Review

Bei „Moonraker“ handelt es sich um einen viel gescholtenen Bondfilm, obwohl er sich, vom Finale mal abgesehen, gar nicht so sehr von meisten anderen Filmen der Reihe unterscheidet.
Der Auftakt ist für Bondverhältnisse noch relativ maßvoll: Man will James Bond (Roger Moore) aus einem Flugzeug werfen, doch der erobert im Sturz noch einen Fallschirm, sodass der schurkische Vorbesitzer direkt bekommt, was er verdient. Gleichzeitig ist Beißer (Richard Kiel) zurück, den Bond zwar nicht killt, aber dem er trotzdem ein Schnippchen schlägt. Die Fallschirmstunts sind nett und ab mit dem üblichen Vorspann.
Dieses Mal bietet eine gemopste Raumfähre vom Typ Moonraker den Stein des Anstoßes. „Moonraker“ war ungeplant und ein Zugeständnis an den damaligen „Star Wars“-Boom, doch die Sci-Fi-Tendenzen halten sich halbwegs in Grenzen bis auf das Finale. Bond macht sich auf, um Hugo Drax (Michael Lonsdale), den Chef der Herstellerfirma, unter die Lupe zu nehmen, der sich direkt durch eine seltsame Rasseneinteilung verdächtig macht.

Auch Bond sieht direkt, dass der Mann Dreck am Stecken hat und ermittelt weiter. Er findet heraus, dass Drax mit einer speziell ausgewählten Truppe Menschen ins All fliegen will, um eine neue Herrenrasse zu züchten – den Rest der Menschheit will er auslöschen…
Mit Drax präsentiert der Bond-Kosmos seinen wohl größenwahnsinnigsten Schurken, aber andrerseits waren die Pläne anderer Kontrahenten (auch der stets über den Klee gelobten Connery-Opponenten) alles andere als maßvoll. Leider mangelt es Drax an Ausstrahlung, fast schon bieder und unscheinbar wirkt er stellenweise. Immerhin gibt es einige charismatische Handlanger wie Drax’ Kampfhunde und einen karatekundigen Helfer, den Bond in einer spannenden Kampfszene abserviert. Beißer hat natürlich auch viel Charisma, tritt hier jedoch deutlich weniger überzeugend als in „Der Spion, der mich liebte“ auf.

Neben dem mäßigen Oberschurken entpuppt sich der Humor als Schwäche von „Moonraker“, da die Gags oft etwas infantil sind: Gerade Beißer wird öfter für Klamauk verbraucht und mit extrem übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattet, die seine Figur ebenfalls weniger überzeugend als im direkten Vorfilm wirken lassen. Dafür ist das Bondgirl, Dr. Holly Goodhead (Lois Chiles), mal wieder überzeugend und ist resolut genug, um nicht direkt neben Bond zu verblassen. Zudem setzt auch „Moonraker“ auf eine der großen Stärken der Moore-Bonds, namentlich exotische Locations. Hier sind neben einem Schloss in Kalifornien, Venedig, Rio de Janeiro und der Dschungel Schauplatz des Geschehens.
Auf der Plotseite bleibt es bei dem üblichen Hin und Her zwischen Ermittlungsarbeit und dem Verhindern von Mordanschlägen auf die eigene Person, doch Regisseur Lewis Gilbert gestaltet Altbekanntes sehr kurzweilig. Q präsentiert mal wieder nette Gimmicks, Bond bekommt ordentliche, aber keinesfalls herausragende Oneliner und der Showdown ist auch das Übliche im Sci-Fi-Gewand. Hier kommt die Kavallerie halt mit dem Shuttle und ballert mit Lasern, doch ansonsten ist es das gleiche die sonst üblichen Erstürmungen ausgehöhlter Vulkane.

Im Actionbereich kann „Moonraker“ dafür wieder punkten. Der spektakulärste Bond ist es nicht und gerade weil das Finale nur Altbekanntes in anderem Gewand bietet, während hier mehr möglich gewesen. Dafür gibt es eine explosive Motorbootjagd mit viel Pyrotechnik, eine ruppige Gondelfahrt in Venedig und einige tolle Stunts, z.B. auf einer Seilbahn. So überzeugt zumindest die vor dem Finale kommende Action stets, wenngleich Bond schon mal aufsehenerregender in Aktion war.
Roger Moore erweist sich als erstklassige Verkörperung des Superspions und kann mal wieder mit süffisantem Humor überzeugend. Lois Chiles besteht auch ohne großen Grund zur Klage zu bieten, Richard Kiel ist OK, nur Michael Lonsdale kann seiner ohnehin schon wenig prägnanten Rolle kaum zusätzliches Leben verleihen. Der Rest der Darsteller ist gut, unter anderem Bernard Lee zum letzten Mal als M und Desmond Llewelyn als Q.

Somit ist „Moonraker“ ein ordentlicher Bond dank guter Action, recht temporeichem Standardplot und exotischer Schauplatz. Aufgrund eines uncharismatischen Oberschurken und einigem infantilen Humor reicht es jedoch nicht zum herausragenden Film der Reihe.

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