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Houston, Texas: Sieben abgetrennte und nummerierte Kinderhände, die in einem Plastik-Beutel in der örtlichen Kanalisation gefunden werden, rufen die auf Täterprofile spezialisierte Ermittlerin Audrey MacLeah auf den Plan, die den Police-Captain Swaggert bei der Aufklärung des Falls unterstützen soll. Bei ihren Nachforschungen stößt Audrey schnell auf den jungen Jordan, der seit Jahren ohne ein Wort zu sprechen in einer psychiatrischen Anstalt sitzt. Dieser kritzelt nämlich immer um den 16. Juli rum Hände an die Wände seines Zimmers und blutet dabei Stigmata-mäßig an den eigenen Handgelenken. Während ihrer näheren Beschäftigung mit dem Jungen kommt Audrey dahinter, dass Jordan irgendwie in Verbindung mit einem Serienkiller zu stehen scheint, der bereits seit Jahren jeweils an jedem 16. Juli ein Kind entführt und tötet... Die Aura von "Das Schweigen der Lämmer" schwebt zu jeder Sekunde über Michael Cohns "Ermordet am 16. Juli", der sich aufgrund einiger nur allzu offensichtlicher inhaltlicher Gemeinsamkeiten unweigerlich an Jonathan Demmes mustergültigem Thriller-Hit messen lassen muss… und das nicht nur, weil hier wie dort eine von persönlichen Dämonen heimgesuchte Protagonistin im Mittelpunkt des Interesses steht. Auch das stilisierte Drumherum mitsamt der detailliert aufgezeigten Ermittlungs-Arbeit der Polizei gemahnt einen an den besagten Genre-Übervater, was man dem Film nun aber wirklich nicht ankreiden will, denn immerhin hat sich in den 90ern ja noch so ziemlich jeder Serienkiller-Streifen made in Hollywood mal mehr, mal weniger kräftig bei "Das Schweigen der Lämmer" bedient und glücklicherweise kann Cohn, der auch das Skript geschrieben hat, durchaus ein paar originäre Akzente in seiner Geschichte setzen, so dass der vermeintliche Ideen-Klau letzten Endes gar nicht mal so störend ins Gewicht fällt. Die Handlung wird nämlich allemal flott und spannend vorangetrieben und verzichtet sogar noch mehr als Oscar-gekrönte Vorbild auf jedwede veräußerlichten Gore-Effekte, was "Ermordet am 16. Juli" genügend eigenen Charakter verpasst. Weniger involvierend ist das Ganze dann aber keineswegs geworden, zumal auch die durchweg gute Besetzung den Zuschauer für den Stoff begeistern kann und viele Wendungen der Storyline glaubhafter rüberbringt als anderswo. Ally Walker gibt dann auch einen passablen Jodie Foster-Ersatz in einem Part ab, der locker als ausgedehnter Probedurchlauf für ihre spätere Hauptrolle in der doch sehr ähnlich gelagerten TV-Serie "Profiler" durchgehen könnte. Die Marketing-technisch auch auf dem Cover groß herausgestellte Beteiligung Martin Sheens führt einen allerdings eher in die Irre, denn der gibt hier eher den Scott Glenn der Angelegenheit und bekleidet lediglich eine bessere Nebenrolle, die schnell zugunsten einiger Szenen zwischen Walker und Tara Subkoff, die hier völlig überzeugend den jungen Jordan mimt, in den Hintergrund tritt. Vom anfänglichen Ensemble-Stück entwickelt sich die Chose dann auch rasch in Richtung Character-Piece, das sich auch nicht unbedingt scheut, zu einigen aufgeworfenen Fragen keine haarklein ausformulierten Antworten zu liefern und den Zuschauer ein wenig bewusst vor den Kopf zu stoßen... und auf die Art eben auch die gröbsten Klischees geschickt zu umschiffen, denn einen weiteren Psycho-Thriller mit eingebautem Kindheits-Trauma braucht nun wirklich keiner mehr. Analog zu "Das Schweigen der Lämmer" mündet das Ganze in ein durchaus verstörendes Finale, das dann eher in Richtung Horrorfilm inszeniert ist und neben dem lange erwarteten Auftritt Ron Perlmans auch mit ein paar kleineren Brutalitäten um die Ecke kommt. Dank der sicheren Regie fesselt "Ermordet am 16. Juli" aber tatsächlich über die volle Distanz und ist von den drei Filmen, die Michael Cohn in den 90ern gemacht hat (neben dem kleinen B-Actioner "F-117 A Stealth War" auch noch die 1997er-Horror-Variante von "Schneewittchen" mit Sigourney Weaver) eindeutig der beste. Fazit: Wenn schon nachgemacht, dann bitte so!

8/10

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