Review

Staffel 1

Legends (2014) Staffel 1

Spoiler vorhanden !!

"Halten Sie sich wirklich für Martin Odum? Es gibt keinen Martin Odem, er ist eine Legende, alles an ihm ist erfunden" ("Stranger")

...Dies sind so ziemlich die letzten brauchbaren Informationen die FBI-Undercover Agent Martin Odem (Sean Bean) nebst einem kleinen Notizbuch aus einem "Fremden" kurz vor dessen Ableben herausquetschen kann. "Sie wissen nicht wo ihr Leben beginnt und ihre Legende endet", verwirrende Worte für Martin.
Ständig in andere Undercover-"Legenden" schlüpfend verliert er immer mehr den Blick für die Realität, unterschreibt Schecks an seine Ex-Frau (nebst gemeinsamen Sohn) mit dem Namen einer Legende, wird zudem von "kriegsartigen" Erinnerungsfetzen heimgesucht die er nicht einordnen kann und nun offenbart ihm auch noch ein fremder Obdachloser (Billy Brown, August Marks aus "Sons of Anarchy"), das seine echte Identität scheinbar auch nur eine seiner vielen Legenden ist. Schon bald stellt sich heraus, es gibt 2 Geschichten über das weit zurückliegende Jahr 2004, in dem scheinbar das Unheil seinen Lauf nahm, die eine besagt er hätte einen schweren Autounfall erlitten inkl. Hirntraume und Gedächtnisverlust, die andere jedoch scheint mit den Erinnerungsfetzen übereinzustimmen die Martins Gedanken in immer größerem Umfang quälen. Und auch scheint nicht jeder in seinem direkten Umfeld das zu sein was er vorgibt. Während Martin nun weiterhin für das FBI diverse Großverbrecher-Clans infiltriert, versucht er nebenbei zunächst auf eigene Faust dahinter zu kommen wer er denn nun wirklich ist...

Die Nachricht Sean Bean "geht in Serie" wurde von mir zunächst einmal mit Freude aufgenommen, denn spätestens seit Herr der Ringe hab ich durchaus Gefallen an ihm gefunden. Leider aber ist der Gute bei Legends zunächst etwas überfordert. Recht unglaubwürdig schien mir zudem das er in fast jeder der ersten handvoll Folgen in eine andere Rolle schlüpft, es geht hier um keine Handtaschenräuber sondern viel mehr um Großkriminelle die mit Viren dealen und Anschläge planen. So eine Legende aufzubauen, sich vorzubereiten und anschließend einzuschleusen dauert sicher nicht nur einen Tag, und man geht nicht Abends nach Hause, und schlüpft am nächsten Tag ohne Pause gleich in die nächste Rolle. EIN Undercoverfall wäre der Spannung sicher zuträglicher gewesen, so bleiben die Fälle doch recht oberflächlich und sind teils schneller abgehandelt als aufgetaucht und noch schneller als daß man überhaupt einigermaßen folgen könnte. Dann ist es leider auch so das sich Sean Bean zwar kleidungsmäßig verändert, einmal eher der rauhbeinige Jeanstyp, dann wieder der gelackte Anzugträger, er aber auf fast immer gleichem Niveau mimt und abseits der Kleidung auch immer gleich "aussieht". Die Rollen nahm ich ihm daher nicht zwingend ab. Ausser dem ein oder anderen variierten Blick, oder überzogenem "affigen Getue" kommt da nicht viel. Seine "Cowboy"-Nummer mit gönnerischem, mundwinkelzuckendem Flirtblick war leicht grenzwertig. Klassische mittelschwere Überforderung mit dem "Variierten Schauspiel" (als bestes Gegenbeispiel sei mal Matthew Rhys als Philip Jennings aus "The Americans" genannt). Teilweise wirkt es richtig aufgesetzt, wenn er versucht zynisch oder machohaft zu wirken. Man möchte sagen er stößt hier doch recht auffällig an seine schauspielerischen Grenzen.
Der Restcast allerdings weiß doch in vielerlei Hinsicht zu überzeugen. Martin Odems Chef Nelson Gates (Steve Harris), der "Fremde" (Billy Brown), Amber Valetta (Lydia Davis aus "Revenge") als Martin Odems undurchsichte Frau Sonya, und auch Morris Chestnut als FBI Mann Antony Cimarro spielen sehr gefällig.
Besonders hervorheben möchte ich auch noch Tina Marjorino (Castle, True Blood), die ich seit Costners 95er "Waterworld" nicht mehr gesehen habe aber sofort wiedererkannte! Sie spielt hier recht munter und very smart auf, wechselt zwar in Folge 2 und 3 (?) mal kurzfristig ihre Frisur, aber ab Folge 4 ist's dann wieder normal. ??

Kritisch muss ich hier aber anmerken dass wieder einmal gerade die gut spielenden Charaktere, kaum eingeführt recht zeitnah sterben. Dazu gehört zum einen ganz klar der für mich unterschätze Billy Brown, aber auch der später kurz mal "Hallo" sagende Kirk Acevedo (Fringe, TWD, Person of interest,...). Das sind einfach verschenkte Möglichkeiten.
Der letzte Kritikpunkt ist die zunächst schlapp konstruiert wirkende "Erinnerungsfetzen-Story" von Martin Odem. Man ahnt bereits nach 2,3 "Flashbacks" was Sache ist. Beteiligt an einem Militär-Geheimeinsatz, irgendetwas lief schief, die Oberen versuchen zu vertuschen. The same procedure as...

Doch nach und nach entwickelt sich genau dieser Handlungsstrang deutlich besser und spannender, denn das war nur der Anfang der ganzen Story, es werden weitere sehr gute Darsteller eingefügt wie z.B. David Meunier (Justified), Chance Kelly (Aquarius, Banshee, American Sniper) Marshall Bell (Blutmond, Total Recall, NBK,...) als FBI Deputy Director "Spiller" oder auch Robert Wisdom (The Wire, Prison Break, ...).

Nach einigen eher durchschnittlichen und mäßig spannenden Folgen vernachlässigt man deutlich Martin Odems undercover Einsätze und konzentriert sich mehr und mehr auf seinen eigenen "Vergangenheits-Identitäts"-Handlungsstrang was sowohl der Spannung als auch der Story mehr als gut tut. So langsam spielt sich dann auch Bean warm und wärmer und kann endlich auch mimisch in großen Teilen überzeugen, die Rolle des gehetzten, zerissenen Agenten mit Flashbacks und Erinnerungslücken liegt im einfach um Längen besser als die eines "coolen Cowboy-Typen", oder "Goldkettchen-Geschäftsmannes".

Die Action ist größtenteils gefällig inszeniert und die letzten 2,3 Folgen heben sich dann doch merklich vom Rest der Staffel ab, treten ordentlich aufs Gaspedal und man kann eine wahrnehmbare Steigerung in allen Belangen notieren, dennoch bleibt es insgesamt von "denk- oder erinnerungswürdig" ein gutes Stück weit entfernt.

Kurz und knapp: Zerfahrene und zu lange Einleitung mit kleineren Problemen und Plot-Schwächen und einem Sean Bean der nicht in allen Rollen überzeugen kann, deutlich besserer Mittelteil mit Wendungen und thematischer Schwerpunktverlagerung, starkes und actionreiches Finale, macht doch unterm Strich erst einmal verhalten Lust auf mehr. - eine 2te Staffel wurde bereits bestätigt-

BISHER: 6/10

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