungen zwischen Kid, Henry, Sally und ihrem Sohn B.J., gespielt von (Jon Bernthal; Snitch, The walking Dead), kann einiges bieten und ist doch sehr interessant. Der Rest der Handlung ist eher schon mehr oder weniger bekannt und setzt auf typische Klischees. Viele Parallelen zu den Rocky Filmen erkennt der geübte Rocky-Fan sofort und ein leichtes Schmunzeln lässt sich in der einen oder anderen Szene auch nicht verbergen. Das macht den Film jedoch nicht schlecht und Peter Segal (Spiel ohne Regeln) inszeniert das Spiel mit den Klischees und allem drum herum eigentlich auch ziemlich gut. Dennoch sind es einige Handlungsstränge, die dem Film den Reiz nehmen und etwas die Fahrt vermiesen. Dabei denke ich persönlich sehr an den Plot mit dem Kind von B.J., es macht für mich und auch für die Story nicht viel Sinn und zeigt uns De Niro nur als einen verantwortungslosen Opa, dem anderes vielleicht doch wichtiger ist als seine Familie die er jetzt durch Zufall kennen gelernt hat. War ihm aber eine Szene zuvor diese doch jetzt so extrem wichtig. Vielleicht sollte dadurch aber auch die Sympathie mehr auf Stallone gerichtet werden, da man im Endkampf zwischen den beiden ja auch einen Sympathieträger braucht und einen bei dem man ihm den Sieg gönnt. Denn im Film ist man sich nicht immer sicher, wer von beiden denn nun der Böse und wer der Gute sein soll, wenn man es denn so pauschalisieren möchte. Die schauspielerische Leistung ist von allen Beteiligten recht gut. Leider fehlt es dem Film an Spannung, denn diese ist wenn überhaupt nur im Endkampf der beiden vorhanden. Aber auch dieser ist nicht so gut gelungen wie wir das zum Beispiel noch aus „Rocky Balboa“ kennen.
Fazit: „Zwei vom alten Schlag“ ist ein Film der rund um nicht ganz geglückt ist und viele Sachen vermissen lässt. Sicher ist die Idee hinter dem Film recht gut und auch die Umsetzung kann sich sehen lassen, dennoch wäre für das Drehbuch sicher mehr drin gewesen als eine 08/15 Story die in manchen Zügen doch sehr an Passagen aus den Rocky Filmen erinnert. Das interessanteste ist die Geschichte zwischen den Darstellern, das persönliche und warum sie so dermaßen zerstritten sind. Zwischen Hass und Vergebung, neu entfachtem Feuer und Familie, Bindungsängsten, Moral und Erziehungstipps hat der Film in dieser Hinsicht einiges zu bieten und macht ihn dadurch interessant. Der eigentliche Grund, der Kampf zwischen Henry und Kid rutscht daher in eine Nebenrolle, die eigentlich nicht sonderlich entscheidend ist. Natürlich ist diese dann das Finale des Films was wir auch alle sehen wollen, aber das drum herum vorher war spannender und wesentlich interessanter. Vielleicht hätte man zwischen drin auch mehr auf den Kampf eingehen sollen, wie auch immer man das gemacht hätte. Alles in allem bleibt der Film so nicht mehr als kurze Unterhaltung, die zwar durch aus Spaß macht, aber einen zweiten Blick vielleicht dann doch nicht mehr lohnt. Wenn man mal privat wieder die Boxerfilm Schiene fährt, dann ist dieser Film vielleicht als Bonus noch ganz hinten dran zu hängen, aber auch wenn man das nicht macht hat man nichts verpasst. Kurzweiliges Popcornkino was einem nicht von den Sitzen reißt. Rocky ist die bessere Wahl.
Persönliche Wertung: 7/10 Punkten