Open Windows (Kurz und schmerzlos Teil 15)
Mit den Themen Blogging, totale Überwachung und der Leistungsexplosion moderner Computertechnik greift der Spanier Nacho Vigalondo gleich drei heiße Eisen der immer komplexer werdenden digitalen Welt auf und packt sie in einen fiesen, kleinen Voyeurismus-Thriller. Der auf verschrobene Charaktere abonnierte Elijah Wood („Frodo") unterstreicht seine diesbezügliche Versiertheit und auch Ex-Porno-Queen Sasha Grey überzeugt als zickiger Filmstar:
Kurz vor einem online gewonnenen Meet-and-greet mit seiner Lieblingsdarstellerin Jill (Sasha Grey) erhält der nerdige Filmfreak und leidenschaftliche Blogger Nick (Elijah Wood) von dem mysteriösen Chord via Voicechad eine Absage. Als Ausgleich bietet er ihm die Möglichkeit, die angebetete Jill über einen Live-Stream rund um die Uhr beobachten zu können. Als Nick der Voyeurismus-Versuchung nachgibt, gerät er in einen zunehmend unkontrollierbar werdenden Strudel aus manipulativem Terror, der v.a. für Jill lebensbedrohliche Ausmaße annimmt ...
Nacho Vigalondo legt von Beginn an ein rasantes Tempo vor und schafft geschickt eine beklemende Paranoia-Atmosphäre. Besonders clever ist dabei die visuelle Umsetzung, die sämtliche Handlungselemente über offene Fenster auf Nicks Laptop erzählt. Die Möglichkeiten moderner Überwachungstechnik gekoppelt mit der Echtzeit-Narration eines undurchsichtigen Plots sorgen für fiebrige Spannung und angespannte Neugierde.
Der originelle Mix aus „Das Fenster zum Hof" sowie der TV-Serien „24" und „Person of interest" verpufft leider in der zweiten Filmhälfte, in der Vigalondo den Glaubwürdigkeits-Bogen mit immer neuen Wendungen und immer abstruseren Technik-Gimmicks ordentlich überspannt, um dann im überkandidelten Finale vollends aus dem Ruder zu laufen.
Fazit:
Bis zur Halbzeit cleveres Konglomerat aus Paranoia- und Voyeurismus-Thriller, der Faszination wie Bedrohlichkeit moderner Überwachungstechnik geschickt gegeneinander ausspielt und gehörig Spannung aufbaut. Eine Kaskade teilweise hanebüchener Twists bringt den Film dann allerdings arg ins dramaturgische Schlingern. Die kongeniale visuelle Umsetzung kann dieses Manko zumindest teilweise abfedern.