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Seit ihrer Jugend sind Clif (Clif Prowse) und Derek (Derek Lee) dickste Freunde. Mit Anfang Zwanzig planen beide, ein Jahr lang dem geordneten Alltag Leb wohl zu sagen, um eine Weltreise zu starten. Als beide in Paris ankommen, landen sie am späten Abend in einem Pub. Derek ist auf einen One Night Stand mit Audrey (Baya Rehaz) aus und folgt ihr auf ihr Zimmer. Als sein Freund Clif ihm die Tour vermasseln will, findet er Derek bewusstlos und verwundet in einem Bett vor. Derek kann sich an nichts mehr erinnern, da Audrey ihn bewusstlos schlug. Als beide nach Vernazza/Italien reisen, geht es Derek immer schlechter. Er weiß noch nicht, dass diese Wunden Bisse sind und er sich mit einer gemeingefährlichen Krankheit infiziert hat, die Tote mit sich bringt...



Found Footage - Bis uns das der Tod uns scheidet... oder irgendwann ein anderes Genre mal wieder jahrelang vergewaltigt wird. Wir Genre-Kenner haben eigentlich schon alles gesehen.
1980 hat es den ersten Film dieser Gattung unter den Namen "Cannibal Holocaust" gegeben - der die Absichten des kommerziellen Dingsbums gar nicht hatte, sondern sich stilistisch einfach nur einzigartig darstellen wollte und dieser Versuch mit diesen neuartigen Stil-Mittel auch funktionierte. Mit "Blair Witch Project" wurde die nächste winzige Coitus Interruptus-Fregatte aufs Meer geschickt (auch das Teil hat gerockt. Es gab noch kein richtiges Internet und die Mundpropaganda hat diesem Film geholfen), bis man mit "REC" (2007) oder spätestens "Paranormal Activity" (ebenfalls 2007) merkte, dass man mit diesem Low Budget-Genre richtig Geld verdienen kann. So, und da wir im neuen Jahrtausend sind, Remakes und Reboots ertragen müssen, und so ziemlich jeden Schwachsinn, der uns Filmkritiker Schaum vor den Mund bringt (u.a. "Transformers 4", "Nightmare on Elmstreet" oder "Total Recall") ertragen müssen, haben wir auch, je nach Freizeit, all diese Filme mitgenommen.

Man kann sieben Jahre später durchaus behaupten: Auf einen richtig guten Found Footage-Film kommen knapp sieben Kackfilme, die natürlich auch auf der Erfolgswelle mitschwimmen wollen, aber einfach scheiße ausgedacht sind und kein Konzept haben.

Es gab unter anderem richtig gute Filme, die natürlich immer noch unter der eigenen Geschmackspolizei zu verantworten sind. Aber, wer diese Art von Filme mag, der findet garantiert auch dieses Teil hier gut.

Mit "Afflicted" kommt der erste Film heraus, der sich um das Thema "Vampire" dreht, und Junge - das Teil ist richtig gut geworden. Selbst für mich, der das Vampir-Genre hasst, kommt dieser Streifen richtig gut rüber - und diese Sache hat zwei Gründe:

Zum einen beginnt "Afflicted" wie ein Party-Streifen und wenn man es nicht wüsste, würde man denken, dass hier vielleicht ein zweiter "Project X 2" entstehen würde. Am Anfang und auch im mittleren Teil (trotz perfekten "Schockmomenten" steht die humoristische Seite im Vordergrund. Das unterhält, bringt nicht wirklich Längen mit sich (mit dem dieses Genre IMMER zu kämpfen hat) und bringt nicht die typischen 08/15-Weichspül-Charakter zum Vorschein. Clif Prowse und Derek Lee spielen ihre Rolle dank eines inhaltlich wertvollen Drehbuchs als Buddies verdammt gut runter und sorgen dennoch für Gänsehaut in manchen Momenten. Selbst als die Krankheit ausgebrochen ist, wird hier noch sehr oft auf das Spaßpedal gedrückt - obwohl man mittlerweile auch selbst bemerkt, dass der Film immer mehr in die Richtung Horror wankt.


Was den Film von den anderen Genre-Huren abhebt, sind die bereits erwähnte gut durchdachte Story und auch die Special FX, die man ganz, ganz selten in solchen Streifen sieht. Normalerweise siehst Du solch einem Film an, dass er für ein paar Spritzen Heroin unter den Fußnagel gedreht worden ist. Aber "Afflicted" ist in dieser Hinsicht keiner dieser billigen, gestreckten Wichs-Vorlagen. Ich bin kein Ingenieur, aber "Afflicted" feuert in der richtigen Dosierung Special FX ab, dass aus dem offenen Mundwinkel die Sabber rausläuft - natürlich nur, wenn man auf dieses Genre abfährt.

Im mittleren Teil oder gerade gegen Ende hin, wird es brutaler, die komödiantische Komponente weicht immer mehr der Horror-/Splatter-Schiene, so, dass man von einem perfekt in Szene gesetzten Found Footage-Film sprechen kann, der Gänsehaut und Schockmomente garantiert. Was für andere Filme dieser Gattung schon das Finale ist, da ist "Afflicted" erst einmal bei 2/3. Man spürt, dass dieser Film uns noch viele Sachen aufheben will. Lediglich der Schluss mit seinen zu überladenen und vorhersehbaren Schlenkern ist mir zu blöde geraten, so dass ich dennoch auf eine wertvolle Punktzahl kommen kann. Richtig gut. Aber zum Schluss hin wirkt "Afflicted" zu überladen.

7,5/10

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