Review

DER DRITTE MANN (GBR 1949)

Regie: Carol Reed
Genre: Film Noir
Länge: 104 Minuten
Freigabe: FSK 12
IMDb: 8,1/10
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INHALT:

Das unter den Siegermächten aufgeteilte Wien in der Nachkriegszeit: Der amerikanische Schriftsteller Holly Martins wird von seinem alten Freund Harry Lime nach Wien eingeladen. Bei seiner Ankunft erfährt Martins von einem tragischen Verkehrsunfall, bei dem Lime ums Leben gekommen sei. Jedoch wirft dieser Unfall einige Fragen auf...
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KRITIK:

Carol Reed schaffte mit seinem Film "Der dritte Mann" aus dem Jahre 1949 einen britischen Film Noir, der in der Hauptstadt Österreichs spielt und den man gesehen haben muss.

Wo wir schon beim Hauptcharakter des Film wären: die fantastisch dargestellte Stadt Wien selbst! Das "Nachkriegswien" wurde nicht in einem Studio mittels Attrappen oder Kulissen erzeugt, Reed dreht an zerbombten Orginalschauplätzen, was dem Film seinem unglaublichem Flair verleiht.

Zusammen mit dem Kameramann Robert Krasker schuf Reed eine düstere, stimmungsvolle Atmosphäre in denen, dem Film-Noir typisch, zwielichte Gestalten passend Platz fanden. Krasker baute in vielen Szenen schiefe Kameraperspektiven ein, die wohl als Orientierungslosigkeit nach dem zweiten Weltkrieg gedeutet werden können.

Spannung kommt indes wenig auf, was aber auch nicht gewollt ist. Reed treibt die Handlung mit Dialogen langsam voran, denn als Zuschauer muss man sich erstmal orientieren. Auch die schon längst weltberühmte Zithermusik von Anton Karas trägt nicht zur Spannungssteigerung bei, sondern man verfällt als Zuschauer eher in Melancholie. So wie es den Menschen in der Nachkriegszeit in Wien auch gegangen sein muss.

Die Besetzung des Filmklassikers ist genauso meisterhaft, wie die Inszenierung des zerbombten Wiens:
Harry Lime wird von niemand anderem als von Orson Welles dargestellt. Obwohl er erst im letzten Drittel des Films auftaucht, besticht er mit seiner schauspielerischen Präsenz und drückt dem Film seinen unverwechselbaren Stempel auf. Hinzu kommt Joe Cutten, der Holly Martins überaus naiv und leicht trottelig performt. Schnell ist man auf seiner Seite und fiebert mit ihm. Alida Balli spielt die zu Harry Lime überaus treue Anna Schmidt. Auch als sie erfährt, dass Lime ordentlich Dreck am Stecken hat, hält sie zu ihm. Trotzdem performt sie ihren Figur überaus selbstbewusst und sympathisch.

Alle drei Hauptfiguren geraten in ein irritierendes Spiel aus richtig oder flasch, wahr oder gelogen, schwarz oder weiß. Auch neben viele ikonische Szenen, wie die Verfolgung in der Kanalisation, die Szene mit dem Lausbub Hansl oder die Riesenradszene machen "der dritte Mann" zu einem Filmklassiker, der längst zu meinen absoluten Lieblingen zählt.

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