„In tödlicher Mission“ ist Jon Glen erster Bondfilm, dessen Beiträge allesamt zu den besten Filmen der Reihe gehören – dies hier ist aber noch sein schwächster.
Ausnahmestellung dürfte die Pre-Creditsequenz genießen, denn hier macht James Bond (Roger Moore) ein für allemal Schluss mit Blofeld. Der versucht ihn in einem ferngelenkten Hubschrauber zu erledigen, doch Bond übernimmt den Steuerknüppel nach spektakulärer Kletterei am fliegenden Objekt und semmelt Blofeld dann noch einen Fabrikschornstein runter.
Zankapfel in diesem Bondstreifen ist der Bordcomputer eines britischen Spionageschiffs, das gezielt per Mine versenkt wird. Die Briten wollen das Gerät und die gespeicherten Informationen natürlich zurück, die Russen würden sie gern in die Hände kriegen und natürlich ist da noch der unbekannte Schurke, der für die Versenkung verantwortlich ist. Bond erhält den Auftrag zu ermitteln, jedoch nicht von M, der in diesem Film als im Urlaub befindlich gemeldet wird.
Anhaltspunkt ist ein Attentäter, der den britischen Forscher, der das Wrack suchen sollte, mitsamt seiner Frau ermordete. Bond sucht nach dem Mann und trifft dabei auf Melina Havelock (Carole Bouquet), die Tochter der Ermordeten…
„In tödlicher Mission“ ist ein Bond der Moore-Ära, was mal wieder coole Sprüche und einige Schauplatzwechsel garantiert. Es wird zwar weniger gewitzelt als in anderen Moore-Bonds, doch auch hier wirft 007 mit knackigen Onelinern um sich, vor allem bei der Fieslingsbeseitigung. Das Angebot der Schauplätze reicht hier von Schneehängen über blaues Meer bis hin zu den Bergen Griechenlands, die Jon Glen mal wieder sehr schick in Szene setzt.
„In tödlicher Mission“ betont die Agentenfilmkomponente mal wieder stärker, sodass Bond hier mal wieder mehr ermitteln muss und Hinweise entschlüsseln. Auch der Oberschurke bleibt lange Zeit unerkannt, erst zu Beginn des letzten Drittels wird seine Identität gelüftet. So entsteht ein ordentlicher Spannungspegel, auch wenn Glen nicht allzu sehr aufs Gas drückt und „In tödlicher Mission“ nicht so temporeich wie andere Bondabenteuer erzählt.
Allerdings hat diese Struktur auch ihre Nachteile: So darf der Fiesling nicht zu charismatisch sein, denn Bond muss ja mehrere Kandidaten haben, die als Oberschurken in Frage kämen. Die Handlanger fallen durch Muskelkraft und Zielsicherheit auf, aber exotische Helfershelfer vom Kaliber eines Odd Job fehlen leider. Bei den Girls sieht es nur etwas besser aus: Ein blonder Skihase ist eher zur Belustigung da und Melina mag ja gerne die Armbrust schwingen, aber abgesehen vom Rachetrieb mangelt es ihrer Figur an Profil.
Dafür beweist Jon Glen mal wieder ein Händchen für Action. Besonderes Highlight ist die sehr lange Jagd im winterlichen Gebiet mit Skiern, Motorrädern und Autos, die zu den besten Skiszenen der Bondserie zählt. Ebenfalls gelungen die meisten anderen Actionszenen wie eine Verfolgungsjagd, bei der Bond eine Ente fährt, ein extrem stimmungsvoll gemachter Tauchgang oder der explosive Überfall auf das Lagerhaus. Nur der Showdown, bei allen anderen Bondfilmen Glens das Highlight, enttäuscht trotz guter Kletterstunts etwas: Kaum Handlanger gibt es auszuschalten und die werden in Weichspülmanier nur gefangen genommen oder KO geschlagen (Ausnahme: ganz böse Killer). Selbst den Oberfiesling will Bond vor Melinas Rache schonen. Inszenatorisch kann man an „In tödlicher Mission“ jedoch sonst nicht herummeckern.
Mit viel Elan und Witz kommt Roger Moore wieder in der Bondrolle rüber und lieferte gewohnt gute Arbeit ab. Carole Bouquet als Girl ist OK, Lois Maxwell und Desmond Llewelyn in ihren Paraderollen auch gut, während die Fieslingsriege nur ordentlich, aber nicht überragend agiert.
Mit ziemlich spannender Story und guten Actionszenen überzeugt „In tödlicher Mission“, aber einige Detailschwächen wie die etwas zu uncharismatischen Nebenfiguren und der eher lahme Showdown trüben den Spaß etwas.